Das Geheimnis von Melody House
von diesem Geld nie einen Penny.
Arabella indes hatte eine leidenschaftliche Liebesaffäre mit Regan Stone, einem legitimen Cousin des damaligen Hausbesitzers Ryan Stone, und verbrachte viel Zeit in Melody House, während der sie sich in der Bewunderung der beiden Cousins sonnte. Allerdings wurde vermutet, dass sie ein Auge auf den legalen Erben Ryan geworfen hatte und Regan nur als Türöffner benutzte. Ryan wiederum liebte Mary Anderson, eine junge Schönheit aus der Gegend, die sich von ihrer eigenen Familie – strengen Tories – lossagte und mit Ryan durchbrannte.
Als Arabella von der Heirat der beiden erfuhr, war sie wütend, doch dann beschloss sie, sich mit der zweitbesten Möglichkeit zufrieden zu geben, die darin bestand, ihren Geliebten in die Ehe zu locken.
Ryan zog gegen die Briten in den Krieg, obwohl niemand der lächerlich kleinen amerikanischen Armee eine Chance gab. Und seine Frau Mary, die ihrem geliebten Ehemann nah sein wollte, folgte ihm von Schlachtfeld zu Schlachtfeld durchs ganze Land.
Irgendwann in diesen Tagen verschwand die ehrgeizige Arabella spurlos. Regan zog ebenfalls in die Schlacht und fiel bei Monmouth. Ryan Stone hingegen überlebte den Krieg und kehrte mit seiner Mary, die ihm im Lauf der Jahre nicht weniger als elf Kinder – zehn Söhne und eine Tochter – geboren hatte, nach Hause zurück.
“Arabella!” murmelte Darcy.
Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren. Dabei ließ sie die Traumvisionen, die sie gehabt hatte, vor ihrem geistigen Auge Revue passieren.
Sie sah den Mann, der vor dem Haus stand und schließlich hineinging.
Die Frau drinnen.
Es könnte sein, dachte sie. Da sich Arabella offensichtlich nach gesellschaftlicher Anerkennung gesehnt und das Bedürfnis gehabt hatte, ihre Affäre zu legalisieren, während Regan sie nur als Mätresse wollte, war es zwischen den beiden mit Sicherheit zu Auseinandersetzungen gekommen. Und wenn ihre Affäre wirklich so leidenschaftlich gewesen war, wie behauptet wurde, hatten sie sich bestimmt ebenso leidenschaftlich gestritten.
Es war gut möglich, dass Arabella intime Geheimnisse ihres Geliebten gekannt und versucht hatte, ihn zu erpressen.
Vielleicht war sie deshalb ja für ihn zu einer Last geworden.
Als es an der Tür klopfte, schrak Darcy zusammen.
“Ja?” fragte sie.
Carter steckte den Kopf durch den Spalt. “He, Sie schmökern ja immer noch. Es gibt gleich Essen. Sie hatten heute einen anstrengenden Tag, und auch wenn Sie noch nicht Schluss machen wollen, brauchen Sie wenigstens eine Pause.”
“Danke, Carter”, sagte sie. “Sie haben Recht. Ich komme sofort. Abendessen klingt wundervoll.”
Er wartete an der Tür auf sie und legte ihr kameradschaftlich einen Arm um die Schultern, als sie sich ihm anschloss.
“Sie lassen sich nicht so leicht abschrecken, was?”
Darcy lachte. “Dann hätte ich meinen Beruf verfehlt.”
Während sie über den Flur ins Foyer gingen, schwang die Haustür auf und Matt stand in Uniform auf der Schwelle. Erst als Darcy den Blick sah, mit dem er sie und Carter musterte, wurde ihr bewusst, dass Carters Arm immer noch auf ihren Schultern lag. Hastig zog Carter ihn weg.
“He, da kommt ja unser Gesetzeshüter”, sagte Carter gut gelaunt. “Du kommst genau passend zum Abendessen.”
Matt nickte und warf einen Blick auf Darcy. “Geht es dir wirklich gut?”
Wie oft wollte er das eigentlich noch fragen? Sie musste sich Mühe geben, nicht mit den Zähnen zu knirschen. “Ja, im Ernst. Ich bin okay.”
Jetzt erschien Penny auf der Bildfläche. “Matt! Schön, dass Sie pünktlich sind. Wo haben Sie denn gesteckt? Ich habe von Shirley erfahren, dass Sie nicht im Büro waren.”
“Stimmt. Ich hatte außerhalb zu tun”, gab Matt, den Blick immer noch auf Darcy geheftet, einigermaßen vage zurück. Dann drehte er sich zu Penny um. “Fangt schon mal ohne mich an. Ich will vor dem Essen noch schnell duschen.”
Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand er nach oben.
“Darf ich bitten, meine Damen?” fragte Carter und bot Penny und Darcy je einen Arm an.
Lächelnd hängten sie sich ein und gingen in Richtung des Esszimmers, als Darcy unvermutet von einem kalten Luftzug angeweht wurde. Eine Eiseskälte schien sie einhüllen zu wollen.
Gleich darauf verspürte sie ein seltsames Ziehen …
Als ob jemand versuchte, sie von Carters Seite zu lotsen.
Sie zurückzuhalten.
Sie ganz für sich zu behalten.
Allein.
9. KAPITEL
“D ann gehört also dieser
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