Das Geheimnis von Orcas Island
starrte auf die geschlossene Tür zum anderen Zimmer. »Charity?«
»Der Arzt ist bei ihr«, sagte Ronald. »Es ist nichts Schlimmes.«
Lori schloss die Augen und holte tief Luft. »Ich sage es den anderen. Treten Sie ein, Sheriff.«
Ronald musterte den dicklichen Mann, der offensichtlich aus dem Bett geholt worden war. Sein Hemdsaum steckte nur zum Teil in der Hose, und er nippte an einer Tasse Kaffee, während er das Zimmer betrat.
»Sie sind Ronald DeWinter?«
»Stimmt.«
»Sheriff Royce.« Er setzte sich mit einem Seufzer auf die Armlehne von Charitys rosenfarbenem Queen-Anne-Sessel. »Was hat das mit der Fahrerflucht auf sich?«
»Vor zwanzig Minuten hat jemand versucht, Miss Ford zu überfahren.«
Royce starrte auf die geschlossene Tür, genau wie Lori zuvor. »Wie geht es ihr?«
»Sie hat eine Kopfverletzung und einige Prellungen.«
»Waren Sie bei ihr?« Royce zog einen Notizblock und einen Bleistiftstummel hervor.
»Nein. Ich war etwa eine Viertelmeile entfernt. Der Wagen schwenkte auf mich zu, fuhr dann weiter. Ich hörte Charity schreien. Als ich sie erreichte, war sie bewusstlos.«
»Ich nehme an, Sie haben den Wagen nicht gut sehen können?«
»Dunkelblauer Chevy. Sedan, 67er oder 68er. Kaputter Auspuff. Vorderer rechter Kotflügel durchgerostet. Washingtoner Kennzeichen, Alpha Foxtrott Julia 847.«
Royce zog beide Augenbrauen hoch, während er die Beschreibung aufnahm. »Sie haben einen guten Blick.«
»Das stimmt.«
»Gut genug, um vermuten zu können, dass er Sie absichtlich anfahren wollte?«
»Ich brauche es nicht zu vermuten. Er hat gezielt.«
Ohne mit der Wimper zu zucken, machte Royce sich weiterhin Notizen. Er fügte für sich selbst eine Notiz als Gedächtnisstütze hinzu, Ronald DeWinter überprüfen zu lassen. »Er? Haben Sie den Fahrer gesehen?«
»Nein«, sagte Ronald schroff. Er verfluchte sich noch immer deswegen.
»Wie lange sind Sie schon auf der Insel, Mr. DeWinter?«
»Fast eine Woche.«
»Eine kurze Zeit, um sich Feinde zu schaffen.«
»Ich habe keine – hier –, soweit ich weiß.«
»Das macht Ihre Auffassung recht seltsam.« Immer noch kritzelnd, blickte Royce auf. »Es gibt niemanden hier auf der Insel, der Charity kennt und etwas gegen sie hat. Wenn es wahr ist, was Sie sagen, dann haben wir es mit Mordversuch zu tun.«
Ronald schnippte seine Zigarettenkippe aus dem Fenster. »Genau darüber reden wir. Ich will wissen, wem dieser Wagen gehört.«
»Ich werde es überprüfen.«
»Sie wissen es bereits.«
Royce klopfte mit dem Block auf sein Knie. »Ja, Sir, Sie haben einen guten Blick, das muss ich Ihnen lassen. Vielleicht kenne ich jemanden, der einen Wagen besitzt, auf den Ihre Beschreibung passt. Wenn ja, dann weiß ich, dass diese Person nicht einmal einen Hasen überfahren würde, geschweige denn eine Frau. Andererseits muss man einen Wagen nicht besitzen, um ihn zu fahren.« Er blickte auf, als Mae die Verbindungstür öffnete. »Nun dann, Maeflower.«
Es zuckte um ihre Mundwinkel, bevor sie die Lippen zusammenpresste. »Wenn du nicht vernünftig in einem Sessel sitzen kannst, dann steh gefälligst auf deinen Füßen, Jack Royce.«
Royce erhob sich grinsend. »Mae und ich sind zusammen zur Schule gegangen«, erklärte er. »Damals gefiel es ihr auch, mich herumzukommandieren. Du hast wohl heute keine Waffeln auf der Speiseliste, oder, Maeflower?«
»Vielleicht doch. Finde du heraus, wer mein Mädchen verletzt hat, und ich sorge dafür, dass du welche bekommst.«
»Ich arbeite daran.« Sein Gesicht wurde wieder ernst, als er zur Tür deutete. »Ist sie fähig, mit mir zu reden?«
»Seit sie zu sich gekommen ist, hat sie nichts anderes getan als reden.« Mae blinzelte eine Flut erleichterter Tränen fort. »Geh nur hinein.«
Royce wandte sich an Ronald. »Ich melde mich wieder.«
»Der Doc sagt, sie kann schon Tee und Toast bekommen.« Mae schniefte, inszenierte dann ein Naseschnäuzen. »Heuschnupfen«, sagte sie schroff. »Ich bin froh, dass Sie in der Nähe waren, als sie verletzt wurde.«
»Wenn ich noch näher gewesen wäre, wäre sie nicht verletzt worden.«
»Und wenn sie diesen Hund nicht spazieren geführt hätte, wäre sie im Bett gewesen.« Sie hielt inne und sah Ronald dann ruhig an. »Ich nehme an, wir könnten ihn erschießen.«
Überrascht lachte er ein wenig auf. »Charity könnte etwas dagegen haben.«
»Sie würde es auch nicht mögen, dass Sie sich hier draußen zergrübeln. Ihr Arm blutet, Junge.«
Gelassen blickte
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