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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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Vater am anderen Ende.
    »Junge, bist du das?«
    Er war bei Esking, bei dem Treffen der Schützenbruderschaft.
    »Du musst sofort kommen«, flüsterte er. »Sonst geschieht ein Unglück! Sie wollen Peter umbringen!«
    Hambrock glaubte sich verhört zu haben. »Was sagst du da?«
    »Ein Toter liegt im Moor«, erklärte er hastig. »Er ist ermordet worden. Die Männer wollen nun zu Bodenstein und Rache nehmen. Komm schnell und ruf vorher die Polizei!«
    »Wer ist der Tote?«, fragte Hambrock.
    Doch die Leitung war bereits unterbrochen. Ungläubig blickte er auf den Hörer in seiner Hand. Doch dann besann er sich. Er handelte schnell. Zunächst führte er drei Telefonate. Er alarmierte die Kollegen der Borkener Kreispolizei, dann verständigte er Heike Holthausen, die versprach, sich mit einem Team sofort auf den Weg zu machen, und schließlich rief er bei der Staatsanwaltschaft in Münster an. Er führte die Telefonate knapp und sachlich, dann schnappte er sich seinen Mantel.
    Seine Mutter stand mit besorgtem Gesicht in der Küchentür. Sie hatte die Gespräche von dort verfolgt und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    »Ich muss gehen«, sagte er. »Kommst du zurecht?«
    »Natürlich.« Sie half ihm in den Mantel und strich liebevoll den Kragen glatt. »Pass auf dich auf.«
    »Das werde ich.« Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, dann lief er hinaus ins Freie.
    Der Nebel war so dicht, dass er glaubte, in Watte zu laufen. Das Licht seiner Taschenlampe wurde schon nach wenigen Metern geschluckt, und er musste Acht geben, wollte er nicht über einen Ast am Boden stolpern.
    Schon bald tauchten die verschwommenen Lichter der Laternen im Nebel auf. Hambrock erreichte den roten Klinkerbau von Aenne Brook, und da hörte er bereits näherkommende Stimmen. Silhouetten erschienen vor ihm im Nebel, dazu weitere kleine Lichter. Es waren Männer mit den tanzenden Lichtkegeln ihrer Taschenlampen. Wenn sein Vater Recht hatte, waren sie auf dem Weg zu Peter Bodenstein.
    Wie Gespenster tauchten sie nacheinander aus dem Nebel auf. Hambrock erkannte nun ihre Gesichter. Da waren Alfons Finnentrop, Josef Kemper, Franz Heitmann und viele andere. Der halbe Schützenverein war auf den Beinen.
    Hambrock stellte sich ihnen in den Weg.
    »Was habt ihr vor?«, rief er.
    »Geh aus dem Weg, Bernhard!«, rief Finnentrop.
    Heitmann schloss sich ihm an. »Das geht dich nichts an. Es ist eine Sache zwischen uns Vennhuesern.«
    In der zweiten Reihe entdeckte Hambrock Klemens Große Dahlhaus. Er stand mit leichtem Zittern zwischen den anderen, sein Gesicht war fahl und seltsam leer, und er starrte an ihm vorbei ins Nichts.
    Konnte es sein, dass es Timo Große Dahlhaus war, den sie im Moor gefunden hatten?
    Der Tross setzte sich wieder in Bewegung, sie wollten an ihm vorbei. Hambrock stellte sich ihnen erneut in den Weg.
    »Ihr wollt zu Bodenstein, nicht wahr?
    »Das ist nicht dein Problem. Verschwinde!« Dieses Mal war es Josef Kemper.
    »Ich stehe hier nicht als dein Nachbar, Josef. Ich bin Polizist, verstehst du? Ich sorge für Ordnung.« Er blickte von einem zum anderen. »Das, was ihr vorhabt, ist Selbstjustiz. Darauf stehen hohe Gefängnisstrafen, nicht ohne Grund. Die Polizei wird gleich hier sein und Peter festnehmen.«
    Er konnte Anzeichen von Zweifel sehen. Unentschlossenheit legte sich über einige Gesichter. Er musste weiterreden.
    »Dieses Mal werden die Ermittlungen gründlicher geführt. Es wird ein klares Ergebnis geben, das verspreche ich euch. Ich gebe euch mein Wort. Wenn Peter der Mörder ist, dann wird er dieses Mal seine gerechte Strafe bekommen.«
    Einige Männer blickten betreten zu Boden, andere steckten die Köpfe zusammen und murmelten etwas. Hambrock atmete aus. Er hatte es gleich geschafft. Er würde sie aufhalten können.
    Ein erstickter Laut drang aus der Gruppe, es war ein Jammern oder Klagen. Hambrock blickte auf. Bevor er jedoch verstand, was geschah, hatte Klemens Große Dahlhaus bereits einige Männer auseinandergeschoben. Sein Klagen wandelte sich in einen Schmerzensschrei. Hambrock blickte in seine wahnhaften Augen, dann folgte auch schon der Faustschlag. Er kam so schnell und unvermutet, dass Hambrock nicht reagieren konnte. Er verspürte nicht einmal Schmerzen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, wie im Karussell blinkten um ihn herum die Taschenlampen. Dann wurde alles schwarz.

12
    Die erste Funkstreife der Kreispolizeibehörde Borken erreichte den Ereignisort um dreiundzwanzig Uhr

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