Das Geheimnis von Turtle Bay
Cole.“
Er war es wirklich. Er war hier und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, die von ihren Tränen nass waren.
Ja, jetzt erinnerte sie sich. Nachdem sie zu Hause eingetroffen war, hatte sie ihn angerufen. Cole war zu ihr gekommen und hatte darauf bestanden, auf dem Sofa zu schlafen. Bei ihrem letzten Albtraum hatte Amelia sie wecken müssen, aber diesmal war es Cole. Gott sei Dank, es war Cole.
Er hielt sie fest, bis sie aufhörte zu zittern. „Willst du darüber reden?“
„Nein, das war zu bizarr. Ich will nur, dass es aufhört und dass ich alles vergesse.“
Er trug seine Shorts, aber kein T-Shirt. Seine nackte Brust mit den krausen Haaren schien so ungeheuer breit und muskulös, und seine Haut fühlte sich im Gegensatz zu ihrer kühl an.
„Bislang bist du auch nicht vor solchen Dingen davongelaufen“ , flüsterte er. „Du weißt, so was funktioniert nämlich nicht.“
„Ich weiß, ich weiß. Oh, ich bin so froh, dass du hier bist.“
„Wenn das hier vorüber ist, würde ich gern auf eine andere Weise mit dir Zeit verbringen.“
Sie schlang die Arme um ihn. „Ja.“
„Es kostet mich wirklich Mühe, nicht die Tatsache auszunutzen, dass du mich im Moment brauchst. Das hier ist eine Ausnahmesituation, und darüber hinaus kennen wir uns noch so gut wie gar nicht.“
Ihr war klar, dass er mit diesen Worten versuchte, sich selbst den Wunsch auszureden, sich zu ihr ins Bett zu legen, doch das wollte sie ihm nicht so leicht machen. Stattdessen klammerte sie sich noch fester an ihn. Natürlich war das hier völlig verrückt, und im Grunde spielte sie mit dem gleichen Verlangen, von dem auch Daria so überrascht worden sein musste, dass sie es ihr verschwiegen hatte. Sie schmiegte sich noch enger an ihn.
„Bree, Sweetheart, ich bekomme kaum noch Luft.“
„So war es in meinem Albtraum auch, entschuldige.“
Sie lockerte ihren Griff ein wenig und setzte sich gerader hin, dennoch lehnte sie sich weiter gegen ihn. Seit Bree von Ben erfahren hatte, dass Daria schwanger war, wollte ihr Verstand diese Neuigkeit noch immer nicht verarbeiten. Auch als sie es Cole berichtete, kam es ihr nicht so vor, als sei es wirklich geschehen. Stets hatte sie geglaubt, alles über ihre Schwester zu wissen, und auch wenn der Tod sie ihr weggenommen hatte, entfernte sich Daria mit jedem neuen Geheimnis noch weiter von ihr und wurde für sie immer mehr zu einer Fremden.
Bree rang mit sich, um einen klaren Kopf zu kriegen. Morgen früh würde sie als Erstes am Frachterwrack tauchen und nach der Wiese sehen, um ein letztes Mal dessen erbärmlichen Zustand zu fotografieren, bevor sie die Kraft aufbringen musste, ohne Daria an ihrer Seite den Bericht vorzulegen. Aber Cole wollte sie beim Tauchgang begleiten, und er würde sie auch in der Kommission für einen sauberen Golf unterstützen. Warum konnte sie nicht einfach alles von sich abschütteln, sich von diesem schrecklichen Albtraum befreien und neu anfangen, zusammen mit dem Mann an ihrer Seite?
Sie rückte ein Stück von ihm ab und wischte sich über ihre feuchten Wangen, Cole reichte ihr ein Taschentuch aus der Box auf dem Nachttisch. Sie nickte dankbar, schnäuzte die Nase, tupfte sich die Augen ab und trank einen Schluck Wasser aus dem Glas, das er ihr hinhielt.
„Ein Teil von mir“ , gab sie schließlich zu, „möchte einfach davonlaufen. Mit dem Boot runterfahren bis in die Keys und am Strand sitzen. Aber überall würde mich das Wasser verfolgen. Vielleicht sollte ich die Einladung von Josh und Nikki annehmen und mich von Mark Denton quer durch Florida fliegen lassen, damit ich nichts anderes als Zuckerrohr zu sehen bekomme. Eintöniges Zuckerrohr, so weit das Auge reicht, wie Nikki es ausgedrückt hatte.“
„Ist das dein Ernst?“
„Nein. Ich muss diesen Bericht abschließen, auch wenn er für viel Ärger sorgen wird. Das Schildkrötengras ist in einer schlechteren Verfassung als ich. Ich muss das durchziehen – für Daria und für die Zukunft des Golfs. Die Wiese stirbt durch die Wasserverschmutzung, und das bedeutet, die gesamte Nahrungskette und damit dieses Paradies ist in Gefahr. Oh, tut mir leid. Man könnte meinen, ich lese gerade aus dem Bericht vor.“ Sie versuchte trotz ihrer Tränen ein Lächeln. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
„Das hast du nicht. Trotz des Summens der Klimaanlage werde ich über jedes Geräusch von draußen wach.“
„Du bist zu groß für das Sofa.“
„Das geht schon. Meinst du, du kannst
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