Das Geheimnis von Melody House
ging an ihm vorbei, atmete seinen Duft ein. Seinen
geliebten
Duft.
Verdammter Schuft.
Sie konnte sich beugen.
Matt Stone konnte es nicht.
Sie wollte weinen. Herumwirbeln, mit den Fäusten gegen seine Brust trommeln. Aber wozu? Sie konnte das, was im Kopf eines Menschen vor sich ging, nicht ändern. Für das, was sie wusste, was sie bewirken konnte, gab es keinen handfesten Beweis.
“Darcy?” Es klang irgendwie gepresst.
“Gute Nacht, Matt.”
Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen war, aber sofort nach dem Aufwachen am nächsten Morgen beschlich sie ein seltsames Gefühl von Angst.
Sie war in der Tat davon überzeugt, dass in der vergangenen Nacht ein lebendiger, atmender Mensch hinter ihr auf dem Flur gewesen war.
Der gekommen war, um zu töten.
12. KAPITEL
D arcy fand Adam unten in Pennys Büro beim Durchstöbern der zahlreichen Geschichtsbücher. Als sie das Zimmer betrat, lächelte er sie über den Rand seiner Brille hinweg an.
“Guten Morgen.”
“Guten Morgen, Adam. Und? Schon irgendwas Interessantes gefunden?”
“Nun, ich habe mir die Informationen über Arabella durchgelesen, und es klingt tatsächlich, als wäre sie eine mögliche Kandidatin, aber einen schlüssigen Beweis gibt es nicht. Ich möchte noch eine Weile hier zubringen, und irgendwann später würde ich dich gern hypnotisieren, falls du nichts dagegen hast.”
“Ich habe dir schon gestern Abend gesagt, dass ich nichts dagegen habe.”
Er nickte. “In der Küche ist Kaffee. Matt ist im Büro, Penny einkaufen … nur Clara werkelt irgendwo im Haus herum. Hast du für heute schon irgendwelche Pläne?”
Sie wusste, dass Adam beim Lesen gern ungestört war. Deshalb gab er ihr einen zarten Wink, dass sie, sofern sie noch keine hatte, gefälligst welche machen sollte.
“Ja, gut möglich”, sagte Darcy.
“Und zwar?”
“Ich werde wohl noch mal in die Bibliothek fahren.”
“Aha?” Adam hob fragend eine Augenbraue.
“Mrs. O’Hara hat mir von einem Hausmädchen erzählt, das früher hier gearbeitet hat. Marcia Cuomo. Mrs. O’Hara sollte sie bitten, mich anzurufen, aber bis jetzt habe ich noch nichts von ihr gehört. Deshalb wollte ich heute noch mal in der Bibliothek vorbeischauen und mir ihre Adresse und Telefonnummer geben lassen. Vielleicht gelingt es mir ja doch noch, sie zu erwischen.”
“Ist die Bibliothek denn nicht immer noch geschlossen?”
“Ach so, stimmt, das hatte ich fast vergessen. Dann versuche ich, Mrs. O’Hara telefonisch zu erreichen.”
Adam nickte und steckte dann seine Nase wieder in das dicke Buch, das er in der Hand hielt.
Darcy ging in die Küche, wo wie jeden Tag der Kaffee schon für sie bereitstand. Sie schenkte sich eine Tasse ein und verzog sich damit wieder ins Lee-Zimmer.
Sie rief in der Bibliothek an, wo sich nur der Anrufbeantworter meldete. Aber Mrs. O’Hara hatte für Notfälle ihre Privatnummer aufs Band gesprochen und gab Darcy auch sofort bereitwillig Marcia Cuomos Privatnummer und Adresse.
Da es Darcy nicht gelang, Marcia telefonisch zu erreichen, beschloss sie, direkt zu ihr zu fahren. Den Wagen von Melody House hatte Penny genommen, also bat Darcy Adam, ihr seinen zu leihen. Kurz darauf lief sie eilig nach oben, um ihre Tasche und seine Autoschlüssel zu holen.
Ihr Zimmer war während ihrer Abwesenheit sauber gemacht worden. Die Balkontüren standen nun offen. Darcy wollte sie schließen, trat aber vorher noch kurz auf den Balkon, um für einen Augenblick die frische Luft und den warmen Sonnenschein zu genießen. Während sie so dastand und ihr Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonne hielt, glaubte sie aus Matts Zimmer ein Geräusch zu hören. Überrascht ging sie in Richtung seiner Suite und spähte durchs Fenster.
Da war jemand, aber sie konnte nicht erkennen, wer. Dafür war es drinnen zu dunkel.
War Matt aus irgendeinem Grund zurückgekommen? Sie hob die Hand, um an die Scheibe zu klopfen, überlegte es sich dann jedoch anders.
Was sollte sie ihm sagen? Wie sollte sie ihm erklären, dass sie wie eine Spionin durch sein Fenster spähte.
Dieser Gedanke veranlasste sie, sich schnell umzudrehen und eilig ins Lee-Zimmer zurückzugehen. Sie schnappte ihre Handtasche und machte sich auf den Weg, um auf halber Treppe jedoch kehrtzumachen und noch einmal zurückzugehen. Vor Matts Zimmer blieb sie stehen und legte den Kopf an die Tür. Als sie drinnen ein Rascheln hörte, klopfte sie
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