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Das Geheimnis von Mulberry Hall

Das Geheimnis von Mulberry Hall

Titel: Das Geheimnis von Mulberry Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROLE MORTIMER
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    „Nicht besonders höflich, nachdem ich dir extra Kaffee ans Bett gebracht habe“, beschwerte sich Lucan voller Ironie.
    Ihre Laune besserte sich nicht wesentlich. „Wie lange bist du schon auf?“
    „Fünf Stunden oder so“, gab er unbekümmert zurück. „Während du verschlafen hast, konnte ich ein Menge von der Arbeit erledigen, die ich mitgebracht habe.“ Das hatte Lucan die Zeit vertrieben, bis Lexie endlich ansprechbar war. Doch schließlich konnte er es nicht länger abwarten und beschloss, sie selbst zu wecken.
    „Das ist gut“, murmelte sie abwesend. „Ich freue mich wirklich für dich. Und jetzt kannst du ja verschwinden und mich in Ruhe meinen Kaffee trinken lassen.“
    Komischerweise konnte diese Frau, so ruppig, nervtötend und frustrierend sie auch war, ihn immer noch zum Lachen bringen.
    „Sag nichts!“ Ihr war nicht entgangen, dass Lucan sich über sie amüsierte. „Normalerweise treten die Menschen dir gegenüber nicht so respektlos auf, oder?“
    „Nein, das tun sie nicht.“ Sein Lächeln blieb. „Aber ich könnte mich durchaus daran gewöhnen“, fügte er rätselhaft hinzu.
    Lexie streckte sich ausgiebig, konnte aber das aufregende Gefühl nicht abschütteln, das Lucans Anwesenheit in ihr auslöste. Ihr Puls ging viel zu schnell, und ihre Augen wanderten immer wieder zu ihm hin. Ganz in Schwarz gekleidet, wirkte er heute besonders attraktiv. „Zum Glück musst du das aber nicht.“
    „Nein?“
    „Nein. Ach, verflixt!“, fluchte sie, als sie ihre leere Tasse auf dem Nachttisch abstellte und dabei etwas herunterfiel. Keuchend beugte sie sich vor, um zu sehen, was da zu Boden gegangen war – und erstarrte.
    Die Welt blieb stehen, Lexie wurde heiß und kalt, und das Atmen wurde ihr mit einem Schlag unmöglich. Auf dem grünen Teppich lag aufgeklappt der goldene Anhänger ihrer Kette.
    „Nicht!“ Sie kreischte fast, als Lucan sich automatisch danach bücken wollte.
    „Was hat es nur mit diesem verdammten Ding auf sich?“, schimpfte er und nahm es schnell hoch, bevor Lexie ihn daran hindern konnte. „Wahrscheinlich befindet sich in dem Medaillon tatsächlich das Foto eines geheimnisvollen Liebhabers. Ist es eine verbotene oder eine unerfüllte Liebe? Vielleicht sollte ich selbst mal nachschauen.“
    „Nein!“ Entschlossen warf Lexie ihre Decke zurück und sprang auf, doch es war bereits zu spät. Viel zu spät.
    Sprachlos starrte Lucan auf die beiden winzigen Bilder in dem Medaillon, und in seinem Gesicht arbeitete es unübersehbar.
    Es vergingen endlose Sekunden, mehr als eine Minute, und außer ihren Atemzügen war es vollkommen still im Raum. Lexie keuchte leicht, Lucan war kaum zu hören.
    Nach einer Ewigkeit blickte er hoch. Sein Gesicht war kreideweiß geworden, und die Wangenknochen zeichneten sich deutlich durch die Haut ab. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst, und am Kiefer pochte eine Ader. Die schlimmste Veränderung aber hatten seine Augen durchgemacht, die härter und kälter aussahen als jemals zuvor.
    „Wer, zur Hölle, bist du?“, fragte er tonlos.

11. KAPITEL
    „Gib mir die Kette, Lucan“, bat Lexie und streckte ihre Hand aus.
    Aber Lucan dachte gar nicht daran. Stattdessen schloss er die Faust so fest um den Anhänger, dass er schmerzhaft in seine Handfläche schnitt, und trat einen Schritt zurück. Die beiden Fotos hatten sich in sein Hirn eingebrannt.
    Ein grauhaariger Mann, offenbar Mitte sechzig, aber immer noch unverkennbar attraktiv, lächelte offen in die Kamera. Ein scharf gezeichnetes, aristokratisches Gesicht, das Lucan augenblicklich als das seines Vaters Alexander erkannte.
    Das zweite Bild zeigte eine Frau, bei der nur die grauen Strähnen in ihrem schulterlangen schwarzen Haar ihr wahres Alter verrieten. Ihr Gesicht strahlte Jugendlichkeit aus, während auch sie unbeschwert in das Kameraobjektiv lachte.
    Es war ein schönes Gesicht: geschwungene Brauen, große blaue Augen, eine Stupsnase und ein weicher, voller Mund. Ihre Züge ähnelten stark denen der jungen Dame, die jetzt gerade vor Lucan stand. Die beiden mussten miteinander verwandt sein.
    „Ich will wissen, wer du bist“, wiederholte er eisig.
    Lexie schluckte mühsam den Kloß in ihrem Hals hinunter, und ihre Atmung war gefährlich flach. Ihr wurde schon etwas schwindelig, und sie wusste nicht, was sie dem graugesichtigen Fremden erwidern sollte, der sie hasserfüllt anstarrte.
    Lucan, der rücksichtsvolle Liebhaber, war verschwunden.
    Der neckische Lucan ebenfalls,

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