Das Geheimnis von Turtle Bay
Mousepad etwas Bekanntes hervorlugte: eine Broschüre von Muscheln für die Ewigkeit .
Erschrocken hielt sie den Atem an. Hatten die Hollimans etwa die Wahrheit gesagt? Wieder begann Bree zu zittern, da sie sich fragte, was ihre Schwester ihr wohl noch verschwiegen hatte. Es war eine schön gestaltete Hochglanzbroschüre. Kein Wunder, dass die Hollimans glaubten, Bree habe davon gewusst.
Noch frustrierter als zuvor wollte Bree einen Blick auf Darias E-Mails werfen und sehen, was sie verschickt und gelöscht hatte, doch das Passwort stimmte nicht. Sie war davon ausgegangen, Daria würde wie gewohnt Mermaid2 benutzen – Mermaid1 war Brees Passwort, da sie die Erstgeborene war –, aber offenbar hatte sie es geändert und ihr davon auch nichts gesagt. Sie versuchte sich einzureden, ein Passwort sei nun einmal eine persönliche Angelegenheit, das eben den Sinn habe, einem Unbefugten den Zugriff auf die eigenen Daten zu verwehren, doch nicht mal das war zwischen den Zwillingen ein Geheimnis gewesen … bis jetzt.
Sie fuhr den Computer runter. Vielleicht würde sie einen PC-Freak finden, der das Passwort knacken konnte. Aus einem von Bens großen Fällen wusste sie, dass man sogar gelöschte Dateien wiederherstellen konnte. Sie sah sich noch eine Weile in Darias Zimmer um, aber sie war so erschöpft, dass sie sich nicht länger auf den Beinen halten konnte und auf das Bett ihrer Schwester sank.
Während sie auf dem Bett lag und den langsam rotierenden Deckenventilator betrachtete, begann sie zu grübeln. Natürlich musste es das eine oder andere geben, worüber Daria nicht mit ihr gesprochen hatte. Schließlich hatte sie selbst auch nicht jedes Detail ihres Lebens mit Daria diskutiert. Aber hier stimmte irgendetwas nicht. Diese Broschüre von Muscheln für die Ewigkeit , der Bierdeckel aus einer Kneipe, die sie nie erwähnt hatte … und dann dieser merkwürdige Satz: „Hab dich lieb.“ Und die notierten Uhrzeiten nach Kursende.
Bree hatte sich gerühmt, ihre Zwillingsschwester praktisch so gut zu kennen wie sich selbst. Und jetzt sollte sie glauben, dass sich Daria den Kopf gestoßen hatte und ertrunken war, als das Boot einen Wellenbrecher rammte und unterging.
Was stimmte und was nicht? Nach Darias Beerdigung musste sie endlich wieder in ihrem eigenen Leben Fuß fassen, sich um ihr Geschäft kümmern und hoffentlich eine Beziehung zu Cole aufbauen. Wieder einen engen Kontakt zu Amelia herstellen. Den Umweltbericht vorlegen und sich nicht von ihren Zweifeln und Ängsten quälen lassen.
Aber wie gut hatte sie ihre Schwester in Wahrheit gekannt? Und war Daria wirklich durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen? Bin ich etwa die Hüterin meiner Schwester? spottete eine Stimme in ihrem Kopf. Bin ich etwa die Hüterin meiner toten Schwester?
„Ja, das bin ich“ , flüsterte sie. „Ja, das bin ich. Hat sie sich mit einem Mann getroffen? Was hat Daria mir verschwiegen? Und war ihr Tod tatsächlich ein Unfall?“
Auf dem riesigen weißen Leinentransparent an der Backbordseite von Don Verdugos fünfundfünfzig Meter langem Casino-Boot Fun’n’Sun stand in großen Buchstaben geschrieben: „Eine fantastische Zeit mit großartigem Essen, mit Unterhaltung und Glücksspiel – darauf können Sie wetten!“
Zu Coles Überraschung gab es keine muskelbepackten Wachleute, und er wurde von Verdugo selbst empfangen. Er hatte gedacht, Verdugo sei noch in Turtle Bay, aber er wusste, der Mann besaß unter anderem ein Privatflugzeug, das ihn in Windeseile von einer Küste zur anderen bringen konnte. Noch immer wurde er das Gefühl nicht los, er dürfe diesen Verdugo nicht aus den Augen lassen.
„Hey, Cole, da sind Sie ja.“ Verdugo drückte ihm kraftvoll die Hand, als er an Bord kam. „Ich habe gehört, dass man das Boot und die tote Taucherin gefunden hat. Schlimme Sache, so was. Richten Sie der Schwester mein Mitgefühl aus.“
Schon wieder, dachte Cole. Schon wieder hatte Verdugo etwas gehört . Es bereitete ihm Sorge, dass Briana dem Mann ein Begriff war und er von Coles Kontakt zu ihr zu wissen schien.
„Wo sind Ihre Bodyguards?“ , fragte er.
„Hier bin ich zu Hause“ , meinte Verdugo schulterzuckend. „In Turtle Bay ist das noch nicht der Fall. Aber hier reicht mir das Personal an Bord.“
„Das muss doch ein Millionengeschäft bedeuten, wenn Sie in Turtle Bay Fuß fassen können.“
„O ja, ganz bestimmt. Ich mache keinen Hehl daraus, dass es um viel Geld geht, und ich bin froh, Sie buchstäblich
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