Das Geheimnis von Orcas Island
über ihre verschlungenen Hände hinweg an. »Ich möchte die ganze Nacht damit verbringen, dich zu lieben, mit dir zu reden, Wein zu trinken und Musik zu hören.«
»Was möchtest du als Erstes tun?«
Sie musste lachen. Es war wunderbar, ihn so entspannt zu sehen, so glücklich. »Eigentlich möchte ich mir dir über etwas reden.«
»Ich habe dir schon gesagt, dass ich einen Anzug tragen werde und keinen Smoking.«
Lächelnd strich sie mit einem Finger über seinen Handrücken. »Darum geht es nicht. Ich weiß zwar, dass du in einem Smoking wunderbar aussehen würdest, aber ich finde einen Anzug angemessener für eine zwanglose Gartenhochzeit. Ich möchte mit dir darüber reden, was nach der Hochzeit geschehen soll.«
»Ich beabsichtige, dich nach der Hochzeit vierundzwanzig Stunden lang zu lieben.«
»Oh.« Nachdenklich nippte sie an ihrem Wein, so als würde sie es in Erwägung ziehen. »Damit kann ich mich einverstanden erklären. Worüber ich sprechen möchte, ist langfristiger. Es geht um etwas, das Block neulich zu mir gesagt hat.«
»Block?« hakte er nach. Er war alarmiert.
»Es war nur so eine Bemerkung, aber sie gab mir zu denken.« Sie war beunruhigt, das sah er daran, wie sie die Schultern bewegte. »Ich habe erwähnt, dass wir heiraten werden, und er hat gesagt, dass er hofft, du nimmst mich nicht fort von hier. Mir war plötzlich aufgegangen, dass du vielleicht nicht hier leben möchtest, auf Orcas.«
Ronald spürte die Spannung verebben. »Das ist alles?«
»Es ist gar nicht so unwichtig. Dir könnte der Gedanke nicht behagen, in einer Art öffentlichem Haus zu leben, wo ständig Leute kommen und gehen, mit Störungen und …« Sie ließ ihre Worte verklingen. »Ich meine, ich muss wissen, was du davon hältst, hier auf der Insel zu bleiben, im Gasthaus zu leben.«
»Was hältst du davon?«
»Es geht nicht mehr darum, was ich davon halte. Es geht darum, was wir beide davon halten.«
Es erstaunte ihn, dass sie so leicht sein Herz rühren konnte. Er nahm an, dass es immer so bleiben würde. »Es ist sehr lange her, seit ich mich irgendwo zu Hause gefühlt habe. Hier tue ich es, hier bei dir.«
Sie lächelte. »Bist du müde?«
»Nein.«
»Gut.« Charity stand auf und verkorkte den Wein. »Ich hole nur schnell die Schlüssel.«
»Was für Schlüssel?«
»Für den Wagen«, sagte sie, während sie ins Nebenzimmer ging.
»Fahren wir irgendwo hin?«
»Ich kenne den schönsten Ort auf der Insel, um den Sonnenaufgang zu beobachten.« Sie kam mit einer Decke und den Schlüsseln zurück. »Willst du die Sonne mit mir aufgehen sehen, Ronald?«
»Aber du hast nur einen Bademantel an.«
»Ja und? Es ist zwei Uhr morgens. Vergiss den Wein nicht.« Lachend öffnete sie die Tür und schlich die Treppe hinunter. Sie verzog ein wenig das Gesicht, als sie den ersten Schritt auf den Kies tat. Kurzerhand hob Ronald sie auf die Arme. »Mein Held«, murmelte sie.
»Gewiss.« Er setzte sich auf den Fahrersitz. »Wohin geht’s?«
»Zum Strand.«
Langsam fuhr er vom Parkplatz und bog auf die Straße ein.
»Es ist eine wundervolle Nacht.«
»Ein wundervoller Morgen.«
»Wie auch immer.« Tief atmete sie die frische Luft ein. »Ich hatte nie Zeit für große Abenteuer. Also muss ich mich in die kleinen stürzen, wenn ich die Chance dazu habe.«
»Steht uns das bevor? Ein Abenteuer?«
»Gewiss. Wir werden den Wein austrinken, uns unter den Sternen lieben und die Sonne über dem Wasser aufgehen sehen.«
Stunden später kuschelte Charity sich eng an Ronald. Die Flasche Wein war leer, und die Sterne verloschen einer nach dem anderen. »Ich werde heute völlig nutzlos sein«, murmelte sie schläfrig. »Und es kümmert mich nicht einmal.«
Er zog die Decke über sie. Die Morgen waren noch immer kühl. Er hatte es nicht geplant, aber die lange Liebesnacht gab ihm neue Hoffnung. Wenn es ihm gelang, Charity zu überreden, den Vormittag über zu schlafen, dann konnte er seinen Auftrag vollenden und ihr danach alles erklären. Auf diese Weise würde er sie von der Gefahr fern halten und am Anfang beginnen.
»Es ist kurz vor Morgengrauen«, murmelte sie.
Sie sprachen nicht, während sie den Tagesanbruch beobachteten. Der Himmel wurde blass. Die Nachtvögel verstummten. Einen Moment lang schien die Zeit still zu stehen. Dann, allmählich, sickerten Farben über den Horizont, spiegelten sich im Wasser. Die Schatten verblassten, und die Baumwipfel leuchteten golden. Der erste Morgenvogel verkündete den neuen
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