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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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schlängelte sich wie ein zartgraues Band durch die dunkle Masse der Rhododendren.
    Ich hatte mich erst wenige Meter vom Cottage entfernt, als ich die Lichtkegel der Taschenlampen sah, die sich auf und ab bewegten und zugleich über Kies, Blätter und Baumstämme schweiften. Mir blieb kaum eine halbe Minute. Ich ging auf die Knie und wand mich in die Mitte des nächsten Rhododendronbuschs. Die peitschendünnen Zweige schlossen sich hinter mir, und so lag ich dort, das Gesicht seitlich in den Blättermulch gedrückt, in stummem Zwiegespräch mit Mutter Erde. Der Rucksack auf meinem Rücken hob sich und zuckte unter Gorgonzolas Versuch, sich an die plötzliche horizontale Stellung anzupassen. Auf meine geflüsterte Mahnung, »Psst, Gorgonzola«, wurde es still.
    Ich hörte den Kies unter eilenden Füßen knirschen, dann das dumpfere Geräusch von Schuhsohlen auf dem gepflasterten Pfad. Schließlich wurden die Schritte langsamer. Als ich den Kopf ein wenig anhob, konnte ich sehen, wie die Lichtkegel über die Cottagetür glitten, die geflüsterten Worte jedoch drangen nur undeutlich zu mir herüber.
    Die Dunkelheit hinter den geschlossenen Gardinen musste den Eindruck erwecken, dass ich noch zuhause und zu Bett gegangen war. Falls sie glaubten, ich schliefe, gingen sie vielleicht davon aus, dass sie getrost bis morgen warten konnten, um sich die Butlerin vorzunehmen. Auch das bedeutete allerdings nur eine kurze Atempause.
    Sobald die Luft rein wäre, würde ich in den Wald flüchten. Ich wusste genau, wie ich meine Spuren verwischen und selbst Spürhunde irreführen konnte: Allt an Damh verdankte seinen Namen dem Flüsschen, das zwischen den Bäumen verlief und unten in die Bucht mündete. Ich hatte einen Hirsch hindurchwaten gesehen – und was der konnte, das konnte ich schon lange. War ich erst einmal in der Bucht angelangt, würde ich mich ans seichte Gewässer halten, bis ich in die Nähe des Treffpunkts und an den Pfad kam, der vom Wasser zur Küste hinaufführte.
    Die Beratung im Flüsterton war beendet. Eine der Gestalten trat vor und klopfte laut, während sich die andere rechts von der Tür flach an die Wand drückte.
    »Ich bin’s nur, Waddington. Die Sprechanlage funktioniert leider nicht, deshalb bin ich rübergekommen, um Ihnen Bescheid zu sagen, dass …« Er senkte die Stimme plötzlich so, dass ich sie auch von drinnen niemals hätte hören können.
    Sie warteten. Dann klopfte er nochmals energisch an. »Dorward!« Wenig später hämmerte er gegen die Tür. »Waddington hier. Machen Sie auf.«
    Nach einer Weile hörte ich Moran ruhig sagen: »Die kommt nicht raus.«
    Er kramte in seiner Tasche. Ich hörte ein klickendes Geräusch, als er das Cottage aufschloss. Sobald die Tür in den Angeln nach innen schwang, flutete Licht heraus. Moran stürmte hinein. Waddington zögerte einen Moment, bevor er ihm folgte.
    Ich drückte mich noch tiefer in die modrige Blätterschicht und wandte das Gesicht vom Cottage ab. Wenn ich sie sehen konnte, war vielleicht der helle Fleck meines Gesichts auch für sie deutlich genug, um auf mich aufmerksam zu werden. Ich sah mich schon im Strahl ihrer Taschenlampen wie ein Kaninchen im grellen Licht nahender Autoscheinwerfer erstarren – und genauso ausgeliefert.
    Durch die offene Tür war das Krachen und Splittern von Mobiliar und das Scheppern von Geschirr zu hören, als vermutlich Moran seine Wut an der Einrichtung der Hütte ausließ. Und plötzlich waren sie wieder draußen. Sehr nahe. Zu nahe.
    »Sie ist weg.« Moran spuckte die Worte aus.
    Ich hörte ein schallendes Klatschen, dann Waddington, der nach Luft schnappte und wimmerte: »Was kann ich denn dafür! Ist doch nicht meine Schuld, dass sie abgehauen ist.«
    Noch ein Klatschen. »Sie Vollidiot, Waddington. Und ob es Ihre Schuld ist! Ich hab sie im Billardzimmer dabei erwischt, wie sie den Ring in einem Buch nachgeschlagen hat. Ich hatte Ihnen eindeutig aufgetragen, einen Cameron-Ring zu kaufen, mit den zusammengebundenen Pfeilen und dem Motto Einig . Hirnverbrannt, wie Sie sind, haben Sie einen Brodie-Ring besorgt.«
    »Das lass ich mir nicht bieten, Blaik.« Waddington zeigte mehr Stehvermögen, als unter den gegebenen Umständen gut für ihn war. »Ein Wappen mit Pfeilen und dem Motto Einig , das haben Sie gesagt und das haben Sie bekommen. Was haben Sie denn daran auszuset–?« Dem röchelnden Geräusch nach zu urteilen, hatte Moran ihn an der Kehle gepackt.
    »Das Cameron-Motto ist auf Gälisch, Sie Trottel.

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