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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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langen Mantel gehüllt und eine Baskenmütze auf dem Kopf, deutlich erkannte. Ahnungslos schritt sie weiter, und Charles folgte ihr, so schnell er es vermochte. Er fürchtete weniger, gesehen als gehört zu werden, und infolge der Vorsicht, zu der er gezwungen war, gewann Violet bisweilen einen ziemlichen Vorsprung. Einmal glaubte er sie schon gänzlich verloren zu haben, doch als er sich auf dem gewundenen Pfad durch das Wäldchen hindurchgearbeitet hatte, sah er sie in geringer Entfernung vor sich stehen. Hier wurde die niedrige Mauer, die den Besitz umschloss, durch ein kleines Tor unterbrochen, und an diesem Tor lehnte Violet Willett.
    Charles kroch so nahe wie möglich heran und wartete. Die Zeit verstrich. Miss Willett hatte eine Taschenlampe bei sich, die sie eine Sekunde lang anknipste, um den grellen Strahl auf ihre Armbanduhr zu richten. Dann lehnte sie sich wieder in derselben Haltung angespannter Erwartung über das Tor. Und plötzlich vernahm Charles einen leisen, zweimal wiederholten Pfiff.
    Er sah, wie das Mädchen den Kopf hob und, noch weiter über das Gatter hinausgebeugt, den Pfiff ebenso leise erwiderte. Und nun tauchten mit überraschender Schnelligkeit die Umrisse eines Mannes aus Nacht und Nebel auf. Ein halbunterdrückter Ausruf von Violets Lippen… Sie bewegte sich einen oder zwei Schritte nach rückwärts, das Pförtchen flog nach innen auf, und der Mann eilte zu ihr. Hastiges Getuschel!
    Charles Enderby, der die Worte nicht verstehen konnte, bewegte sich noch weiter voran, etwas unvorsichtig, so dass ein Zweig unter seinem Fuß knackte, und sofort fuhr der Unbekannte herum.
    Enderby versuchte, sich wieder in das schützende Strauchwerk zurückzuziehen, doch der Fremde hatte ihn bereits erblickt.
    «Halt, Sie da! Was treiben Sie hier?»
    Mit einem Satz sprang er auf Charles los, der eine Wendung machte und den Angreifer geschickt packte. Im nächsten Augenblick wälzten sie sich ineinander verkeilt am Boden. Aber das Ringen währte nicht lange. Charles’ Gegner war bei weitem der schwerere und stärkere; er kam wieder auf die Füße, den anderen mit sich emporreißend.
    «Knips das Licht an, Violet», befahl er, «damit wir uns den Burschen mal näher betrachten können.»
    Miss Willett, die bebend ein paar Schritte zurückgewichen war, wagte sich wieder nach vorn und richtete den Lichtkegel auf Enderbys Gesicht.
    «Es muss der Mann sein, der im Dorf wohnt», sagte sie. «Ein Journalist.»
    «So, ein Journalist? Die Brut mag ich nicht. Was schleichen Sie hier nächtlicherweile herum, Sie Stinktier, auf fremdem Grund und Boden?»
    Die Taschenlampe schwankte in Violets Hand, und dank dem Strahl, der jetzt den Fremden traf, konnte Enderby ihn zum erstenmal richtig sehen. Sekundenlang hatte ihn die wilde Vorstellung befallen, es könnte sich um den entwichenen Sträfling handeln, dem Mrs Willett Unterschlupf gewähren wollte. Doch dies hier war ein junger, vielleicht vierundzwanzigjähriger Mann, breitschultrig, groß, von einem Selbstbewusstsein, das kein gehetzter Verbrecher aufzubringen vermochte.
    «Wie heißen Sie?» herrschte er den Korrespondenten des Daily Wire an.
    «Mein Name ist Charles Enderby. Doch leider haben Sie mir den Ihrigen nicht genannt.»
    «Sparen Sie sich Ihre Unverschämtheiten!»
    Da kam Charles eine Eingebung wie aus heiterem Himmel – ohne jede Beweisgrundlage. Aber hatte ihn nicht bereits mehr als einmal ein scheinbar unsinniger Einfall gerettet?
    «Trotzdem glaube ich, dass ich ihn erraten kann», sagte er ruhig.
    «Was…?» stieß der andere ziemlich betreten hervor.
    «Ich glaube, dass ich das Vergnügen habe, mit Mr Brian Pearson aus Australien zu sprechen.»
    Eine Pause, in der man nichts hörte als das Atmen der drei Menschen. Eine lange, inhaltsreiche Pause.
    «Keine Ahnung, woher Sie Teufelskerl das wissen», erwiderte der Fremde endlich, «aber Sie haben Recht. Ich heiße tatsächlich Brian Pearson.»
    «Sehr angenehm», versicherte Charles mit einer leichten Verbeugung. «In diesem Fall schlage ich vor, dass wir unser Gespräch in Mrs Willetts Haus fortsetzen.»

23
     
    M ajor Burnaby saß vor seinem ledergebundenen Kontobuch, in das er als ordnungsliebender Mann die gekauften und verkauften Aktien sowie den entstandenen Verlust oder Gewinn einzutragen pflegte. Meistens allerdings ergab sich ein Verlust, denn wie viele Offiziere im Ruhestand lockte den Major ein hoher Zinsfuß mehr als ein bescheidener, jedoch mit Sicherheit verbundener

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