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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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betrachtete prüfend das Auge seines Chefs. Dann legte er vorsichtig ein Pflaster auf die kleine Schürfwunde und strich es fest.
    »So, das war’s auch schon. Morgen früh werden Sie ein dickes Veilchen haben.« Er warf den Wattebausch auf den Tisch. »Da werde ich meinen Leuten in Köln ja was zu erzählen haben«, sagte er zufrieden. »Mein Chef hier in der Provinz lässt sich auf handfeste Schlägereien ein! Wo hat man das denn noch?«
    Hambrock bedachte ihn mit einem langen Blick.
    »Na, der Typ kann jedenfalls was erleben«, fuhr sein Praktikant fort und schloss den Verbandskasten. »Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Da kommt einiges zusammen.«
    Hambrock schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich denke, es ist besser, wenn wir das Ganze einfach vergessen.«
    Häuser sah ihn erstaunt an. »Aber wollen Sie denn nicht …?«
    »Mensch, Philipp! Der Mann, der mich geschlagen hat, war der Vater des ermordeten Jungen. Sollen wir uns wirklich ausgerechnet an ihm austoben? Wir sollten uns besser um den Mordfall kümmern.«
    Er stand auf und betastete vorsichtig das Pflaster auf seiner Stirn. Dann ging er zur Tür.
    »Und jetzt will ich den Toten sehen«, sagte er. »Was ist? Begleiten Sie mich?«
    Hinter der Kirche folgten sie dem Trampelpfad der Spurensicherung. Zahlreiche Strahler waren aufgestellt worden, dennoch mussten sie Acht geben, den Pfad nicht unbedacht zu verlassen. Der Schein der Lampen reichte in dem dichten Nebel nur wenige Meter weit. Hambrock hatte das Gefühl, als bewege er sich im Nichts.
    Am Leichenfundort hatte sich eine Gruppe von Beamten versammelt. Hambrock erkannte als Erstes seine Kollegin Heike, die gerade ihren Notizblock aus der Brusttasche ihrer gefütterten Jeansjacke zog und sich an den Notarzt wandte. Sie bemerkte Hambrock ebenfalls und sah ihn mit einem sorgenvollen Ausdruck an.
    »Hallo, Hambrock. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Danke, mir geht es gut. Ist nur ein Kratzer.«
    Er sah an ihr vorbei zu dem Opfer, das seltsam verrenkt im grellen Licht der Strahler lag. Es war tatsächlich Timo Große Dahlhaus. Hambrock erkannte ihn sofort. Er war blutüberströmt und hatte zahllose Einstiche im Brust- und Bauchbereich. Seine Hose und seine Boxershorts waren bis auf die Knie heruntergerissen worden. Er lag auf dem Rücken, doch die Blutlache, die sich zwischen seinen Beinen ausgebreitet hatte, ließ darauf schließen, dass sein Analbereich ebenfalls verletzt war – wie schon bei Willem van der Kraacht.
    Hambrock hatte den Jungen nur flüchtig gekannt, dennoch konnte er den Anblick kaum ertragen. Er wünschte sich, er hätte ihm wenigstens die Hose hochziehen und seine Scham bedecken können. Doch das war natürlich unmöglich. Zuerst mussten alle Spuren gesichert werden.
    »Es handelt sich eindeutig um Fremdeinwirken«, sagte der Notarzt neben ihm. »Ich habe es gerade Ihrer Kollegin erklärt. Es ist unmöglich, dass das Opfer sich die Verletzungen selbst zugefügt hat.«
    Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen. Am liebsten hätte Hambrock sich abgewendet.
    »Sehen Sie sich die Schnittverletzungen an Händen und Unterarmen an. Es sind eindeutig Abwehrfolgen. Der Junge hat in das Messer hineingegriffen, um die Stiche abzuwehren. Die Blutablaufspuren sind stark verschmiert, sehen Sie? Auch das deutet auf Fremdeinwirken hin, denn bei selbst zugefügten Verletzungen verlaufen diese Spuren meist gerade und nach innen gerichtet.«
    Wie viele Einstiche musste er erduldet haben? Es schienen unzählige zu sein.
    »Der Täter muss in großer Wut gehandelt haben«, sagte Hambrock.
    »Nicht unbedingt«, sagte der Arzt. »Genauso gut ist es denkbar, dass er keine lebenswichtigen Organe getroffen hat. Bei einer Stichwaffe sind die Opfer selten sofort tot. Die Folge ist langsames Verbluten bei schwindender Handlungsfähigkeit. Der Täter sticht dann so lange ein, bis das Opfer keine Reaktionen mehr zeigt.«
    Hambrock zwang sich, genau hinzusehen.
    Wie konnte das nur passieren?, fragte er sich. Ich bin doch die ganze Zeit über hier gewesen. Habe ich etwas übersehen? Gab es Hinweise auf dieses Verbrechen, die ich hätte erkennen müssen? Lag es in meiner Hand, den Mord zu verhindern?
    Ein Kommissar der Kreispolizei Borken trat neben ihn.
    »Sie sind der Leiter der Mordkommission?«, fragte er.
    »Ja, das bin ich.«
    »Hervorragend. Übernehmt ihr dann jetzt den Tatort?«
    »Natürlich. Ist die Fahndung nach Bodenstein schon raus?«
    »Das ist sie. In der niederländischen

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