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Das Geheimnis von Orcas Island

Das Geheimnis von Orcas Island

Titel: Das Geheimnis von Orcas Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Straße zu ihm gelaufen kam.
    Fantasien, sagte Ronald sich und schnippte die halb gerauchte Zigarette zu Boden. Er verschwendete viel zu viel Zeit mit Fantasien.
    Der Wagen kam schnell, mit protestierendem Motor und röhrendem Auspuff. Ronald blickte erneut auf, verärgert, weil sein Morgen und seine Gedanken gestört wurden.
    Seine Verärgerung rettete ihm das Leben.
    Er brauchte nur einen Moment, um zu erkennen, was geschah, und eine Sekunde länger, um dem zu entgehen. Als der Wagen auf ihn zuschoss, sprang er beiseite und rollte sich in die Büsche. Er hielt seine Waffe bereits in der Hand, noch bevor er sich wieder aufrappelte. Er erhaschte einen Blick auf das Heck des Fahrzeugs, als es um die nächste Kurve raste. Ihm blieb nicht einmal Zeit zu fluchen, bevor er Charitys Schrei hörte.
    Er rannte, ungeachtet des Brennens im Oberschenkel, wo der Wagen ihn gestreift hatte, und des Bluts auf seinem Arm, den er sich an einem Stein aufgeschrammt hatte. Er hatte dem Tod ins Auge gesehen. Er hatte getötet. Aber er hatte keine Panik gekannt bis zu diesem Moment, als ihr Schrei in seinem Kopf nachhallte. Er hatte keine Qual gekannt, bis er Charity neben der Straße liegen sah.
    Der Hund hockte neben ihr, wimmernd, und stupste ihr Gesicht mit der Nase. Er drehte sich um, als Ronald sich näherte, begann zu knurren, sprang dann bellend auf.
    »Charity.« Ronald kniete sich neben sie und fühlte mit zitternder Hand nach ihrem Puls. »Es wird alles gut, Baby«, murmelte er, während er sie auf gebrochene Knochen untersuchte.
    War sie überfahren worden? Eine schreckliche Vision, wie sie vom Wagen gerammt und in die Luft geschleudert wurde, stieg im Geiste vor ihm auf. Mit all seiner Selbstbeherrschung unterdrückte er diese Vorstellung. Charity atmete. Er klammerte sich daran.
    Der Hund winselte, als Ronald ihren Kopf drehte und die Wunde an ihrer Schläfe untersuchte. Es war der einzige farbige Fleck in ihrem Gesicht. Mit seinem Stirnband tupfte er das Blut ab.
    Grimmig steckte er die Waffe wieder ein. Dann hob er Charity auf die Arme. Ihr Körper wirkte schlaff. Er verstärkte seinen Griff, fürchtete halb, sie könnte ihm durch die Arme schlüpfen. Er sprach zu ihr während der gesamten halben Meile zurück zum Gasthaus, obwohl sie blass und stumm blieb.
    Bob stürmte aus dem Vordereingang des Gasthauses. »Lieber Himmel! Was ist passiert? Was, zum Teufel, haben Sie ihr getan?«
    Ronald hielt gerade lange genug inne, um ihm einen düsteren, zornigen Blick zuzuwerfen. »Ich glaube, Sie wissen es besser. Holen Sie mir die Wagenschlüssel. Sie muss ins Krankenhaus.«
    »Was geht hier vor?« Mae kam durch die Tür, wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Lori sagt, sie hat gesehen …« Sie erblasste, aber dann bewegte sie sich mit erstaunlicher Schnelligkeit, schob Bob beiseite, um zu Charity zu gelangen. »Bringen Sie sie nach oben.«
    »Ich bringe sie ins Krankenhaus.«
    »Nach oben«, wiederholte Mae und hielt ihm die Tür auf. »Wir rufen Dr. Mertens. Das geht schneller. Kommen Sie schon, Junge. Bob, ruf den Doktor an. Sag ihm, er soll sich beeilen.«
    Ronald ging durch die Tür, den Hund auf den Fersen. »Und rufen Sie auch die Polizei«, fügte er hinzu. »Sagen Sie, es handelt sich um Fahrerflucht.«
    Ohne Zeit mit Worten zu verschwenden, führte Mae ihn den Weg hinauf. Sie war ein wenig außer Atem, als sie den zweiten Stock erreichten, aber sie wurde nicht langsamer. Als sie Charitys Zimmer betraten, war die Farbe in ihr Gesicht zurückgekehrt.
    »Legen Sie sie auf das Bett, und seien Sie vorsichtig.« Sie riss die Tagesdecke aus Spitze beiseite und schob dann ebenso wirkungsvoll Ronald zur Seite. »So, Mädchen, es wird alles gut.« Zu Ronald sagte sie: »Gehen Sie ins Badezimmer und holen Sie mir ein sauberes Handtuch.« Sie setzte sich auf die Kante, legte eine Hand auf Charitys Gesicht und untersuchte die Kopfwunde. »Sieht schlimmer aus, als es ist.« Sie atmete tief aus. Als Ronald ihr das Handtuch gab, drückte sie es auf Charitys Schläfe. »Kopfwunden bluten immer stark. Aber sie ist nicht allzu tief.«
    Er wusste nur, dass ihr Blut immer noch an seinen Händen klebte. »Sie müsste allmählich zu sich kommen.«
    »Lassen Sie ihr Zeit. Später möchte ich wissen, was passiert ist, aber jetzt werde ich sie ausziehen und nachsehen, ob sie sonst noch irgendwo verletzt ist. Warten Sie unten.«
    »Ich lasse sie nicht allein.«
    Mae blickte auf. Ihre Lippen waren geschürzt, und Sorgenfältchen zeigten

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