Das Geheimnis von Melody House
immer noch viel zu oft, dass Yankees runter in den Süden kommen und sich aufspielen wie Gott der Allmächtige. Aber he, Leute, diesmal könnte es anders ein. Vielleicht ist Ms. Tremayne ja eine rühmliche Ausnahme.”
“Vielen Dank”, murmelte sie.
Yankees kommen runter in den Süden?
Sie war in ihrem Leben schon viel herumgekommen, aber bisher hatte sie noch nirgends so sehr das Gefühl gehabt, in einer anderen Zeit gelandet zu sein. “Nur zu Ihrer Information”, sagte sie ruhig, “der Sitz meiner Firma in Washington, D.C. ist keine zwei Stunden von hier entfernt … So, jetzt muss ich aber gehen. Die Welt dreht sich nämlich weiter.”
“D.C.”, murmelte das gemeißelte Gesicht, dann grinste er seine Kumpels an. “Ich wette, für die Jungs damals war das alles ein und dasselbe, oder was meint ihr, Leute?”
Darcy stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte auf und musterte ihn kühl. Dann platzte sie ohne nachzudenken heraus: “Wissen Sie, ich habe ganz vergessen, Ihr reaktionäres Kompliment zu erwidern. Dafür, dass Sie so ein Oberarschloch sind, sehen Sie eigentlich gar nicht mal so übel aus. So, und das sollte es für heute gewesen sein. Ich bin Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig – absolut nicht. Es gibt nur einen einzigen Menschen, dessen Fragen ich beantworten muss, und das ist Mr. Stone.” Sie erlaubte es sich, die ganze erlauchte Gesellschaft mit einem verächtlichen Blick zu streifen, dann wandte sie sich ab und ging mit klackenden Absätzen zur Tür, wo sie sich umdrehte und sagte: “Und noch mal zu Ihrer Erinnerung:
Der Süden hat den Krieg verloren
. Falls irgendjemand von Ihnen Mr. Stone sehen sollte, wäre ich ihm sehr verbunden, wenn er ihm ausrichten würde, dass ich hier mit ihm verabredet war. Ich melde mich telefonisch bei ihm.”
Sie starrte die Männer finster an, während diese aufstanden und zurückstarrten. Nur der Typ mit dem Grübchen verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen.
“Was ist?” fragte sie.
“Oh”, sagte er, “ich glaube, Matt Stone weiß, dass Sie hier sind.”
“So?” fragte sie schroff. “Wie kommen Sie denn darauf?”
Jetzt ergriff das gemeißelte Gesicht das Wort: “Ms. Tremayne, ich bin Matt Stone.”
Oh Gott. Adam Harrison hätte das alles viel besser gehandhabt. Er hätte ganz sicher einen Weg gefunden, sich würdevoll und gewandt aus der Affäre zu ziehen. Oder er hätte es verstanden, sich bei den bärbeißigen Kerlen umgehend Respekt zu verschaffen.
Darcy gelang es nicht ganz, die Wut, die in ihr aufstieg, zu unterdrücken.
“Nun, leider kann ich nicht behaupten, es sei mir ein Vergnügen, weil Sie nichts anderes getan haben, als sich über mich lustig zu machen, Mr. Stone. Und wenn Sie Ihren Auftrag wieder zurückziehen möchten, bitte schön. Es ist mein Chef, der die Vorgänge in Ihrem Haus für untersuchenswert hält, nicht ich.”
Nach diesen Worten ging sie, immer noch hellauf empört, hinaus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
“Na toll”, sagte Mae hinter der Bar.
Matt nahm seine Sonnenbrille ab und drehte sich mit einem herausfordernden Blick zu der Barfrau um. “Herrgott noch mal, Mae, ich wusste doch am Anfang nicht, wer sie ist. Ich musste zunächst davon ausgehen, dass Harrison selbst kommt. Wir brauchen hier keine Spinner, die sich einbilden, das Blair-Witch-Projekt zu wiederholen.”
“Er hat vollkommen Recht”, sagte Clint. Als er grinste, blitzte sein Grübchen auf, und seine Augen funkelten belustigt. “Da erscheint eine Göttin auf der Bildfläche – und er schickt sie so unhöflich wie nur möglich wieder weg. Gut gemacht, Matt.”
Clint war Matts Cousin zweiten Grades, aber obwohl er denselben Namen trug, war sein Großvater ein uneheliches Kind gewesen. Für Matt hatte das eindeutig Vorteile, denn Clints finstere Entschlossenheit, sein Leben zu genießen, war zwar oft amüsant, aber Matt war sich ziemlich sicher, dass sie diese Diskussion jetzt nicht führen würden, wenn Clint das Haus geerbt hätte – weil es schon längst seiner Spielleidenschaft zum Opfer gefallen wäre.
Matt schaute von Mae zu Clint und schüttelte den Kopf. “Habt ihr beide eigentlich schon mal was von Würde gehört?”
“Nicht die Bohne”, erwiderte Clint vergnügt.
“Ich wette, sie ist daran gewöhnt, immer alles, was sie will, zu bekommen”, brummte Matt mit einem Schulterzucken. “Und erzähl du mir nichts von Würde, Carter.” Vor sich selbst räumte er jedoch ein, dass er
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