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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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legte ihm die Hand auf den Arm. »Moment, Waddington. Sie haben mir noch überhaupt keine Instruktionen zu dem Gast gegeben –« Ich sprach den Satz nicht zu Ende, sondern schnippte mit der Hand zweimal in der Höhe meines Knies. »Verdammt, das ist eine von diesen blöden Pferdebremsen.«
    Gorgonzola hat gelernt, auf bestimmte Zeichen zu reagieren. Sie verschwand wieder zwischen den Büschen. Die glänzenden Rhododendronblätter schlossen sich, zitterten und waren still.
    »Ich hasse diese Viecher. Wo ist sie hin?« Ich schlug mit den Händen um mich.
    Er drehte sich ungeduldig um. »Machen Sie doch kein Theater. Was für Instruktionen sollten Sie denn brauchen? Tun Sie für den Gast einfach dasselbe wie für Sir Thomas und Ms Robillard.«
    »Ich muss zum Beispiel wissen, ob es sich um einen weiblichen oder männlichen Gast handelt. Eine Dame wird erwarten, dass ich ihr den Koffer auspacke und –«
    »Kommen Sie einfach eine Viertelstunde vor Ihrer normalen Zeit rüber, damit Sie da sind, um uns in Empfang zu nehmen.« Er ging los, ohne meine Frage zu beantworten. »Ach ja, und tragen Sie unbedingt Handschuhe. Sir Thomas legt auf einen guten Eindruck Wert.«
    Durch das Buntglas der Eingangstür konnte ich nicht sehen, wie der Wagen eintraf, doch das Knirschen von Reifen auf dem Kies war für mich das Zeichen, die Tür zu öffnen und mich auf der obersten Stufe der Eingangstreppe zu postieren, um den Gast zu begrüßen.
    Ich hatte auf einen männlichen Gast gehofft, vielleicht sogar auf Louis Moran, auch wenn er wahrscheinlich nicht viel Ähnlichkeit mit dem Bild von ihm aus unserer Akte haben würde. Stattdessen stieg eine zierliche Ostasiatin in einem teuren, maßgeschneiderten schwarzen Tunikaanzug aus, der sich auf dem Laufsteg einer Londoner Modenschau hätte sehen lassen können.
    Waddington holte einen kleinen Koffer und eine Laptoptasche aus dem Wagen und folgte der Frau die Treppe hoch, um das Gepäck in der Diele abzusetzen.
    »Die Butlerin wird sich um Ihre Koffer kümmern, Ms Chang. Ich setze Sir Thomas von Ihrer Ankunft in Kenntnis.« Mit einem Nicken in meine Richtung eilte er leichtfüßig die Treppe hoch.
    »Willkommen auf Allt an Damh , Madam.« Ich machte eine knappe Verbeugung. »Darf ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen?«
    Sie musterte mich einen Moment, hielt ihren Blick auf mein Gesicht gerichtet, als speicherte sie das Bild in einer Datei ab, dann sagte sie mir mit einer gebieterischen Geste, dass ich vorausgehen sollte. Ich nahm den Koffer und griff nach der Laptoptasche.
    Sie schnappte sie mir weg. »Die trage ich.«
    Schweigend stiegen wir die Treppe hoch; schweigend starrten von oben die Hirschköpfe auf uns herab. Das ihr zugewiesene Zimmer befand sich am hinteren Ende des oberen Flurs und war zwar genauso groß und behaglich wie Gabrielles, doch deutlich weniger luxuriös eingerichtet – ohne das Himmelbett, die Plüschkissen, den Polstersessel und Kleiderschrank mit Spiegel. Stattdessen war Ms Chang ein Bett mit einfach gepolstertem Kopfteil zugewiesen, eine Daunendecke mit einer rotgrün karierten Wolldecke als Überwurf sowie ein Holzstuhl mit gepolstertem Sitz. Durfte sich Gabrielle an einer Vase mit teuren Orchideen erfreuen, schmückte hier nur eine einfache Schale mit violetter Heide die Kommode. An sich wäre der Qualitätsunterschied der Zimmer völlig bedeutungslos gewesen, doch ich fand es bezeichnend, dass Gabrielle, nach außen hin eine bloße Bekannte von Sir Thomas, bei der Zimmerausstattung gegenüber Ms Chang, wohl einer wichtigen Geschäftspartnerin, den Vorrang hatte.
    Ich legte den Koffer auf dem Gepäckständer ab. »Soll ich für Sie auspacken, Madam?«
    »Sie packen Kleider in Kommode.« Wieder diese gebieterische Geste. »Nicht viele. Bleiben nicht lange.«
    Während ich jedes Stück einzeln aus dem Koffer nahm und in einer Schublade verstaute, spürte ich ihren Blick im Rücken.
    Ich hielt den Kulturbeutel hoch. »Das Gästebad ist im Flur gegenüber, Madam. Soll ich den Kulturbeutel –?«
    »Nein, Sie lassen Beutel hier.« Ihr Ton war scharf und ungeduldig.
    »Wäre es das dann, Madam?«
    Zur Antwort entließ sie mich mit einer wedelnden Geste.
    Ich stöhnte innerlich und wandte mich zur Tür. Schlimm genug, mich mit Gabrielles launischem Wesen zu arrangieren, doch jetzt hatte ich es offenbar auch noch mit einem Klon von ihr zu tun.
    Auf meinem Weg durch den Flur kam mir Waddington entgegen, und als ich die Treppe hinunterging, hörte ich, wie er an die Tür des

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