Das Geheimnis von Melody House
erklärte Darcy. “Hör zu, was soll das alles? Du hältst mich doch sowieso für verrückt. Würdest du mich deshalb jetzt bitte entschuldigen?”
Doch Matt rührte sich nicht vom Fleck.
“Matt, bitte, lass mich vorbei”, sagte sie leise.
“Ich will nicht, dass du in der Dunkelheit draußen rumrennst”, sagte er, ohne auf ihre Bitte einzugehen.
“Können wir das nicht im Haus besprechen?”
“Hast du mich verstanden? Ich will nicht, dass du nachts hier draußen bist. Und erst recht nicht so. Halb nackt und barfuß.”
“Ich bin untröstlich. Da kann ich nur hoffen, dass ich die Mücken und Fledermäuse nicht um den Verstand gebracht habe”, erwiderte sie trocken und stemmte die Hände in die Hüfte. “Lässt du mich jetzt ins Haus?”
“Erst wenn du sagst, dass du mich verstanden hast.”
“Ist ja gut, ich habe verstanden. Du willst nicht, dass ich nachts draußen herumlaufe.”
“Nicht mal dann, wenn ein Geist auf deiner Bettkante sitzt und dich zu einem Grillfest einlädt, ist das klar?”
“Du hast dich absolut klar ausgedrückt”, versicherte sie ihm.
Er trat einen Schritt beiseite und öffnete die Tür. Sie schlüpfte ins Haus und wollte nur noch so schnell wie möglich in ihr Zimmer, aber unten an der Treppe stand Penny und hielt sie auf. “Was ist denn los?” fragte sie beunruhigt.
“Darcy hatte Lust auf einen Mondscheinspaziergang”, sagte Matt spöttisch.
“Die weiße Frau!” vermutete Penny prompt. Sie legte Darcy eine Hand auf die Schulter. “Ich hätte es Ihnen erzählen sollen – ich habe sie auch gesehen.”
“Darcy trägt ein langes weißes Nachthemd, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist”, warf Matt ein.
“Ich meine nicht heute”, widersprach Penny. “Matt, ich habe Ihnen früher schon gesagt, dass ich sie gesehen habe. Sie schwebt die Treppe hinunter. Als ob sie will, dass …”
“Das Mondlicht wirft manchmal seltsame Schatten, Penny”, sagte Matt zähneknirschend. “Da kann man sich viel einbilden, und ich befürchte, hier gibt es Leute, die sich bestimmte Dinge so sehr einbilden, dass sie sie für wahr halten.” Er fluchte leise vor sich hin. “Aber jetzt ist es vorbei, okay? Für heute Nacht jedenfalls, richtig, Darcy?”
“Ja, es ist vorbei”, stimmte sie zu.
Penny nickte, konnte es sich jedoch nicht verkneifen hinzuzufügen: “Sie werden Ihre Worte noch bereuen, Matt Stone. Glauben Sie mir. Sie werden Ihre Worte noch bitter bereuen.”
“Gute Nacht, Penny”, sagte Matt mit einem resignierten Aufseufzen.
Darcy beeilte sich, zur Treppe zu kommen, und zuckte erschrocken zusammen, als sie Matts Hand auf ihrer Schulter spürte. In dem Moment, in dem sie sich zu ihm umdrehte, zog er die Hand weg.
“Darcy, ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Ich habe dein Gesicht gesehen, während der Séance gestern und heute Nachmittag. Was mag erst in dir vorgehen, wenn du alles durchschaust? Wenn der Mörder in deiner Vision sein Ziel erreicht und sein Opfer erwürgt?”
Er sagte das so nüchtern und sein Blick war so undurchdringlich, dass Darcy nicht sagen konnte, ob er sich über sie lustig machte oder wirklich besorgt war.
“Ich habe den Traum zu Ende geträumt”, sagte sie. “Heute Nacht, bevor ich den Geist sah.”
Es kam ihr vor, als ob er sich innerlich von ihr abwandte. Sie spürte deutlich die neue Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte.
“Dann hat er dir also seine Geschichte erzählt, richtig? Heißt das nicht, dass er jetzt endlich in Frieden ruhen kann?” fragte er, hoffnungsvoll, wie sie meinte. Natürlich hoffnungsvoll, denn dann wäre er sie ja endlich los …
“Noch nicht ganz, Matt. Noch sind wir nicht am Ziel.”
“Aber ist es denn nun diese Arabella, von der du gelesen hast?”
“Ich glaube nicht.”
“Aber wer …?”
“Ich weiß es nicht. Aber ich werde es bald wissen.” Sie drehte sich um und stieg langsam die Treppe hoch. Als sie die Tür vom Lee-Zimmer fast erreicht hatte, spürte sie, dass er hinter ihr war.
Wieder legten sich seine Hände auf ihre Schultern. Sie fühlte die Kraft darin und die Gefahr. Doch nachdem er sie zu sich herumgedreht hatte, sah sie in seinen Augen, dass er eher auf sich selbst als auf sie wütend war.
“Darcy, du kannst manchmal wirklich unglaublich stur sein. Du spielst mit dem Feuer, und wenn du so weitermachst, wirst du dich verbrennen!”
Sie wollte etwas erwidern, überlegte es sich dann jedoch anders. Er ließ ihre Schultern los, legte ihr eine Hand an die
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