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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Montag wurde sein Bruder verhaftet – und das Bürschchen gibt kein Lebenszeichen von sich. Was bedeutet dieses sonderbare Verhalten? Wahrscheinlich wüssten wir heute noch nichts von ihm, wenn Enderby nicht zu mitternächtlicher Stunde im Garten von Sittaford House über ihn gestolpert wäre.»
    «Was machte er denn dort? Enderby meine ich.»
    «Sie kennen doch die Journalisten!», entgegnete Narracott achselzuckend. «Immer die Nase im Wind.»
    «Mein Lieber, sie sind sehr oft eine arge Plage. Obwohl man ihnen eine gewisse Nützlichkeit nicht ganz absprechen kann», setzte der Chef lachend hinzu.
    «Ich vermute, dass Miss Trefusis, die mehr Verstand zu haben scheint als mancher Mann, ihn auf die Fährte hetzte. Ihr entgeht so leicht nichts.»
    «Und welche Erklärung gibt Brian Pearson für das nächtliche Stelldichein?»
    «Dass er sich mit seiner Herzensdame nur deshalb zu so später Stunde verabredet hätte, damit die Mutter nichts davon merken sollte.» Aus Narracotts Stimme sprach deutlich sein Unglaube. «Meiner Meinung nach, Sir, wäre Brian Pearson wieder heimlich nach Australien zurückgekehrt und hätte von dort aus seine Erbschaftsansprüche geltend gemacht.»
    «Wie muss er dieses naseweise Journalistengezücht verflucht haben!», schmunzelte der Chef.
    «Und noch etwas anderes ist ans Tageslicht gekommen», berichtete der Inspektor weiter. «Von den drei Geschwistern Pearson ist eine mit Martin Dering, dem Schriftsteller, verheiratet, der behauptete, dass er den fraglichen Nachmittag in Gesellschaft eines amerikanischen Verlegers verbracht und abends an einem literarischen Dinner teilgenommen habe. Aber offenbar ist er dem Dinner ferngeblieben.»
    «Wer sagt das?»
    «Enderby.»
    «Diesen Mr Enderby muss ich kennen lernen, Narracott. Er ist ja das lebende Informationsbüro bei diesem Mordfall. Ob der Daily Wire wohl über viele solcher fähiger Köpfe verfügt?»
    «Freilich kann das wenig oder nichts bedeuten», fuhr der Inspektor fort, ohne die Frage nach der Fähigkeit der Daily-Wire-Mitarbeiter zu beantworten. «Captain Trevelyan wurde vor sechs Uhr getötet, wodurch die Frage, wo Dering den Abend verbrachte, an Bedeutung verliert. Aber warum lügt er? Das gefällt mir nicht, Sir.»
    «Nein. Es scheint ein bisschen unnötig.»
    «Und es lässt einen vermuten, dass das Ganze nicht stimmt. Immerhin könnte Dering Paddington mit dem Zwölfuhrzehnzug verlassen haben. Er kam dann kurz nach fünf in Exhampton an, tötete den alten Herrn, benutzte zur Rückfahrt den Sechsuhrzug und traf vor Mitternacht wieder zu Hause ein. Auf jeden Fall lohnt sich eine Nachprüfung, Sir, auch was die finanzielle Seite angeht, denn wer Mrs Dering nur einmal gesehen hat, weiß, dass sie ihr Erbteil widerstandslos ihrem Gatten aushändigen würde.»
    «Ich will Ihnen nicht dreinreden, Narracott. Sie scheinen tatsächlich das Gefühl zu haben, dass wir einen Unschuldigen verdächtigen, obgleich das Belastungsmaterial gegen ihn geradezu erdrückend ist.»
    «Zugegeben. Und auf Grund dieses Belastungsmaterials würde jedes Gericht Pearson verurteilen. Dennoch, Sir: Ich halte ihn nicht für den Mörder.»
    «Und seine junge Verlobte bemüht sich nicht weniger als Sie, seine Unschuld zu beweisen?»
    «Miss Trefusis? Ja, sie ist ein großartiger Mensch und setzt seinetwegen Himmel und Hölle in Bewegung. Der findige Enderby muss nach ihrer Pfeife tanzen und laufen und rennen, wie sie es für gut hält. Sie ist viel zu schade für diesen Mr James Pearson, von dessen Charakter ich keine sehr hohe Meinung hege.»
    «Aber wenn Miss Trefusis eine so tatkräftige junge Dame ist, wird sie gern einen Mann haben wollen, den sie lenken kann», sagte Narracotts Vorgesetzter.
    «Nun ja, über Geschmack lässt sich nicht streiten!», führte der Inspektor sein Lieblingswort an. «Also Sie pflichten mir bei, Sir, dass ich Derings Alibi unverzüglich überprüfen sollte?»
    «Ja, ich halte es ebenfalls für zweckmäßig.»
    Es war reichlich fünf Stunden später, als Inspektor Narracott abermals in das Wohnzimmer des Ehepaars Dering geführt wurde. Das Mädchen hatte ihm gesagt, dass Mr Dering nicht bei seiner Arbeit gestört werden dürfe, doch Narracott ließ sich nicht abweisen, sondern zog seine Visitenkarte hervor und verlangte, dem Hausherrn gemeldet zu werden. Während er auf Martin Derings Erscheinen wartete, ging er unablässig im Zimmer auf und ab, nahm bald diesen, bald jenen Gegenstand in die Hand und legte ihn nach kurzer

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