Das Geheimnis von Melody House
entschlossen.
Keine Antwort.
“Matt?”
Immer noch keine Antwort. Aber sie war sicher, dass jemand im Raum war.
“Na schön, wie du meinst, ich gehe jetzt!” rief sie.
Eilig lief sie die Treppe hinunter, aber nachdem sie unten angelangt war, blieb sie wieder stehen. Unter dem Bogen zum Treppenaufgang stand auf einem kleinen Marmortischchen ein Telefon. Sie ging hin und blätterte das Verzeichnis durch. Als sie Matts Dienstnummer gefunden hatte, wählte sie, und gleich darauf meldete sich am anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme.
“Könnte ich bitte den Sheriff sprechen?” sagte Darcy.
“Er hat im Moment Besuch. Kann ich ihm etwas ausrichten?” fragte die Frau.
“Nein, danke. Ich melde mich später wieder.”
Darcy wollte gerade auflegen, da stutzte sie.
Sie wäre jede Wette eingegangen, dass sie im Hörer ein Klicken gehört hatte, als ob irgendwer von einem anderen Apparat aus ihr Gespräch mitgehört und einen Sekundenbruchteil vor ihr aufgelegt hätte.
Nachdenklich legte sie den Hörer zurück. Sie schaute auf die Treppe, dann ging sie entschlossen wieder nach oben und blieb vor Matts Zimmertür stehen. Als sie klopfte, öffnete sie sich einen Spalt – offenbar war sie nicht richtig zu gewesen. “Matt?” fragte sie, während sie das Zimmer betrat, obwohl sie wusste, dass er nicht da war.
Sie schaute sich erst in seinem Arbeitsbereich um, dann ging sie ins Schlafzimmer, um nicht besonders erstaunt festzustellen, dass auch dort niemand war.
Wer auch immer in den Räumen gewesen sein mochte, jetzt war er weg.
Mit klopfendem Herzen verließ sie die Suite. Irgendetwas stimmte hier nicht, und das Bedrohliche daran war, dass diese Gefahr höchst real war.
“War irgendwas?” fragte Matt Shirley, als er aus dem Besprechungsraum kam.
Wegen des Vorfalls in der Bibliothek hatte er mit dem Stadtrat die Möglichkeit erörtert, noch eine ganze Reihe weiterer öffentlicher Gebäude überprüfen zu lassen.
Obwohl er immer noch nicht ganz glauben wollte, was ihm sowohl die hiesige Baubehörde als auch seine Freunde in Washington bestätigt hatten – die morsche Stelle auf dem Boden der Bibliothek war durch verschüttetes Soda entstanden. “Jetzt stellen Sie sich bloß mal vor, was so ein Zeug im Magen anrichtet”, hatte Shirley gesagt. In diesem Moment hatte er gewusst, dass ihre Kinder harten Zeiten mit Milch und Wasser entgegengingen.
“Da hat jemand für Sie angerufen, eine Frau, aber sie hat ihren Namen nicht genannt”, sagte Shirley. Sie klimperte scherzhaft mit den Wimpern, während sie fortfuhr: “Hatte eine tolle Stimme. Ich glaube, es war Ms. Tremayne.”
Er zuckte mit den Schultern. “Falls sie es war, wird sie sich wieder melden. Ich muss ins Gericht. Niles Walker ist kürzlich wieder mal splitternackt durch die Gegend gerannt, und ich will endlich erreichen, dass sich seine Familie vernünftig um ihn kümmert. In dringenden Fällen können Sie mich auf dem Handy erreichen.”
“Ja, in Ordnung.”
Matt wollte gerade gehen, dann blieb er leise fluchend noch einen Moment stehen.
“Shirley?”
“Ja?”
“Falls Darcy Tremayne noch einmal anrufen sollte, geben Sie ihr meine Handynummer, okay?”
“Alles klar, Matt.” Shirley, die ihn beobachtet hatte, musste sich ein Lächeln verkneifen. Dann runzelte sie die Stirn. “Glauben Sie, sie ist irgendwie in Gefahr?”
Verdammt, wenn er das bloß wüsste. Es hatte eine vage Ahnung, dass es so sein könnte, gleichzeitig aber hatte er von diesen Ahnungen langsam gründlich die Nase voll!
Plötzlich wünschte er sich, nicht ins Gericht zu müssen. Darcy hatte sich letzte Nacht an der Treppe so seltsam benommen. Sie hatte ihn angesehen, als ob sie Angst vor
ihm
gehabt hätte.
“Bis später dann”, sagte er zu Shirley.
“Ja, machen Sie’s gut, Matt. Bis später.” Damit beugte sich Shirley wieder über ihre Papiere.
Adam lehnte sich verwirrt zurück. Darcy hatte Recht – es gab wirklich einiges, was dafür sprach, dass es Arabellas Geist war, der durch dieses Haus spukte. Eine Frau, die geglaubt hatte, Anspruch auf den Besitz zu haben und beiseite geschafft worden war, damit ihr Geliebter standesgemäß heiraten konnte. Ja, es sprach viel dafür, dass Darcy mit ihrer Annahme Recht hatte.
Und dennoch …
Er warf seine Lesebrille auf den Tisch und rieb sich die Augen. Darcy war überzeugt davon, dass da noch etwas anderes war, etwas, das sie bis jetzt noch nicht ganz zu fassen bekommen hatte.
Noch nicht.
Er stand auf,
Weitere Kostenlose Bücher