Das Geheimnis von Melody House
noch etwas anderes. Aber das muss in einem alten Haus, in dem sich so viele Schicksale begegnet sind, nicht schlimm sein. Es gibt genügend Menschen, die der Theorie anhängen, dass Energien, die an einem Ort freigesetzt wurden, diesen Ort nicht verlassen, weil wir Menschen aus Energie bestehen und Energie unzerstörbar ist.”
Penny schaute sie mit hochgezogener Augenbraue an. “Ich bilde mir oft ein zu wissen, was die Leute
fühlen
und
denken
. Aber Sie haben ausgeprägtere übersinnliche Fähigkeiten. Deshalb … was glauben
Sie?
Obwohl ich meine Meinung sowieso nicht ändere, egal was Sie sagen.” Sie sah Darcy verschwörerisch an. “Ich weiß nämlich, dass es Geister gibt. Ich habe sogar schon einen Geist gesehen.”
“Wirklich?”
Penny nickte ernst. Die beiden Frauen saßen in einem geschmackvoll eingerichteten Raum im Erdgeschoss direkt neben Matts Büro, wie Penny Darcy erklärt hatte.
“Ich habe die Frau in Weiß aus dem Lee-Zimmer kommen und die Treppe hinunterschweben sehen. Allerdings befürchte ich langsam, dass sie keine gutartige Erscheinung ist. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich liebe die Gespenstergeschichten, die sich um dieses Haus ranken, sie sind wichtig – sie bringen uns Touristen. Es ist nur leider so, dass die Geister in letzter Zeit anfangen … gewalttätig zu werden.”
Gespannt sah Darcy sie an. “Was meinen Sie damit?”
“Na ja, vor nicht allzu langer Zeit verbrachte ein Brautpaar seine Hochzeitsnacht im Lee-Zimmer. Als die Braut nicht einschlafen konnte, stand sie auf, um auf den Balkon zu gehen. Und da sah sie den Geist, einen silbrigweißen Nebel, der seine Form veränderte und sie sogar an den Haaren zog. Sie war so verängstigt, dass sie schreiend splitternackt ins Foyer rannte und sich strikt weigerte, auch nur noch einen einzigen Fuß in das Zimmer zu setzen. Und dann kam irgendwann Clara Issy, eine der Reinemachefrauen hier, nach unten gelaufen, weil ihr etwas ganz Ähnliches passiert war. Sie hatte auf der Wange einen knallroten Fleck, so als ob jemand sie geschlagen hätte.”
“Und was sagt der Sheriff dazu?” fragte Darcy.
Penny machte eine wegwerfende Handbewegung. “Ach, er sagt, dass Clara sich bestimmt nur irgendwo gestoßen hat. Er weigert sich einfach, an Dinge zu glauben, die er nicht mit Händen greifen kann. Aber immerhin hat er sich einverstanden erklärt, dass wir hier eine Séance abhalten. Das grenzt schon fast an ein Wunder. Und Sie sind ja nun auch da!” resümierte Penny stolz.
“Die Séance wird bestimmt interessant”, sagte Darcy höflich.
“Ja, und sie findet morgen Abend statt”, berichtete Penny eifrig. “Elizabeth sagt, dass wir sie mittendrin – im Herzen des Hauses sozusagen – abhalten sollen, und ich bereite alles dafür vor.”
“Das klingt gut. Elizabeth wird sich bestimmt als ein gutes Medium erweisen.” Lächelnd stand Darcy auf. “Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich jetzt draußen ein bisschen umsehe?”
“Aber nein, meine Liebe, selbstverständlich nicht! Ihren Koffer hat man ins Lee-Zimmer hinaufgebracht, das ist der Raum, wo sich die Erscheinung immer gezeigt hat. Ich nehme an, Sie würden nicht in Panik davonlaufen, sondern mit dem Geist sprechen, ist es nicht so?”
“So ähnlich”, stimmte Darcy nachsichtig zu.
“Na gut, dann richten Sie sich jetzt am besten erst einmal häuslich ein.” Sie reichte Darcy eine Broschüre. “Und die Broschüre hilft Ihnen vielleicht zur Orientierung. Ich verteile sie immer bei den Führungen.”
“Wunderbar”, sagte Darcy. “Vielen Dank.” Das Informationsblättchen in der Hand trat Darcy auf den schmalen Flur, der in das Foyer mit dem breiten Treppenaufgang mündete.
Sie blieb einen Moment stehen und versuchte, sich in die Atmosphäre einzufühlen. Das war der wichtigste Teil ihrer Arbeit. Adam Harrison war ein Spezialist für die verschiedenen Geräte, die Temperaturschwankungen, Luftbewegungen, Geräusche und Spannungsfelder registrierten. Wenn er kam, würde er mit einem Störungsmesser elektromagnetische Felder und sämtliche physikalische Phänomene untersuchen.
Adam hatte eine streng wissenschaftliche Herangehensweise.
Für sie hingegen war es eine Sache des Gefühls. Sie fühlte sich lieber in die jeweilige Örtlichkeit ein.
Und oft, wenn sie an einem Ort eintraf, an dem es angeblich spukte, spürte sie, dass Josh bei ihr war. Bereit, sie zu begleiten, wachsam, ihr Führer und Beschützer in einer fremden Welt, vielleicht.
Sie
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