Das Geheimnis von Melody House
Vielleicht, um mich zu erschrecken oder so. Ich weiß es wirklich nicht mehr.”
“Und das ist die Wahrheit?” fragte er.
“Ja”, entgegnete sie trocken.
In seinen Augen flackerte kurz etwas wie Irritation auf. Zu ihrer Überraschung schoss er beim nächsten Mal daneben.
Darcy griff nach ihrem Queue und landete ihren nächsten Treffer.
“Wo ist Lavinia jetzt?” fragte sie.
Er schaute sie verwirrt an. “Ich habe keine Ahnung. Vielleicht in Paris, vielleicht in London. Vielleicht sogar in D.C., ich weiß es nicht. Warum?”
“Du bist nicht dran”, stellte sie klar und schoss die nächste Kugel ins Loch. Durchdringend sah sie ihn an.
“Was ist?” Es klang ungeduldig.
“Hast du deine Frau getötet?” fragte sie ruhig.
“Was?”
“Beantworte … meine Frage!” brachte sie mühsam heraus.
“Nein, ich habe meine Frau nicht getötet.”
Sie schaute sich auf dem Tisch um, zielte und verfehlte die angepeilte Kugel. Matt ging mit seinem Queue in der Hand an ihr vorbei. Er traf sein Ziel, doch statt ihr eine Frage zu stellen versenkte er die verbliebenen Kugeln mit der Hand und stellte sein Queue zurück.
“Letzte Frage. Du denkst, dass ich meine Frau getötet habe. Du denkst, dass es der Geist von Lavinia ist –
dass ich sie im Lee-Zimmer erwürgt habe?”
Darcy öffnete ihren Mund und machte ihn wieder zu. “Ich … nein, nicht wirklich. Ich wollte einfach nur sichergehen. Matt … hast du … hast du mich heute in das Grab geschubst?”
“Was?”
“Sag doch nicht dauernd ‘was’“, entfuhr es ihr verärgert. “Ich habe dich gefragt, ob du mich … ob du mich heute in das Grab geschubst hast.”
“Nein, nein und abermals nein! Und warum hast du mir überhaupt verschwiegen, dass dich jemand geschubst hat, verflucht noch mal?”
Sie wich seinem Blick aus und starrte unbehaglich auf ihren Queue. “Weil ich mir nicht sicher bin.”
“Was soll das denn jetzt wieder heißen?”
“Es kann ein heftiger Windstoß gewesen sein, aber genauso gut auch eine Hand.”
“Darcy, das ist lächerlich.”
“Nein, ist es nicht. Es hatte angefangen zu regnen. Der Wind heulte. Ich rannte, ohne genau zu sehen wohin, und plötzlich fiel ich in dieses Loch.”
Er ging um sie herum und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen den Tisch. “Großartig. Du denkst also, ich habe dich in das Grab geschubst und meine Exfrau getötet.”
“Nein … nicht wirklich.”
“Aber du argwöhnst es?”
“Ein bisschen.”
“Soll ich dir ein Taxi rufen?”
“Was?”
“Ich glaube, du hast mich genau verstanden. Ich habe gefragt, ob ich dir ein Taxi rufen soll. Das ist dir ja wahrscheinlich lieber, als mit mir zurückzufahren.”
Sie schluckte schwer und schüttelte den Kopf. “Nein.”
“Was nein? Du hast doch Angst vor mir”, sagte er provokant.
Wieder wirkten seine Augen sehr dunkel, eindringlich.
Sie schüttelte den Kopf. “Nein.”
“Hm”, murmelte er, wobei er sie immer noch beobachtete. “Dann komm. Schauen wir mal, ob wir es bis nach Hause schaffen.”
Er nahm ihr das Queue aus der Hand und legte es auf den Tisch.
“Mae?” rief er.
“Ich weiß Bescheid”, gab sie zurück. “Ich schreibs auf deinen Deckel.”
“Danke. Gute Nacht.”
Matt kochte. Allein der Gedanke, Darcy könnte auch nur andeutungsweise in Erwägung gezogen haben, dass er Lavinia
getötet
hatte, brachte ihn so in Rage, dass er am liebsten angehalten und mit der nackten Faust die Windschutzscheibe zertrümmert hätte.
Ab und zu beobachtete er sie aus dem Augenwinkel und hatte das Gefühl, dass sie etwas sagen wollte. Sie hüllte sich jedoch in Schweigen, bis sie Melody House erreicht hatten.
“Wir sind da”, sagte er.
Sie nickte, machte allerdings keine Anstalten auszusteigen.
“Also los, Darcy, raus damit, was ist?”
“Wie hast du mich gefunden?” fragte sie, aber es klang nicht anklagend.
Eine Stimme hat es mir ins Ohr geflüstert
.
Er brachte es nicht über sich, die Worte auszusprechen. Er schaffte es einfach nicht.
“Ganz einfach, du warst nicht bei uns, und zuletzt hat man dich auf dem Friedhof gesehen. Du musst zugeben, dass es ziemlich offensichtlich war.”
“Ja, vermutlich … aber du hast das Grab sofort gefunden – obwohl ein großer Baum darüber lag.”
“Du hast gerufen. Ich habe es gehört.”
Sie nickte, dann lächelte sie ihn plötzlich an. “Ja, richtig.”
Er schüttelte den Kopf. “Darcy, das war wirklich keine große Kunst.”
“Stimmt, da bin
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