Das Geheimnis von Mulberry Hall
sich.
„Das Essen haben wir als Grund für deine Übelkeit bereits ausgeschlossen.“
„Ich habe es nicht ausgeschlossen“, brauste sie auf. „Und nun verschwinde endlich, Lucan. Mir geht es nicht gut, und ich will mich hinlegen.“
„Allein?“
„Selbstverständlich allein. Es sei denn, du bist pervers genug, mit einer kränklichen Frau schlafen zu wollen?“
Lucan fand seine Lust auf Lexie nicht im Geringsten pervers, aber diese Bemerkung sparte er sich. Er konnte lediglich sein Verlangen nach ihr nicht so einfach stillen, und auch das war eine völlig neue Erfahrung für ihn.
„Ich sollte besser hierbleiben, falls es dir wieder schlechter geht.“
„Habe ich nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht, wie wenig Wert ich auf Publikum lege, wenn ich mich übergeben muss?“
„Vorhin hingegen hast du deutlich zum Ausdruck gebracht, wie viel Wert du auf meine Gesellschaft legst.“
Das traf ins Schwarze, und Lexie zuckte merklich zusammen. So etwas hatte sie gesagt, allerdings bevor sich ihr angesichts der Realität der Magen umdrehte. Bevor sie feststellen musste, wie sehr sie sich in diesen Mann verliebt hatte. Sie war dem fünfzehnten Duke von Stourbridge verfallen, obwohl sie ihn eigentlich immer zu ihren Feinden gezählt hatte. Und sobald er erfuhr, wer sie war, würde sie auch seine Feindin sein!
„Vorübergehende Euphorie“, winkte sie ab. „Das ist wie mit extrasüßer Schokotorte. Man möchte sich gern daran satt essen, auch wenn man weiß, dass einem schlecht davon wird.“
Sein Lachen klang unangenehm trocken. „Interessant, deine Theorie mit der Euphorie.“
Lexie quittierte sein Lachen mit einem ebenso gestellten Lächeln. „Finde ich nämlich auch.“
„Wusstest du eigentlich, dass man von Schokolade abhängig werden kann?“
„Nur in ihrer Reinform“, bestätigte sie knapp.
Ihre Schlagfertigkeit war kaum zu übertreffen, und Lucan seufzte schwer. „Lexie, wir hatten gerade Sex, und es war umwerfend mit uns beiden. Also warum streiten wir?“
Er war wirklich umwerfend, überlegte sie. Mehr, als gut für mich ist. Und der Grund für diese einzigartige Magie ist meine große Liebe zu dir. „Ich habe doch vorhin schon gesagt, wir geraten immer aneinander, sobald wir uns unterhalten. Dieses eine Mal können wir es gern darauf zurückführen, dass ich mich einfach krank fühle und deshalb ungenießbar bin.“ Achtlos hob sie die Schultern.
Eine ganze Weile betrachtete Lucan sie nachdenklich, während Lexie buchstäblich die Luft anhielt. „Das kann ich nicht als Entschuldigung akzeptieren“, sagte er schließlich.
„Dann habe ich eine Neuigkeit für dich, Lucan. Mit ist es absolut egal, was du akzeptieren kannst und was nicht“, fuhr Lexie ihn an. „Ich streite ja gar nicht ab, dass wir eine schöne Zeit miteinander hatten. Aber die ist jetzt vorbei. Es macht keinen Spaß mehr mit uns, das merkst du doch. Und daher bitte ich dich, meinen Wunsch zu respektieren und mich allein zu lassen.“
Frustration machte sich in Lucan breit, und allmählich begriff er, dass sie heute Abend nicht weiterkommen würden.
„Gut, ich werde gehen“, stimmte er zu. „Wir reden morgen noch mal.“
„Morgen bin ich weg. Mit dir oder ohne dich.“
Sein Frust wuchs. „Das Auto gehört mir, Lexie, und ich bin nicht sicher, ob ich morgen gleich abreisen will.“ Er würde nirgendwohin fahren, bevor sie die Dinge nicht miteinander geklärt hatten. Und das konnten sie nicht tun, solange Lexie sich nicht die Zeit nahm, über alles in Ruhe nachzudenken.
„Dann nehme ich eben den Zug.“
„Und wenn keiner fährt?“
„Es fährt einer“, behauptete sie selbstsicher.
„Und das weißt du so genau?“
Zu spät bemerkte sie ihren Fehler. Sie wusste zu viel über diese Gegend, und dieses Wissen hatte sie erneut preisgegeben. „Das habe ich überprüft, bevor wir hierherkamen.“ Bei dieser Lüge wurde ihr ganz heiß. Die Fahrpläne der Bahn waren ihr natürlich nur geläufig, da sie früher oft ihre Großmutter besucht hatte. „Nur für den Fall.“
Wieder schüttelte er den Kopf. „Du bist echt unmöglich.“
Eine neue Übelkeitswelle schnürte ihr die Kehle zu. „Gute Nacht, Lucan.“
„So leicht lasse ich mich nicht abspeisen.“
Diese Warnung verfehlte ihre Wirkung nicht, trotzdem straffte Lexie die Schultern. „Da wir uns bestimmt nicht mehr wiedersehen werden, ist diese Information für mich überflüssig, oder nicht?“
Er zuckte die Schultern. „Ich sage nur, so
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