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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Schuppens benutzt und dabei nicht darauf geachtet, sie rechtzeitig wieder auszumachen. Ohne Licht war ich weiterhin zu diesem Schneckentempo verdonnert.
    Kein Zweifel: Ich wurde müde. Manchmal stolperte ich über einen aus der Erde ragenden Stein oder einen heruntergefallenen Ast, kam vom Weg ab und fand ihn nach mehreren beklemmenden Minuten wieder, während mir die ganze Zeit das Gewicht des Rucksacks an den Schultern zerrte.
    Endlich hörte ich rechts von mir das Murmeln des gewundenen Bachlaufs. Von meinen früheren Erkundungsgängen wusste ich, dass er nur hundert Meter von den flechtenbedeckten Hügeln entfernt lag, doch selbst bei Tageslicht war das Gelände dazwischen ein wahres Minenfeld voll tückischer Felsbrocken und knöchelverrenkender Löcher – aus Sicht eines Wildhüters die ideale Stelle, um seine tödlichen Tellereisen und Schlingen aufzustellen. Selbst wenn ich den Bach heil erreichte, würde ich spätestens im Wasser über im Dunkeln unsichtbare Gesteinsbrocken stolpern und ein gebrochenes Bein oder eine Gehirnerschütterung riskieren.
    Mit dem Morgengrauen würde in wenigen Stunden der Hund die Fährte aufnehmen. Ich schloss die Augen, holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Die lähmende Panik verebbte und hinterließ nur noch einen kalten Schweißausbruch. Ich setzte mich mit dem Rücken an einen Baum und nahm den Rucksack in die Arme. Sobald es hell genug wäre, um zu sehen, wo ich hintrat, würde ich weitergehen. Zur Sicherheit würde ich mir einen dicken Stock nehmen und vor jedem Schritt damit im Boden herumstochern, damit die Eisenzähne der Fallen sich ins Holz statt in meine Knochen fräßen …
    Im ersten grauen Licht der Morgendämmerung verschwammen die Farben der farnbewachsenen Hügel und der Bäume, die den Bachlauf säumten, zu einer fahlen monochromen Fläche. Ich war von Gorgonzola, die sich heftig im Rucksack bewegte, geweckt worden. Als ich die Augen aufschlug, wusste ich für eine Sekunde weder, wo ich war, noch erinnerte ich mich an die Ereignisse der Nacht. Doch schon im nächsten Moment kehrte alles schlagartig zurück. Entsetzt, dass ich geschlafen hatte, sprang ich auf. Ich hätte bereits vor einer Stunde hier wegkommen sollen. Beinahe wäre mir der Rucksack aus den Händen geglitten, als Gorgonzola mit einem lauten, fordernden Gejaul den Reißverschluss auseinanderdrückte. Sprungbereit hakte sie eine große, haarige Tatze in den Stoff.
    »Tut mir leid, Mieze, aber ich muss dich an die kurze Leine nehmen.« Mit steifen, kalten Fingern kramte ich in der Rucksacktasche. »Kann nicht riskieren, dass du zwischen den Fallen herumläufst.«
    Widerwillig ließ sie sich Halsband und Leine anlegen und zog sich zurück, um im Laubmulch unter den Bäumen eine Mulde zu graben. Als Nächstes stünde, wenn es nach ihr ging, das Wetzen der Krallen an der Rinde an, um sich schließlich auf die Jagd nach ihrem Frühstück zu machen, doch für all das war keine Zeit. Sobald sie ihr Geschäft vergraben hatte, zog ich an der Leine und spulte sie, obwohl Gorgonzola wild protestierte und die Beine steif machte, auf. Als ich mich bückte, um sie hochzuheben, war ich darauf gefasst, dass sie sich windend gegen den Zugriff wehren würde.
    Stattdessen stand sie sehr still und drehte die Ohren in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Dann hörte auch ich es: das ferne Bellen eines Hundes. Irgendwo hinter uns auf dem Pfad knackte ein Zweig. Ein Reh, das zur Bucht hinunterlief? Oder ein Mensch auf der Jagd nach DJ Smith?
    Ich wartete nicht, um es herauszufinden, sondern packte Gorgonzola am Genick, ließ sie in den Rucksack fallen und machte den Reißverschluss zu. Die nächste Deckung bot der herausgerissene Wurzelballen eines umgefallenen Baums, ein kreisrunder Wall aus Grasbüscheln, Moos, Erde und getrockneten Wurzeln. Ich duckte mich dahinter und wartete, während ich auf jedes noch so leise Geräusch horchte.
    Da, das Tappen von Füßen im Laufschritt – nahe und immer näher. Mit schwitzenden Händen packte ich den Rucksack. Dem keuchenden Atem nach war der Läufer nur noch wenige Meter entfernt. Die schnellen Schritte wurden langsamer, stockten, dann war es still. Zuerst konnte ich durch den winzigen Spalt in dem Schutzwall aus Erde und Wurzelgeflecht nur ein leeres Wegstück erkennen, doch dann erschien ein Mann mit rotem Gesicht und bebender Brust, der solche Anstrengungen nicht gewöhnt zu sein schien. Waddington. Er zog ein Handy heraus und wandte sich so ab, dass er

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