Das Geheimnis von Melody House
zweifelnd hochgezogenen Augenbrauen.
“Vermutlich bin ich ganz einfach nicht besonders glücklich über die Sache”, räumte Matt zerknirscht ein. “Und es stimmt ja, dass ich mich an Harrison gewandt habe, aber genau das – ich habe mich an
ihn
gewandt. Mit ihr hat das alles nichts zu tun.” Er warf Clint und Carter einen bösen Blick zu. “Und dass sie Lavinia irgendwie ähnlich sieht, kann ich schon gleich gar nicht erkennen.”
“Tut sie ja auch nicht. Sie ist viel hübscher”, warf Mae ein.
“Sag mal”, wechselte Anthony Larkin das Thema. “Ich habe gehört, du willst Liz erlauben, in deinem Haus eine Séance abzuhalten”, sagte. “Wo bleiben da deine Grundsätze?”
“Liz stand Gramps sehr nah”, sagte Matt. “Sie hat ihn am Ende wirklich gut gepflegt, und dafür bin ich ihr dankbar.” Er zuckte die Schultern. “Sie hat mich darum gebeten, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass Harrison Investigations Nachforschungen anstellen will. Aus irgendeinem Grund war es ihr wichtig, da vorher noch mal eine Séance abzuhalten. Außerdem tagt sie einmal im Monat mit ihrem Verein in Melody House, und dabei kommt auch Geld rein, das wir gut gebrauchen können.”
Anthony zuckte die Schultern. “Aha. Na, irgend so was hab ich mir schon gedacht. Ich bin ihr im Drugstore in die Arme gelaufen. Da hat sie mir erzählt, dass sie in Melody House so oft diese Kälte spürt, besonders oben, in diesem Schlafzimmer. Deshalb wäre es wirklich falsch, wenn du dieses hübsche Mädchen vergraulst, weil sie ja vielleicht doch was rausfindet.”
Matt nickte langsam. Wahrscheinlich hatten sie Recht. Vielleicht weil sie aussah wie einem Modemagazin entstiegen, so kultiviert und weltgewandt, mit diesen klackenden Absätzen, den sorgfältig manikürten Fingernägeln und dem Gesicht eines Engels – oder einer Sirene, wo war da der Unterschied?
Rothaarige bedeuteten immer Probleme.
“Ich schätze, ich war einfach nur irritiert, weil ich nicht mit ihr gerechnet hatte. Ich sollte mich entschuldigen.”
In diesem Moment klingelte das Telefon auf der Theke. Matt spürte umgehend die Wut erneut in sich aufsteigen. Das war sie wahrscheinlich schon wieder. Mae nahm ab.
“Hallo … ja, Penny, er ist da. Hat wohl sein Handy wieder mal abgeschaltet, was?” Sie warf Matt einen ungnädigen Blick zu und hielt ihm den Hörer in.
Nach anfänglichem Zögern stand er auf und ging zur Theke, um das Gespräch entgegenzunehmen.
“Ja?”
“Matt, ich habe gehört, wie unhöflich Sie dieses Mädchen behandelt haben.”
“Aber Penny, so ein Unfug, wer sagt denn so etwas?”
Matt schaute sich um. Na wunderbar, Marty Sawyer – Pennys Neffe – der Carter beim Billard spielen zugeschaut hatte, hatte sich unbemerkt aus dem Staub gemacht.
“Matt Stone! Es gibt so viel Gutes, was man hier im Haus machen könnte. Rektor Joe von der Grundschule hat mir eben erst wieder erzählt, wie begeistert die Kinder von dem Lebendige-Geschichte-Projekt waren, das wir letzten Sommer hier realisiert haben. Und Sie wissen genauso gut wie ich, dass wir diese Art Programm nicht weiterführen können, wenn die Sicherheit im Haus nicht hundertprozentig gewährleistet ist. Außerdem haben Sie bereits zugestimmt, dass wir die Séance abhalten dürfen. Oh, Matt, bitte! Wenn Sie das Haus mit seiner Geschichte wirklich lieben und es weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen, dann müssen Sie dieses Mädchen einfach kommen lassen, ganz egal, was bei den Nachforschungen am Ende rauskommt.”
Matt schaute sich um. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Penny redete so laut, dass fast die ganze Kneipe mithören konnte. “Penny, ich stimme Ihnen ja zu. All diese Geschichten von Liebe, Leidenschaft, Verrat, Mord und Selbstmord werden nie aufhören. Und die Frau in Weiß wird bis in alle Ewigkeit die Treppe hinunterschweben, ganz egal, was ich mache.”
“Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen”, sagte Penny nachdrücklich.
“Penny, ich bin der Sheriff. Ich habe mit Nachforschungen auch ein paar Erfahrungen, glauben Sie mir.”
“Aber Matt, wo bleibt Ihr Patriotismus?”
“Was?” fragte er ungläubig.
“Hören Sie, das Haus hat eine so große historische Bedeutung. Und was ist, wenn wirklich jemandem etwas passiert?”
Er musste sich ein Grinsen verkneifen. Damit hatte Penny eine neue Front eröffnet.
Er hörte, dass sich am Tisch jemand räusperte, dann sagte David Jenner: “Im Moment läuft es bei mir nicht besonders gut, Matt. Ich
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