Das Geheimnis von Orcas Island
den Arm auf den Rücken, bis sie aufschrie. »Aber das kann sich jederzeit ändern.«
Ronald umklammerte hilflos den Hörer, während er Charity schluchzen hörte. Es kostete ihn all die Beherrschung, die er noch besaß, um die Angst aus seiner Stimme herauszuhalten. »Sie brauchen ihr nichts anzutun. Ich sagte bereits, dass wir über die Bedingungen reden werden.«
»Wir reden über Bedingungen. Gut. Meine Bedingungen.« Block ließ Charitys Arm los und ignorierte sie, als sie zu Boden sank. »Sie besorgen mir einen Wagen. Ich will ungehinderte Fahrt zum Flughafen, DeWinter. Charity fährt. Ich will ein aufgetanktes Flugzeug bereitstehen haben. Sie wird mit mir an Bord gehen, also irgendwelche Tricks, und wir sind wieder da, wo wir angefangen haben. Wenn ich meinen Zielort erreicht habe, lasse ich sie frei.«
»Wie groß soll das Flugzeug sein?«
»Versuchen Sie nicht, mich hinzuhalten.«
»Warten Sie. Ich muss es wissen. Es ist ein kleiner Flughafen, Block. Das wissen Sie. Wenn Sie weit fliegen wollen …«
»Besorgen Sie mir nur ein Flugzeug.«
»Okay.« Ronald zwang sich zu einem gleichmütigen Tonfall. Er konnte Charity nicht länger hören, und das Schweigen war so beängstigend wie ihr Schluchzen. »Ich werde dabei den Dienstweg einhalten müssen. Anders geht es nicht.«
»Zum Teufel mit Ihrem Dienstweg.«
»Hören Sie, ich habe nicht die Befugnis, Ihnen zu besorgen, was Sie wollen. Ich muss die Genehmigung einholen. Dann muss ich den Flughafen räumen, einen Piloten besorgen. Sie müssen mir ein bisschen Zeit geben.«
»Sie haben eine Stunde.«
»Ich muss mich mit Washington in Verbindung setzen. Sie wissen, wie Bürokraten sind. Es könnte drei, vielleicht vier Stunden dauern.«
»Zum Teufel damit! Sie haben zwei. Nach zwei Stunden werde ich anfangen, sie in Stücken hinauszuschicken.«
Charity schloss die Augen, senkte den Kopf auf die gefalteten Arme und weinte aus panischer Angst.
»Wir haben zwei Stunden«, murmelte Ronald, während er weiterhin das Gasthaus und den Grundriss musterte, den Royce ihm gegeben hatte. »Er ist nicht so schlau, wie ich dachte, oder vielleicht ist er zu sehr in Panik, um es zu durchdenken.«
»Das könnte zu unserem Vorteil sein«, meinte Royce, als Ronald das Angebot einer Tasse Kaffee mit einem Kopfschütteln ablehnte. »Oder es könnte gegen uns arbeiten.«
Zwei Stunden. Ronald starrte auf das stille Schindelgebäude. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass Charity so lange mit einer Pistole bedroht wurde. »Er will einen Wagen, ungehinderte Fahrt zum Flughafen und ein Flugzeug.« Er wandte sich an Conby. »Sorgen Sie dafür, dass er glaubt, er würde es bekommen.«
»Ich weiß, wie man bei Geiselnahmen vorzugehen hat, DeWinter.«
»Welcher Ihrer Männer ist der beste Schütze?« erkundigte Ronald sich bei Royce.
»Ich bin es.« Er blickte Ronald fest in die Augen. »Wo wollen Sie mich haben?«
»Block ist mit ihr in der Küche.«
»Hat er Ihnen das gesagt?«
»Nein, Charity. Sie hat mir gesagt, dass er sie etwas zu essen machen lässt. Da ich bezweifle, dass sie an Essen denkt, wollte sie mich ihre Position wissen lassen.«
Royce blickte hinüber zu Mae, die den Pier hinauf und hinab wanderte. »Charity ist ein zähes Mädchen. Sie verliert den Kopf nicht.«
»Bisher nicht.« Doch Ronald erinnerte sich nur zu gut an ihr gedämpftes Schluchzen. »Wir müssen zwei der Männer auf der Rückseite in Position bringen. Ich will, dass sie Distanz wahren und sich außer Sicht halten. Mal sehen, wie nahe wir herankommen.« Er wandte sich wieder an Conby. »Geben Sie uns fünf Minuten. Dann rufen Sie ihn an. Sagen Sie ihm, wer Sie sind. Sie verstehen es, sich wichtig klingen zu lassen. Halten Sie ihn am Telefon fest, so lange wie möglich.«
»Sie haben zwei Stunden, DeWinter. Wir können ein Sonderkommando aus Seattle kommen lassen.«
»Wir haben zwei Stunden«, betonte Ronald grimmig. »Charity hat sie vielleicht nicht.«
»Ich kann die Verantwortung nicht …«
Ronald unterbrach ihn. »Sie werden sie verdammt wohl übernehmen.«
»Agent DeWinter, wenn es nicht eine Krisensituation wäre, würde ich Sie wegen Gehorsamsverweigerung festnehmen lassen.«
»Großartig. Nehmen Sie es einfach in meine Akte auf.« Er blickte zu dem Gewehr, das Royce zur Hand genommen hatte. Es war mit einem starken Zielfernrohr ausgestattet. »Greifen wir ein.«
12. K APITEL
Ich habe lange genug geweint, entschied Charity und holte tief und lange Luft. Es nützte
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