Das Geheimnis von Melody House
gefolgt ist.”
“Und vielleicht war ja auch dieses Dielenbrett einfach nur morsch.” Darcy blieb am Fuß der Treppe stehen und schaute Penny forschend an. “Penny, Sie wollten doch, dass jemand herkommt, um Matt zu beweisen, dass es hier wirklich spukt, oder?”
“Ja, aber das war damals, und jetzt ist jetzt.” Penny war leicht verärgert. Darcy schien einfach nicht zu begreifen, dass sie möglicherweise wirklich in Gefahr schwebte.
“Wirklich, Penny, ich glaube, dass da im Lee-Zimmer ein Geist ist, der sehr hartnäckig auf sich aufmerksam zu machen versucht. Ich glaube allerdings nicht, dass er mir in die Bibliothek gefolgt ist. Was mir passiert ist, war alles andere als angenehm, aber mir geht es gut, und wenn es mir nicht passiert wäre, hätte es jemand anders getroffen. Möglicherweise ein Kind, und dann wäre Matt vielleicht nicht da gewesen.”
“Ja, das ist seltsam, nicht wahr?” fragte Penny nachdenklich. Wieso war Matt ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt in die Bibliothek gefahren?
“Seltsam vielleicht, aber es war auch Glück”, sagte Darcy. Penny war überrascht, als Darcy ihr die Hände auf die Schultern legte und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab “Mir geht es gut, Penny, und ich fürchte mich nicht vor dem Geist im Lee-Zimmer, sondern bin immer noch sehr entschlossen. Ich nehme ein Bad, und dann komme ich wieder runter und trinke den Tee, den Sie mir versprochen haben. Aber hören Sie um Himmels willen auf, mich wie eine Schwerverletzte zu behandeln. Ich habe einen Kratzer am Arm, das ist alles.”
Darcy lief eilig die Treppe hinauf, und Penny schaute ihr noch lange nach.
Es wäre schrecklich, wenn Darcy etwas zugestoßen wäre.
Sie musste sie unbedingt überreden abzureisen.
Es dauerte keine halbe Stunde, bis Dan Platt von der Bauaufsichtsbehörde kam, um den Schaden in Augenschein zu nehmen.
Dan war Mitte vierzig und muskulös gebaut. Er trug einen Schutzhelm über dem eisgrauen Haar und schaute sich, die Hände in die Hüften gestemmt, um: “Auf den ersten Blick deutet alles darauf hin, als ob ein morsches Dielenbrett nachgegeben hätte”, sagte er.
“Aber warum nur ein einziges?” fragte Matt misstrauisch.
“Vielleicht ist ja das Dach undicht, sodass Wasser auf den Boden getropft ist.”
“Das Dach ist in Ordnung, ich war oben.”
“Manchmal läuft Wasser an der Wand runter und dringt in den Boden ein, ohne dass es jemand bemerkt. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten.”
“Welche denn zum Beispiel?”
“Vielleicht hat ja irgendwer etwas auf dem Boden verschüttet, wer weiß? Vielleicht waren Kinder da, die etwas zu trinken dabeihatten. Und dann haben sie etwas verschüttet und sich nicht getraut, es Mrs. O’Hara zu beichten. Ein verschütteter Softdrink – Cola oder Limo etwa – der nicht aufgewischt wurde, reicht schon, um das alte Holz zu beschädigen. Wer weiß? Auf jeden Fall sieht es nicht so aus, als ob hier jemand etwas manipuliert hätte, obwohl ich sowieso nicht wüsste, warum jemand so etwas machen sollte.”
“Ich möchte trotzdem, dass diese Bretter im Labor untersucht werden.”
“Klar, ganz wie Sie wollen.”
Matt nickte.
Nachdem Dan und seine Leute ihre Arbeit beendet und sich verabschiedet hatten, ging Matt noch einmal nach oben. Nicht dass er Dan Platt unterstellte, seinen Job nicht gewissenhaft zu machen, aber er wollte auf Nummer sicher gehen.
Deshalb zog er jetzt eine kleine Tüte aus der Tasche und tat ein Stück von der morschen Holzdiele hinein.
Schließlich verließ er die Bibliothek und schloss ab, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass das “Geschlossen”-Schild an der Tür hing.
Und dann setzte er sich in sein Auto und fuhr Richtung Washington. Von unterwegs rief er Shirley an, um ihr Bescheid zu sagen, dass er heute nicht mehr ins Büro käme, sie ihn jedoch jederzeit auf seinem Handy erreichen könne.
Es war keine lange Fahrt, aber trotzdem würde es Abend werden, bis er zurückkehrte.
“He!”
Darcy saß mit Penny im Wohnzimmer und trank gerade ihren Tee mit einem tüchtigen Schuss Whiskey, als Clint hereingestürmt kam. Sie war gerührt, als er schnurstracks auf sie zukam, sich zu ihr herunterbeugte und sie kurz, aber herzlich umarmte. Dann richtete er sich wieder auf und musterte sie besorgt. “Und es ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen?” fragte er.
“Alles bestens”, versicherte sie ihm.
“Ich habe ihr gesagt, dass sie abreisen soll”, sagte Penny entschieden und nahm einen
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