Das Geheimnis von Melody House
Ich melde mich wieder.”
“Eigentlich brauchst du das nicht.” Damit legte er auf. Wieder schaute Darcy auf ihr Handy, schüttelte den Kopf und zwang sich dann, den Hörer des Hoteltelefons abzunehmen.
“Ja?”
“Ms. Tremayne, hier ist Matt Stone.”
Sie schwieg und wartete. Adam hatte Recht gehabt.
Natürlich.
Offenbar konnte Matt Stone ebenso stur sein wie sie, denn auch er brach das Schweigen nicht.
“Ja?” fragte sie schließlich knapp. Sie glaubte fast sehen zu können, wie er die Zähne zusammenbiss.
“Wie Sie wissen, bin ich zwar der Eigentümer von Melody House, aber ich bewohne es nicht. Deshalb möchte ich Sie mit Penny Sawyer bekannt machen, die das Haus verwaltet und auch die Führungen durchführt. Sie ist schon sehr neugierig auf Sie und freut sich, dass Sie da sind.”
“Ganz im Gegensatz zu Ihnen.”
“Ich habe mit Adam Harrison gesprochen”, erwiderte er ausweichend. “Das Haus ist von großer historischer Bedeutung.”
“Natürlich.”
“Hören Sie, Penny kümmert sich um alles. Sie ist ganz vernarrt in das Haus und weiß alles darüber. Deshalb kann sie Ihnen fürs Erste mit Sicherheit all Ihre Fragen beantworten. Und wenn Sie wissen, wie Sie vorgehen wollen, reden wir beide wieder. Weit reichende Entscheidungen möchte ich nämlich doch lieber selbst treffen.”
“Selbstverständlich”, sagte Darcy, und es klang wie
Du kannst mich mal, aber leider habe ich keine andere Wahl
.
“Penny schlägt vor, dass Sie noch heute nach Melody House umziehen.”
“Oh, das ist nicht nötig …”
“Aber um Ihre Nachforschungen anzustellen, müssen Sie doch in dem Haus sein, oder?”
“Ich wollte damit nur sagen, dass kein Grund zur Eile besteht.”
“Penny will Sie so bald wie möglich dort haben. Sie kann es kaum erwarten. Also, wenn Sie möchten … Sie könnten sofort anfangen.”
Darcy schaute sich in ihrem Hotelzimmer um. Dieses Loch ein Hotel zu nennen, war eindeutig vermessen. Kakerlaken hatte sie zwar keine gesehen, aber allein von den Schmutzrändern in Dusche und Waschbecken war ihr fast schlecht geworden.
Vielleicht hatte Matt Stone ja selbst so etwas wie eine übersinnliche Wahrnehmung. Seine nächsten Worte bestätigten jedenfalls, dass er sich ihre Situation gut vorstellen konnte.
“Ms. Tremayne, ich kenne das Hotel.”
“Na schön, vielleicht haben Sie Recht. Ich kann genauso gut gleich anfangen.”
“Ich hole Sie in einer halben Stunde ab.”
Sie kam nicht dazu zu protestieren. Er hatte bereits aufgelegt.
Fluchend schaute Darcy sich in dem kleinen Zimmer um. Sie hätte gern ein wenig mehr Zeit gehabt, obwohl sie noch gar nicht dazu gekommen war, ihren Koffer auszupacken, und ihre persönlichen Sachen aus dem Bad hatte sie in weniger als zehn Minuten zusammengesammelt. Sie wollte sich gerade ein letztes Mal umsehen, da klopfte es auch schon an der Tür. Matts Zeitgefühl schien nicht besonders präzise zu sein!
Sie öffnete. Matts Augen waren erneut von der Sonnenbrille verdeckt, über die eine Strähne des windzerzausten Haars fiel. Mit ihren hohen Absätzen war sie relativ groß, aber er war überragte sie dennoch um einiges. Seine imposante Erscheinung beunruhigte sie, wenngleich sie nicht recht wusste, was genau dieses Gefühl verursachte.
“Fertig, Ms. Tremayne?”
Sie atmete tief durch und rang sich ein Lächeln ab. “Wirklich, Mr. Stone, irgendwie schaffen Sie es, ein schlichtes Ms. so gedehnt auszusprechen, als ob es aus nichts als einem langen klebrigen
Z
bestünde. Ich heiße Darcy und bin daran gewöhnt, dass man mich auch so nennt.”
Er legte den Kopf leicht zur Seite. Die dunkle Sonnenbrille verhinderte, dass sie in seinen Augen lesen konnte. “Schön – dann also Darcy. Können wir los? Ich habe es nämlich eilig, ich muss wieder ins Büro. Wo ist Ihr Koffer?”
“Ich kann ihn selbst nehmen, danke.”
“Würden Sie mir den verdammten Koffer einfach zeigen?”
Sie stemmte die Hände in die Hüften. “Geht es vielleicht noch etwas unfreundlicher?”
“Tut mir Leid, aber meine Zeit ist begrenzt. Bitte, Ms. Tremayne – verzeihen Sie, Darcy –, würden Sie vielleicht so freundlich sein, mir zu erlauben, Ihren Koffer zu tragen?” Seine Stimme troff förmlich von Sarkasmus.
Kopfschüttelnd zeigte sie auf ihr Gepäck. Matt schnappte sich den Koffer und machte sich wortlos auf den Weg hinaus auf den Parkplatz. Er machte so lange Schritte, dass Darcy kaum mitkam, aber draußen blieb er stehen, nahm seine Sonnenbrille ab und
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