Das Geheimnis von Orcas Island
Tag. Ronald zog Charity an sich, um sie unter dem aufhellenden Himmel zu lieben.
Sie schlummerte auf dem Beifahrersitz, während er zurückfuhr. Der Himmel war von einem blassen, milchigen Blau, doch im Gasthaus war noch alles still.
Als er sie aus dem Wagen hob, seufzte sie und lehnte den Kopf an seine Schulter. »Ich liebe dich, Ronald.«
»Ich weiß.« Zum ersten Mal im Leben wollte er an nächste Woche denken, an nächsten Monat, sogar an nächstes Jahr – an alles, außer dem bevorstehenden Tag. Er trug sie die Stufen hinauf in ihr Schlafzimmer. »Ich liebe dich auch, Charity.«
Es kostete ihn wenig Mühe, sie zu überzeugen, sich in das Bett zu kuscheln und zu schlafen, nachdem er ihr versprochen hatte, Ludwig zu seinem täglichen Auslauf hinauszuführen.
11. K APITEL
Duponts Festnahme erwies sich als ein Muster an gut organisierter Polizeiarbeit. Um 7:45 war sein abgelegenes Haus von den besten Leuten umstellt, die Sheriff Royce und das FBI zu bieten hatten. Ronald hatte Conbys Einwände gegen das Hinzuziehen der Lokalpolizei ignoriert und ihm geraten, aus dem Weg zu bleiben.
Als die Männer positioniert waren, begab Ronald sich zur Tür, die Waffe in einer Hand. Er klopfte. Als keine Antwort kam, signalisierte er seinen Männern, die Waffen zu ziehen und sich zu nähern. Mit dem Schlüssel, den er von Charitys Bund genommen hatte, öffnete er die Tür.
Drinnen ließ er den Blick durch den Raum schweifen, die Beine gespreizt, die Waffe fest in beiden Händen. Mit einer Kopfbewegung signalisierte er seiner Rückendeckung.
Vorsichtig näherte er sich dem Schlafzimmer. Zum ersten Mal trat ein Lächeln – ein grimmiges Lächeln – auf sein Gesicht. Dupont war in der Dusche. Und er sang.
Das Gesinge endete abrupt, als Ronald den Vorhang aufriss.
»Machen Sie sich nicht die Mühe, die Hände zu heben.« Mit erhobener Waffe warf er Dupont ein Handtuch zu. »Das Haus ist umstellt, Kumpel. Warum trocknen Sie sich nicht ab, während ich Ihnen ihre Rechte vorlese?«
»Gut gemacht«, bemerkte Conby, als der Gefangene in Handschellen abgeführt wurde. »Wenn Sie den Rest auch so glatt erledigen, sorge ich dafür, dass Sie eine Beförderung bekommen.«
»Behalten Sie sie.« Ronald steckte seine Waffe ein. Es gab nur noch eine Hürde zu nehmen, bevor er die Vergangenheit von der Zukunft trennen konnte. »Wenn dieser Fall erledigt ist, steige ich aus.«
»Sie sind seit über zehn Jahren bei der Polizei, DeWinter. Sie werden nicht aufhören.«
»Warten Sie’s ab«, entgegnete Ronald, und damit eilte er zum Gasthaus zurück, um zu beenden, was er begonnen hatte.
Bob hockte im Büro und trank gierig Kaffee mit Schuss. Kurzerhand nahm Ronald ihm den Becher aus der Hand und schüttete den Inhalt in den Abfalleimer.
»Ich brauchte einfach ein bisschen etwas, um es zu überstehen«, verteidigte sich Bob. Doch er hatte eindeutig mehr als ein bisschen getrunken. Er lallte, und seine Augen waren glasig.
Selbst unter den günstigsten Umständen fiel es Ronald schwer, Sympathie für einen Betrunkenen aufzubringen. Er zerrte Bob am Hemd vom Stuhl hoch. »Reißen Sie sich zusammen, und zwar schnell. Wenn Block kommt, fertigen Sie ihn und seine kleine Gruppe ab. Wenn Sie ihn warnen – wenn Sie auch nur mit einer Wimper zucken, hänge ich Sie zum Trocknen auf.«
»Charity erledigt die Anmeldungen«, brachte Bob zwischen klappernden Zähnen hervor.
»Heute nicht. Sie werden hinaus ans Pult gehen und es erledigen. Und Sie werden gute Arbeit leisten, weil Sie wissen, dass ich hier drinnen bin und Sie beobachte.«
Gerade als Ronald von Bob zurücktrat, öffnete sich die Bürotür. »Tut mir Leid, dass ich zu spät komme.« Trotz ihrer schweren Augenlider strahlte Charity Ronald an. »Ich habe verschlafen.«
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus und sank. »Du hast nicht genug geschlafen.«
»Das musst du mir gerade sagen.« Ihr Lächeln schwand, als sie Bob anblickte. »Was ist los?«
Er ergriff die Gelegenheit mit beiden Händen. »Ich habe Ronald gerade gesagt, dass ich mich nicht besonders gut fühle.«
»Sie sehen auch nicht gut aus.« Besorgt trat sie zu Bob und befühlte seine Stirn, die feucht war und ihre Sorge verstärkte. »Wahrscheinlich haben Sie sich auch den Virus eingefangen, der gerade umgeht.«
»Das befürchte ich auch.«
»Sie hätten heute gar nicht kommen sollen. Vielleicht sollte Ronald Sie nach Hause fahren.«
»Nein, ich schaffe es schon.« Mit zitternden Knien ging Bob zur Tür. »Es tut
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