Das Geheimnis von Mulberry Hall
küsste zärtlich ihre Lippen, während er sich langsam zu bewegen begann.
Kurz darauf stellte Lexie ruckartig die Knie auf und stemmte beide Füße in die Matratze, während sie von einem unerwartet heftigen Höhepunkt fortgetragen wurde. Damit hatte sie gar nicht so schnell gerechnet, obwohl sie schon seit geraumer Zeit in höchstem Maße erregt war. Lucan, der ihr in diesem Augenblick auf dem Gipfel der Lust begegnete, rief laut ihren Namen.
„Wow!“, keuchte Lexie mehrere Minuten später, als sie endlich wieder bei Atem war, um sprechen zu können. Mit beiden Händen streichelte sie verträumt Lucans kräftigen, breiten Rücken.
Er lag noch immer auf ihr. „Das war einfach …“
„Oh, bitte zerstöre meine Illusionen nicht, indem du mir erzählt, wie schlecht ich war!“
„Das war einfach unglaublich! Unbeschreiblich!“, schloss er überwältigt und sah auf sie hinunter. „Du bist einfach unglaublich, Lexie. Habe ich dir sehr wehgetan?“
„Nein.“ Es war tatsächlich nur ein kurzer, heftiger Schmerz gewesen, aber der war bereits vergessen, als sie Lucan tief in sich gespürt hatte.
Doch er schien wenig überzeugt. „Bist du ganz sicher?“
„Oh ja“, raunte sie und strich mit dem Zeigefinger über seine Augenbraue. „Um ehrlich zu sein, könnte ich gleich wieder von vorn anfangen.“
„Du gieriges, kleines Luder!“, sagte er grinsend, und die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen.
„Tja.“ Sie kreuzte die Beine hinter seinem Rücken. „Genau dort will ich dich für den Rest der Nacht haben.“ Da sie sich am folgenden Tag trennen mussten, wollte Lexie keine einzige Sekunde, die sie mit ihm genießen durfte, verschwenden.
„Deine Ehrlichkeit ist wirklich tief beeindruckend“, bemerkte er kopfschüttelnd.
Sie erstarrte. Ihre Ehrlichkeit? Warum sagte er so etwas, ausgerechnet nach allem, was sie ihm in den letzten Tagen verschwiegen hatte?
„Lexie?“ Er sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass ihr ernste Gedanken durch den Kopf gingen. „Bereust du doch, was wir getan haben?“
Das war dicht an der Wahrheit, jedoch nicht so, wie Lucan glaubte. Sie bereute lediglich, sich emotional auf ihn eingelassen zu haben, anstatt diese Nacht als kurzweiliges Abenteuer abzuhaken. Lucan würde sie hassen, wenn er die Wahrheit erfuhr, aber sie hasste ihn nicht. Sonst hätte sie sich ihm niemals hingegeben. Nein, sie hasste ihn nicht.
Schließlich waren sie sich schnell nähergekommen, hatten sich besser kennengelernt, und nun schaffte sie es nicht, Lucan nur als One-Night-Stand zu betrachten.
Wie konnte sie so naiv sein? Warum hatte sie nicht rechtzeitig erkannt, dass sie längst in ihn verliebt war?
10. KAPITEL
„Lexie, was hast du?“ Lucan zog die Stirn kraus, als Lexie ihn nur mit stummem Entsetzen in den Augen anstarrte. „Rede mit mir, verdammt! Was ist los!“ Er schüttelte sie leicht bei den Schultern, weil sie immer noch nicht antwortete.
Mit ihm reden? Sie war nicht sicher, ob sie ihm gegenüber jemals wieder einen zusammenhängenden Satz herausbekommen würde.
Ich liebe ihn, dachte Lexie. Ich habe mich ausgerechnet in Lucan St. Claire verliebt.
In den Mann, den sie eigentlich immer nur verachten wollte. Der glaubte, jeden Grund zu haben, ihre Familie zu hassen. Wie die Menschen sagten, es gab tatsächlich nur eine sehr dünne Grenze zwischen Liebe und Hass!
Wie hatte das nur passieren können? Warum war es überhaupt geschehen? Welches Schicksal konnte so grausam sein und ausgerechnet sie ihr Herz an Lucan verlieren lassen? Am schlimmsten war: Lucan würde ihre Gefühle niemals erwidern.
„Lucan, kannst du ein Stück zur Seite rücken?“, fragte sie stockend, während ihr das Essen von vorhin allmählich sauer in die Speiseröhre stieg. Die körperliche Nähe zu Lucan verschlimmerte die Übelkeit noch. „Jetzt gleich! Ich glaube, ich muss mich übergeben.“
Ihm blieb kaum Zeit, sich von ihr zu lösen und aufzustehen, bevor Lexie aufsprang und an ihm vorbei ins angrenzende Badezimmer stürmte. Lautstark knallte sie die Tür hinter sich zu, und nur Sekunden später waren gedämpfte Würgelaute zu hören.
Erschrocken ließ Lucan sich zurück aufs Bett fallen und lehnte sich in die Kissen. Dann starrte er an die Decke und merkte, wie ihm selbst schlecht bei dem Gedanken wurde, dass der Sex mit Lexie sie möglicherweise krank gemacht hatte.
Hatte er ihr doch zu sehr wehgetan? Lag es an diesen Schmerzen, dass ihr sterbensübel war? Oder gab es einen anderen Grund für
Weitere Kostenlose Bücher