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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Augen vorgefallen war. Cameron-Blaik war ein reicher Mann, den entweder die Gier oder finanzielle Zwänge dazu verleitet hatten, Whisky gegen Drogen zu tauschen, und der zu betrügerischen Termingeschäften mit Whisky durchaus fähig schien. Heute Abend hatte er seine Maske ein Stück weit fallen gelassen und eine Seite offenbart, die ich vermutet, aber bis jetzt noch nicht persönlich erlebt hatte. Ihm war ohne weiteres zuzutrauen, dass er sich auf Mord verlegte, sobald er aufzufliegen drohte.
    Ich öffnete die Tür zum Billardzimmer. Dies war meine Chance. Bevor die Herrschaften aus dem Speisezimmer kamen, musste ich die Zeit nutzen, in den Regalen nach einem Buch zu suchen, in dem sich vielleicht Variationen des Cameron-Wappens fanden. Die Unterschiede im Emblem der beiden Ringe ließen mir keine Ruhe.
    Vor dem Abendessen hatte ich hier die Gardinen zugezogen und in der Nähe des Kamins schon einmal für den Kaffee nach der Mahlzeit eine Tischlampe angeknipst. Der Raum lag bis auf den warmen Lichtkegel rund um die Lampe und die Flammen, die den Rauchfang hochzüngelten, im Dunkeln. Ich machte die Deckenleuchte an und wollte gerade die Tür hinter mir zuziehen, als ich mich besann. Auch wenn ich hoffte, schon wieder weg zu sein, bevor sie aus dem Esszimmer kamen, ließ ich zur Vorsicht die Tür angelehnt, um von ihren lauter werdenden Stimmen gewarnt zu werden. Dann hätte ich gerade noch genug Zeit, das Buch wieder ins Regal zu stellen und mich notfalls damit herauszureden, ich hätte Sir Thomas’ Bemerkung, für heute nicht mehr benötigt zu werden, nur auf meine Pflichten im Esszimmer bezogen und wartete daher, um ihnen wie gewohnt Kaffee und Drinks zu servieren. Ich ging zu den Bücherregalen hinüber. Philosophie … Literatur … Botanik … Geografie. Wie ich schon vermutet hatte, handelte es sich bei den Büchern vor allem um alte Wälzer, die zum Teil lateinische Titel trugen und die mit ihren verzierten Lederrücken wohl eher wegen ihrer dekorativen Wirkung gekauft worden waren. Ich überflog die Titel in der Geschichtsabteilung. Die Schlacht von Floggen und ihre Folgen , Geschichte des Jakobitenaufstands von 1745 , Die Vertreibung aus dem Hochland , Könige und Königinnen von Schottland , Die schottischen Klans . Mir lief die Zeit davon. Schnell zog ich letzteren Band aus dem Regal.
    Ich lehnte den schweren Wälzer an die Kante des Billardtischs und ging mit dem Finger das Inhaltsverzeichnis durch, bis ich die Kapitelüberschrift Klan-Insignien fand. Jede Seite dieses Kapitels widmete sich jeweils einem Klan und enthielt sowohl einen Abschnitt zu seiner Geschichte als auch eine Darstellung des entsprechenden Wappens. Tatsächlich setzte sich das Wappen des Cameron-Klans, wie Sandy richtig bemerkt hatte, aus dem vertikalen Bündel von fünf Pfeilen und den drei gälischen Wörtern, dem Motto mit der Bedeutung einig zusammen.
    Demnach trug Sir Thomas keinen Ring der Camerons – Pfeile in einer Faust mussten logischerweise zum Wappen eines anderen Klans gehören. Ich blätterte noch einmal zum Anfang des Kapitels zurück und ging die Klans ein zweites Mal durch: Anderson … Armstrong … Buchanan … Buchan … Bruce … Brodie … ich starrte auf die Seite der Brodies. Da war es. Die drei horizontalen Pfeile in einer Faust, mit dem Motto einig in einem einzigen Wort auf Englisch. Was konnte einen Cameron dazu bewegen, einen Ring mit den Insignien eines anderen Klans zu tragen? Mir fiel kein Grund ein, es sei denn, der Mann, der sich Sir Thomas Cameron-Blaik nannte, gehörte überhaupt nicht zu dieser Familie. Woraus folgte, dass es sich vielmehr bei der Leiche auf dem Friedhof von Kildalton mit dem authentischen Cameron-Ring am Finger sehr wohl um Sir Thomas Cameron-Blaik handeln konnte.
    Wer aber war in diesem Fall der Mann, der sich für ihn ausgab?
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie hier vorzufinden, Dorward.« Die Feststellung erfolgte in ruhigem Ton, in dem etwas bekannt Bedrohliches mitschwang.
    Ich wirbelte herum. Cameron-Blaik stand hinter mir. Der dicke Teppich hatte seine Schritte verschluckt.
    Sein Blick wanderte von dem aufgeschlagenen Buch zu meinem Gesicht. »Ich hatte Ihnen gesagt, Sie sollten für heute Feierabend machen.« Es war eine Feststellung, keine Frage, die gedehnt und in scharfem Ton ausgesprochen wurde.
    »Ich dachte, Sie meinten damit meine Pflichten im Esszimmer, Sir Thomas, und Sie wollten sich wie gewohnt hier Kaffee und Drinks von mir servieren lassen.« Mein Mund

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