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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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über den Farn in Richtung des Flüsschens blickte. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er auf dem Pfad weiterlief, während ich den Rucksack auf den Boden legte und mich so stark wie möglich einrollte, um mich möglichst unsichtbar zu machen.
    Als er nach einer Weile wieder Luft bekam, hörte ich ihn sagen: »Ich bin an der Stelle, wo der Weg dicht an den Fluss heranführt. Bisher noch nichts von ihr zu sehen. Was soll ich machen?« Eine Pause. »In Ordnung.« Er lief los, und nach einer Weile war das rhythmische Geräusch seiner Schuhe verstummt.
    Wenn er glaubte, mich verpasst zu haben, würde er wiederkommen – in fünf Minuten oder einer halben Stunde, schwer zu sagen, doch auf jeden Fall käme er zurück. Das Bellen war jetzt lauter geworden, deutlich lauter. Mir blieb keine Wahl. Ich musste mich in das Niemandsland, das zwischen mir und dem Flüsschen lag, wagen. Die Zeit war zu knapp, noch nach einem Stock zu suchen und damit die Fallen ausfindig zu machen. Meine einzige Chance bestand darin, so schnell wie möglich über das struppige Gras ins Farnkraut zu laufen und ins Wasser zu kommen. War ich erst einmal dort, konnte ich mich im Schutz des Gebüschs und der Bäume immer am Ufer entlanghangeln und zur Bucht hinuntergelangen.
    Ich schnallte mir den Rucksack auf und lief nach einem kurzen Blick in beide Richtungen des Pfades wie ein Athlet am Startblock los und konzentrierte mich auf nichts anderes als das Zielband. Dabei verdrängte ich jeden Gedanken an die zwischen dem Farnkraut versteckten Fallen und richtete meine ganze Aufmerksamkeit darauf, die zweihundert Meter bis zum Wasser zurückzulegen. Einhundertfünfzig … einhundert … fast da. Zwanzig Meter vom Wasser entfernt wurde es doch noch knapp.
    Rufe kamen von hinten. Ich lief weiter. Da hörte ich den Knall eines Schusses und sah, wie an einem Baumstamm vor mir weiße Funken sprühten. Ich warf mich in den Farn und kroch auf Händen und Knien weiter, drückte eilig die Halme beiseite und spürte, wie mir bei der Vorstellung, die Hand ins stählerne Gebiss einer Falle zu stecken, der kalte Schweiß ausbrach.
    Noch ein Schuss, dann Waddingtons triumphierender Schrei: »Ich sehe Sie, Dorward. Stehen Sie auf und nehmen Sie die Hände über den Kopf.«
    Er bluffte. Hätte er mich sehen können, hätte diese letzte Kugel getroffen. Ich kroch voran, während ich hinter mir immer deutlicher das Rascheln der Farne unter Waddingtons Schuhen vernahm. Plötzlich brachen die Geräusche ab.
    »Können Sie mich hören, Blaik? Ich hab sie!« Er war tatsächlich sehr nah.
    Ich drückte mich flach an den Boden. Zwecklos. In wenigen Sekunden würde er sich über mich beugen und mit der Pistole auf meinen Kopf zielen.
    Die Wedel raschelten aufs Neue. »Sie ist am Ba- a aaa … « Von dem entsetzlichen Schrei flatterte ein Vogelschwarm gen Himmel. »Oh mein Gott, mein Bein, mein Bein!« Die Schreie nahmen kein Ende.
    Ohne nachzudenken, folgte ich dem Instinkt, einem leidenden Menschen zu Hilfe zu eilen, und wandte mich um. Doch dann besann ich mich, machte mich für die markerschütternden Schreie taub und kroch, so schnell ich konnte, weiter, ohne auf die Stängel zu achten, die mir ins Gesicht schlugen. Ich musste es bis zum Bachlauf schaffen, bevor Moran – und der Hund – zum Vorschein kamen.
    So arbeitete ich mich durch das Pflanzendickicht, bis ich raue, schilfartige Gräser, halb vergrabene Wurzeln und eine Reihe Bäume vor mir hatte. Hinter dem Gespinst der über den Bach hängenden Zweige gurgelte das bernsteinfarbene Wasser auf seinem Weg zum Meer hinunter. Ich hatte vorgehabt, stromabwärts zu laufen, im seichten Gewässer die Bucht entlangzugehen, um von dort aus zu der Stelle an der Straße zu gelangen, an der ich mich mit Sandy für elf Uhr verabredet hatte. Doch dieser Plan wäre jetzt eine tödliche Falle. Moran brauchte sich dann nur noch mit einem Gewehr in den Hügeln oberhalb der Bucht zu postieren und zu feuern: Ich gäbe eine leichte Zielscheibe ab.
    Stattdessen würde ich stromaufwärts, Richtung Allt an Damh zurücklaufen, eine Möglichkeit, mit der er sicher nicht rechnete. Ich stieg hastig die Uferböschung hinunter, rutschte auf dem glitschigen Felsgestein aus, watete durchs Wasser, duckte mich tief hinter die schützenden Büsche und Bäume. Während ich so zwischen den steilen Seiten dieser schmalen Schlucht entlangkletterte, schöpfte ich Hoffnung, dass meine Flucht doch noch gelingen könnte.
    Zu meiner Erleichterung waren

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