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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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gesehen?“
    „Vor zwei Monaten bei der Hochzeit meiner Schwester.“
    „Da waren die beiden mit Sicherheit schon verheiratet.“
    „Edward hat kein Wort darüber verloren. Was allerdings nicht unbedingt etwas zu bedeuten hat, denn der gute Edward war schon als Kind ein Geheimniskrämer. Vielleicht fand er seine Frau zu wenig vorzeigbar, als dass er sie zu so einem großen Familienereignis mitbringen wollte …“
    Elizabeth lachte laut auf. „Also, das war bestimmt nicht der Grund. Lady Bakerfield ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe!“
    „Natürlich ist sie nicht so schön wie meine Tochter.“
    „Natürlich nicht. Keine Frau ist so schön wie Miss Elizabeth.“ Dewary staunte über sich selbst, sich dies sagen zu hören, doch nicht darüber, es auch tatsächlich so zu meinen. Das Lächeln, das Elizabeth ihm schenkte, war warm und glücklich und kam von ganzem Herzen. Er sah es, und es fehlte nicht viel, dass er sie in seine Arme gerissen hätte, hier, auf dieser feuchten Wiese vor den Augen ihrer Frau Mama und zweier neugieriger Diener! Das schlechte Gewissen packte ihn umgehend am Kragen und hielt ihn davor zurück. Miss Porter beschäftigte seine Gedanken in den letzten Tagen viel zu sehr – bedeutend mehr, als es schicklich war.
    „Außer meiner Verlobten, selbstverständlich“, setzte er darum rasch hinzu. Hatte er vorgehabt, damit sein Gewissen zu beruhigen, so zeigte ihm ein Blick in Elizabeths enttäuschtes Gesicht, dass das kläglich misslungen war. Denn das schlechte Gewissen, das er nun ihr gegenüber verspürte, übertraf jenes Vivian gegenüber bei Weitem.
    Mylady hatte von dem Blickwechsel nichts mitbekommen. „Wie möchten Sie, dass wir weiter vorgehen, Major Dewary? Für mich ist das alles ein herrliches Abenteuer, und ich genieße jede Stunde in Ihrem Elternhaus. Ich muss gestehen, ich habe mich noch selten irgendwo so wohlgefühlt. Fast so, als wäre ich dort zu Hause. Nicht wahr, Elizabeth, wir fühlen uns auf Digmore Park richtig zu Hause?“
    Noch vor wenigen Minuten hätte ihr ihre Tochter ohne Zögern zugestimmt, doch jetzt regte sich trotziger Widerstand. „Ich fühle mich nur auf Portland Manor zu Hause.“
    Mylady nieste.
    „Wenn wir noch lange hier stehen, dann hole ich mir den Tod!“ Ihre Augen suchten nach einer trockenen Stelle auf dem Feldweg. „John, bring mir meinen Umhang aus dem Wagen!“
    Dewary nutzte die Gelegenheit, während Mylady anderweitig beschäftigt war, um hinter Elizabeth zu treten.
    „Ich wünschte, Sie wären mir nicht mehr böse!“
    Elizabeth schlug das Herz bis zum Hals hinauf. Es war so aufregend, ihn so nah zu wissen, seinen Atem an ihrem Nacken zu spüren. Zu gern wäre sie bereit gewesen, ihm noch viel Schlimmeres zu vergeben. Aber Dewary war verlobt, und er ließ keine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen. Also war es besser für ihr Seelenheil, ihn sich vom Leibe zu halten. Sie ging einige Schritte von ihm weg und wandte sich um. Mylady hatte unterdessen das Tuch um ihre Schultern gelegt und sich auf ein paar trockene Kieselsteine gestellt. „Was sind Ihre nächsten Pläne? Wir haben versprochen, Ihnen zu helfen. Also, Major, was sollen wir tun?“
    Wäre Elizabeth in der richtigen Stimmung gewesen, sie hätte über Mamas Eifer geschmunzelt. Da sie jedoch nicht in der Stimmung war zu lächeln, begnügte sie sich damit, Löcher in die Bäume am Waldrand zu starren.
    Dewary ging zu Lady Portland hinüber. „Lassen Sie uns überlegen. Am besten wird es sein, wir gehen generalstabsmäßig vor.“
    Er begann vor den Damen auf und ab zu marschieren, so als gelinge es ihm dadurch besser, seine Gedanken zu ordnen. Elizabeth konnte sich nun gut vorstellen, wie Dewary die Truppen abschritt und alle Männer vor ihm stramm in Habtachtstellung standen. Noch nie war ihr ein Mann von solcher Ausstrahlung und Selbstsicherheit begegnet, der zugleich so feinfühlig sein konnte. Nein, sie würde ihren Blick nicht auf ihn richten! Er sollte keinesfalls bemerken, wie sehr er sie beeindruckte! Also wieder starr zu den Bäumen hinüberschauen! Doch was war das? Diese Gestalt hatte doch eben noch nicht dort gestanden! Kaum wahrnehmbar, im Schutz zweier hoher Nadelbäume, verharrte regungslos ein rotbraunes Pferd. Sein Reiter saß ebenso still im Sattel, den Blick ganz offensichtlich zu ihnen gewandt. Elizabeth zögerte keine Sekunde und trat Dewary in den Weg.
    „Schauen Sie dort!“ Aufgeregt wies sie mit ihrer Rechten auf den Unbekannten.

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