Das Geheimnis von Melody House
wahrscheinlich ein bisschen zu rabiat gewesen war, wenn auch nicht grundlos. Trotzdem fühlte er sich bemüßigt, seinen Freund an sein eigenes Benehmen zu erinnern. “Wenn mich nicht alles täuscht, hast du irgendwann hier in dieser Bar deine Freundin Catherine Angsley so vor den Kopf gestoßen, dass sie von einem Tag auf den anderen untergetaucht ist und nie mehr gesehen wurde.”
Carter zuckte die Schultern. “Ich hatte wenigstens einen Grund.”
Mae kicherte. “Und du, junger Mann”, sagte sie zu Clint, “hast diese wundervolle Texanerin, wie hieß sie doch gleich? Ach ja, Salela Bennett. Die hast du doch auch so in die Flucht geschlagen.”
“Sasha”, korrigierte Clint.
“Sasha, richtig.
Sasha
. Warum kann ich mir diesen Namen bloß nie merken?” fragte Mae. “Na, wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass ich die ganze Zeit versuche, mit den Frauen, die in euren Leben kommen und gehen, auf dem Laufenden zu bleiben.”
“Also, wirklich, Mae! Wir warten doch nur auf die große Liebe”, flachste Clint.
“Mein Herz! Das Einzige, wonach ihr Ausschau haltet, ist der nächste tolle Körper und sonst gar nichts. Aber ich fürchte, bei dieser Geisterjägerin habt ihr schlechte Karten”, sagte Mae mit einem schadenfrohen Grinsen.
“Ja, weil Matt so charmant zu ihr war, dass sie wahrscheinlich gleich wieder schreiend davonläuft”, sagte Carter aufseufzend. Er schaute Matt mit hochgezogener Augenbraue an. “Lavinia hast du manchmal auch nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, wenn ich mich recht erinnere.”
“Aber wenigstens hat er sie vorher geheiratet”, warf Mae ein.
“Ich habe Lavinia nie schlecht behandelt – nicht mal in der Zeit, als wir in Scheidung lebten”, behauptete Matt, verärgert über sich selbst, weil er immer noch glaubte, sich wegen seines Verhaltens rechtfertigen zu müssen. Und dann wurde er auch noch an seine katastrophale Ehe erinnert. “Wir hatten einfach nur unterschiedliche Vorstellungen davon, wie wir leben wollen”, sagte Matt, wobei er sich fragte, warum zum Teufel er jetzt auch noch seine Exfrau verteidigte. Schließlich war Lavinia wirklich ein ziemliches Biest gewesen. Reich, verwöhnt und rücksichtslos.
“Wir übersehen hier alle das Entscheidende”, schaltete sich jetzt der Weißhaarige ein. “Mae, mir scheint, die Welt hat sich mächtig verändert in den letzten Jahrzehnten. Himmel, ja, diese jungen Leute sollen erst mal ausprobieren, ob sie auch wirklich zusammenpassen, bevor sie sich aneinander binden. Sich scheiden zu lassen ist heutzutage zwar einfach, aber für den Einzelnen ist es immer noch verdammt schwer. Vor allem für die Kinder ist es schlimm!”
“Na, zum Glück hatten Matt und Lavinia keine Kinder. Sonst wäre vielleicht einem von ihnen ein Teufelsschwanz gewachsen”, sagte Clint. “Obwohl Lavinia sich ihren natürlich von einem Schönheitschirurgen hätte wegoperieren lassen, aber in den Genen wäre er trotzdem.”
“Hört doch jetzt schon endlich mal auf mit Lavinia. Das ist längst Geschichte”, sagte Matt schroff.
“Diese Sibel, Shana oder Sheila, mit der Clint damals was hatte, war aber nicht so ein Biest”, sagte Mae. “Sie hatte eine eigene Meinung, war intelligent und konnte auf sich selbst aufpassen. Aber ein Biest war sie nicht.”
Clint stieß einen theatralischen Seufzer aus. “Mae, sie hieß Sasha. Sasha Bennett. Und sie wollte unbedingt, dass ich mit ihr nach Texas gehe, das war das Problem. Und wir haben es hier in dieser Bar ausdiskutiert!”
Anthony schüttelte vehement sein weißes Haupt. “So, jetzt will ich euch mal was sagen! Matt, hör mir zu! Vergessen wir vergangene Sünden – Sünder sind wir nämlich alle. Aber nicht jede Frau eignet sich für eine flüchtige Affäre. Und die hier scheint mir absolut ungeeignet zu sein. Sie ist gekommen, um in deinem Haus zu arbeiten. Und du hast Probleme dort, Matt, das hast du mir selbst erzählt. Und du hast mir auch erzählt, dass du Harrison kontaktiert hast, nachdem du seinen Brief erhalten hast. Warum also hast du eben diesem armen Mädchen so zugesetzt?”
“Ganz einfach, weil sie Lavinia zu ähnlich sieht”, sagte Clint.
“Blödsinn”, widersprach Carter. “Höchstens der Gang, die Bewegungen … diese natürliche Anmut, die sie beide haben, aber dann hat es sich auch schon mit den Ähnlichkeiten.”
Matt schaute sie der Reihe nach finster an. “Mit dem Aussehen hat das alles gar nichts zu tun, Gentlemen.”
“Gentlemen?” fragte Mae mit
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