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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bei diesem Schweigen etwas ungemütlich fühlte. «Ich fürchte, mich nicht ganz taktvoll benommen zu haben.» Er machte eine nicht misszuverstehende Kopfbewegung nach dem oberen Stockwerk hinauf. «Die beiden sind ja unzertrennliche Kameraden gewesen. So, jetzt gehe ich aber wirklich. Tut mir Leid, dass ich meine Zunge nicht besser im Zaum hatte.»
    Evans verharrte reglos wie eine Salzsäule in der Diele, bis er draußen das Gartentor hinter Mr Garfield zuknallen hörte. Nun erst suchte er den Major auf und kniete, ohne ein Wort über den Störenfried zu verlieren, vor dem Schrank nieder und widmete sich wieder emsig dem Packen.
    Gegen halb vier war das Werk getan. Ein Stoß Kleidungsstücke und Wäsche wurde Evans zugeteilt, und ein anderer kunstgerecht verschnürt, um ans Seemannswaisenhaus geschickt zu werden. Papiere und Rechnungen waren gesichtet und, sofern von Wert, in einer Mappe untergebracht worden. Als Letztes erhielt Evans den Auftrag, wegen der Lagerung der verschiedenen Sportgeräte, Jagdtrophäen und Tierköpfe, für die Burnabys Cottage nicht genug Platz bot, mit einer ortsansässigen Firma zu verhandeln.
    Als all dies geordnet war, räusperte sich Evans nervös: «Verzeihung, Sir, aber… aber ich möchte gern wieder einen Herrn haben, für den ich sorgen kann, wie ich es für Captain Trevelyan getan habe.»
    «Ja, ja, Sie dürfen sich jederzeit auf mich berufen. Ich werde Sie gern empfehlen, Evans.»
    «Verzeihung, so meinte ich es nicht ganz, Sir. Rebekka und ich haben es hin und her überlegt und dachten, ob… ob Sie uns nicht in Dienst nehmen würden?»
    «Aber Evans! Sie wissen doch, dass ich allein haushalte. Einmal am Tag kommt Mrs Curtis rüber, räumt auf und kocht mir eine Kleinigkeit. Mehr – ja, mehr gestatten mir meine Verhältnisse nicht.»
    «Sir, uns kommt es nicht auf den Lohn an», sagte Evans rasch. «Ich hing sehr am Captain, und… und… nun, wenn ich in Zukunft Sie betreuen dürfte, dann würde ich den Verlust nicht so fühlen.»
    Der Major schluckte und wandte die Augen ab. «Sehr anständig von Ihnen, Evans – auf mein Wort. Ich… ich will es mir überlegen.»
    Und wie auf der Flucht rannte er zum Gartentor hinaus.
    Evans blickte ihm mit einem verständnisvollen Lächeln nach.
    «Sie ähneln sich wie ein Ei dem anderen, er und der Captain», murmelte er. Doch dann wich das Lächeln einem Ausdruck der Verblüffung.
    «Wo sind sie nur hingeraten…? Wirklich sonderbar! Ich muss doch mal Rebekka fragen, was sie davon hält.»

24
     
    « I ch bin nicht sehr zufrieden, Sir», sagte Inspektor Narracott. Sein Vorgesetzter sah ihn fragend an.
    «Nein, durchaus nicht so zufrieden wie am Anfang.»
    «Sie meinen, wir hätten den falschen Mann festgenommen?»
    «Kurz gesagt: Während zuerst alles und jedes in die eine Richtung wies, hat die Sache jetzt ein anderes Gesicht erhalten.»
    «Das Beweismaterial gegen Pearson wird dadurch aber nicht berührt.»
    «Das wohl nicht. Aber jetzt ist noch ein Zweiter Pearson aufgetaucht, von dessen Existenz ich zwar wusste, dem ich bislang jedoch keine Beachtung schenkte weil ich ihn in Australien wähnte. Statt dessen sitzt er die ganze Zeit über in England! Anscheinend hat er die Überfahrt auf demselben Dampfer wie die Willetts gemacht und dabei sein Herz an die hübsche Violet verloren. Am Donnerstag vergangener Woche verließ er das Ormsby Hotel am Russell Square, wo er bis dahin gewohnt hatte, und fuhr nach Paddington; über seinen weiteren Aufenthalt bis Dienstagnacht, als Enderby mit ihm zusammenprallte, verweigert er jede Aussage.»
    «Haben Sie ihm die Unzulässigkeit solchen Verhaltens vor Augen geführt?»
    «Jawohl. Er behauptet, er hätte mit dem Verbrechen nichts zu tun, und unsere Sache sei es, das Gegenteil zu beweisen. Was er aber mit seiner Zeit angefangen hätte, das ginge uns nichts an.»
    «Das ist toll!»
    «Wir dürfen auch nicht übersehen, dass James Pearson eigentlich nicht der Typ ist, der einem alten Mann den Schädel einschlägt – Brian Pearson schon eher. Das ist ein anmaßender Hitzkopf, und er zieht – vergessen wir das nicht! – aus dem Tod des Onkels den gleichen Nutzen wie sein Bruder James. Gewiss, er besuchte mich heute Morgen mit Enderby; frisch und flott, offen und ehrlich, so gab er sich. Aber ich lasse mir keinen Sand in die Augen streuen.»
    «Hm… Sie meinen…»
    «Weshalb kam er nicht früher zum Vorschein? Sonnabend war über die Ermordung seines Onkels in sämtlichen Zeitungen zu lesen,

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