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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Rosenkraun?»
    «Gegen fünf meiner Meinung nach.»
    «Und dann?»
    «Ich weigere mich, Ihnen hierüber Auskunft zu geben, weil es Sie nichts angeht.»
    Inspektor Narracott nickte nachdenklich. Wenn Rosenkraun die Aussage Derings bestätigte, war jede Verdächtigung des Schriftstellers sinnlos. Welche geheimen Wege er am Abend auch eingeschlagen haben mochte – der Mordfall wurde davon nicht berührt.
    «Was haben Sie vor?», fragte Dering.
    «Ein drahtloses Telegramm an Mr Rosenkraun aufzugeben.»
    «Zum Donnerwetter, meinen Sie, mir passt das, wenn Sie meinen Namen auf diese Art an die Öffentlichkeit zerren…? So, schauen Sie her!»
    Er ging zum Schreibtisch hinüber, kritzelte ein paar Worte auf ein Blatt Papier und reichte es Narracott.
    «Vielleicht verlangt es Ihre Pflicht, dass Sie diese lächerlichen Nachprüfungen vornehmen», sagte er ungnädig. «Aber immerhin können Sie es in einer Weise tun, die mich in den Augen meiner Freunde und Bekannten nicht bloßstellt.» Auf dem Papier standen folgende Zeilen:
     
    Rosenkraun S. S. Gargantua. Bitte um Bestätigung meiner Aussage, dass ich mit Ihnen Freitag vom Lunch bis fünf Uhr z u sammen war.
    Martin Dering.
     
    «Lassen Sie sich die Antwort meinetwegen an Ihre Adresse schicken, aber nicht nach Scotland Yard. Sie kennen diese amerikanischen Verleger nicht, Inspektor. Jeder Wink, dass ich in einen Kriminalfall verwickelt bin, genügt, damit der neue Kontrakt mit Mr Rosenkraun zu Essig wird. Behandeln Sie es als eine private Angelegenheit.»
    «Dagegen habe ich nichts einzuwenden, Mr Dering. Mir geht es nur um die Wahrheit. Ich werde das Telegramm mit bezahlter Rückantwort absenden und meine Privatwohnung in Exeter als Adresse angeben.»
    «Ich danke Ihnen. Es ist nämlich nicht so leicht, seinen Lebensunterhalt mit literarischen Werken zu verdienen. Die Antwort aber wird Sie zufrieden stellen. Und wenn ich meiner Frau nicht vorgemacht hätte, dass ich zu dem Dinner ging, würden Sie über diesen Punkt sofort die reine Wahrheit erfahren haben, Inspektor.»
    Was für ein unsympathischer Geselle, dachte Narracott, als er das Haus verließ. Doch er scheint keinerlei Zweifel zu hegen, dass der Amerikaner seine Geschichte bestätigte…
    Und während er im Zug nach Exeter saß, überfiel den Inspektor eine jähe Erinnerung. Rycroft – so hieß doch der kleine Herr in Sittaford. Ein eigenartiges Zusammentreffen!

25
     
    E mily Trefusis und Charles Enderby saßen an einem kleinen Marmortisch des Café Deller in Exeter. Es war halb vier, eine eher stille Zeit, und abgesehen von vereinzelten Teetrinkern waren keine Gäste anwesend.
    «Nun, was halten Sie von ihm?», erkundigte sich der Journalist.
    Emily runzelte die Stirn. «Ich wage noch kein endgültiges Urteil zu fällen.»
    Nach seiner Unterredung mit Inspektor Narracott hatte Brian Pearson sich mit ihnen zum Lunch getroffen und Miss Trefusis gegenüber eine ausgesuchte Höflichkeit an den Tag gelegt. Beinahe eine übertriebene Höflichkeit – nach Emilys Meinung. Überhaupt erschien Brian Pearson dem scharfsinnigen Mädchen ein wenig unnatürlich.
    Es entsprach nicht seinem Wesen, es geduldig hinzunehmen, dass ein wildfremder Reporter das nächtliche Stelldichein mit der Geliebten zu stören wagte, oder am anderen Tag auf Anregung eben dieses Störenfrieds brav einen Wagen zu mieten und sich bei der Polizei zu melden. Warum diese sanfte Fügsamkeit…? «Scher dich zur Hölle!» – eine solche Reaktion würde Brian Pearsons Natur viel besser entsprochen haben.
    Emily versuchte, ihr Unbehagen Charles Enderby klarzumachen.
    «Halten Sie ihn denn für den Mörder?», fragte dieser betroffen.
    «Brian ist auf jeden Fall ein Mensch, mit dem man rechnen muss», erwiderte sie. «Er hat meiner Ansicht nach ein ziemlich weites Gewissen, und wenn er etwas will, würde er sich kaum durch allgemein gültige Konventionen, die für den zahmen Durchschnittsengländer ein unüberwindliches Hindernis sind, den Weg versperren lassen. Und überdies ist er ein Mensch, der stets Herr seiner Nerven bleibt.»
    «Sagen Sie ehrlich, Emily – glauben Sie, dass er es war?»
    «Ich… ich weiß nicht. Er erfüllt – als Einziger – die hierfür notwendigen Bedingungen.»
    «Was heißt das: Er erfüllt die Bedingungen?»
    «Nun, erstens Motiv.» Sie zählte die Punkte an den Fingern auf. «Dasselbe Motiv, das die Polizei dem armen James vorhält: zwanzigtausend Pfund. Zweitens: Gelegenheit. Niemand weiß, wo er am

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