Das Geheimnis von Melody House
Totenschädel wirklich der armen Amy, die seit über hundert Jahren durch den Wald irrt”, sagte Clint, während er sich noch einmal Kartoffelbrei auftat. “Das bedeutet, dass wir eine schöne Trauerfeier abhalten müssen, um ihren Kopf mit den übrigen sterblichen Überresten zu begraben, richtig?” Er schaute Matt an.
“Aber natürlich!” rief Penny aus, bevor Matt etwas sagen konnte.
Matt schaute sie mit hochgezogener Augenbraue an.
“Wir sollten ihn in aller Stille beerdigen”, sagte er. “Wenn wir es öffentlich machen, haben wir die gesamte Boulevardpresse von hier bis Alaska auf dem Hals.”
“Matt, wirklich!” sagte Penny empört.
Obwohl Matt vielleicht übertrieb, hatte er doch nicht ganz Unrecht. Die Leute liebten solche Geschichten, und auch wenn sich die
New York Times
vielleicht nicht unbedingt darauf stürzen würde, war doch davon auszugehen, dass sich die kleineren Zeitungen so einen Leckerbissen ganz bestimmt nicht entgehen lassen würden.
“Aber was wäre eigentlich so schlimm daran?” fragte Carter. “Es könnte doch ganz nett sein. Eine traurige Geschichte mit einem glücklichen Ende. Und die Reporter würden schreiben müssen, dass der Geist zur Ruhe gebettet wurde, was bedeutet, dass der Spuk damit ein Ende hat. Richtig, Darcy?”
Darcy legte ihre Gabel hin. “Der Schädel sollte mit den restlichen Gebeinen bestattet werden. Eine Totenmesse wäre schön. Alles andere ist wahrscheinlich nicht so wichtig.”
“Nichts davon ist wirklich wichtig”, sagte Matt. Er klang verärgert.
Darcy wählte ihre Worte sorgfältig, als sie sagte: “In Wirklichkeit geht es nicht darum, ob Amys Geist noch durch den Wald irrt oder nicht. Wir bestatten unsere Toten, um ihnen Respekt zu erweisen. Zugegeben, Amy hat keine Verwandten mehr in der Gegend – zumindest nicht, soweit wir es wissen – aber sie war immerhin ein Mensch. Ein höchst bemitleidenswerter, wenn man bedenkt, wie sie ums Leben kam. Deshalb sollten wir, um ihr Respekt zu erweisen, dafür sorgen, dass ihr Schädel zusammen mit ihren übrigen sterblichen Überresten begraben wird.”
Matt sagte nach einem Moment des Nachdenkens: “Dagegen habe ich im Prinzip gar nichts. Aber man darf nicht vergessen, dass sie vor zweihundert Jahren begraben wurde. Der Sarg war wahrscheinlich aus einfachem Holz und ist längst verrottet. Heute haben wir andere Bestattungsgesetze. Wir können unser Möglichstes versuchen – weil es sich einfach so gehört, wie ihr ganz richtig sagt.” Er schaute sich am Tisch um. “Aber wer in ein großes Museum geht, kann dort alle möglichen Schädel und Knochen finden, die man irgendwo ausgebuddelt hat. Tot ist tot. Ich betrachte es als erwiesen, dass wir unsere irdische Hülle für ein Weiterleben nach dem Tod nicht brauchen – falls es so etwas tatsächlich geben sollte.”
“Meine Güte, Matt, Sie haben aber auch wirklich keinen Funken Romantik in sich!” stöhnte Penny.
“Was hat Romantik mit Mord zu tun?”
“Es geht einfach darum, dass sie wenigstens an ihrer letzten Ruhestätte wieder vollständig ist”, sagte Penny entschieden.
Matt zuckte resigniert die Schultern. “Okay, Penny, wir werden dafür sorgen, dass der Schädel zu den übrigen sterblichen Überresten kommt, okay?”
“Und lassen wir auch eine Messe lesen?” bat Penny.
Er gab sich mit einer Handbewegung geschlagen. “Was immer Sie wünschen, Penny.”
“He.” Darcy war entschlossen, das Thema zu wechseln. “Hat irgendjemand von Ihnen schon mal von einer Frau namens Arabella gehört?”
“Ja, ich”, sagte Penny. “Sie war wahrscheinlich die uneheliche Tochter eines entfernt verwandten Stone, die versucht hat, sich den legitimen Erben zu angeln. Der heiratete jedoch eine andere, und von ihr hörte man nie mehr etwas. Warum? Haben Sie etwas über sie gelesen?”
“Ja, gerade eben.”
Penny wurde plötzlich ganz aufgeregt. “Aber ich habe noch nie gehört, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben sein soll.”
“Aber sie verschwand. Vielleicht wurde sie ermordet. Sie könnte im Lee-Zimmer herumspuken.”
Matt rutschte lautstark mit seinem Stuhl zurück. “Bitte entschuldigen Sie mich, Ladies, Gentlemen. Ich brauche dringend frische Luft.”
Matt stand auf und verließ das Esszimmer. Penny faltete die Hände und schaute Darcy aufgeregt an. “Arabella! Ich weiß, was Sie meinen. Sie ist aus den Aufzeichnungen ebenso verschwunden wie aus der Gegend – und zwar, weil sie tot war. Ermordet von ihrem
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