Das Geheimnis von Vennhues
Leitstelle ist ebenfalls ein Fahndungsaufruf rausgegangen.«
Hambrock wollte etwas erwidern, doch sie wurden von einem Kollegen der Spurensicherung unterbrochen.
»Herr Hambrock? Sehen Sie sich das einmal an.«
Er bahnte sich einen Weg durch die versammelte Gruppe und reichte ihm ein durchsichtiges Tütchen, in dem ein Papierzettel gesichert war.
»Das habe ich dort drüben gefunden, neben der Vogelwarte.«
Auf dem Zettel stand eine Nachricht. Sie war an Peter Bodenstein adressiert. Timo hatte ihm offenbar geschrieben und um ein Treffen im Moor gebeten.
Der Beamte der Spurensicherung räusperte sich. »Das dürfte dann wohl die Frage beantworten, wer das Opfer zuletzt lebend gesehen hat.«
Hambrock hätte das Papier am liebsten zerknüllt. Sollte das tatsächlich der Hintergrund dieser Tat sein? Sollte es möglich sein, dass er die vergangenen Tage keine hundert Meter von einem Mörder entfernt zugebracht hatte? Er hatte sogar mit ihm geredet, und dennoch hatte er nichts bemerkt.
Ein Geräusch drang hinter ihm aus dem Nebel. Es klang wie das Knacken eines Astes. Hambrock drehte sich um und starrte in die undurchdringliche Brühe.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Peter musste noch in der Nähe sein. Er war gewarnt worden, das stand außer Frage. Doch wenn er fliehen wollte, was wäre dann für ihn die beste Möglichkeit? Die Grenzübergänge waren zu gefährlich, und vom Dorf musste er sich ebenfalls fernhalten. Die wenigen Schleichwege in den Wäldern waren sowohl der Polizei wie auch allen Vennhuesern bekannt. Es gab also nur einen Weg, der sicher für ihn wäre.
Niemand kannte das Moor so gut wie Peter. Für ihn wäre es ein Kinderspiel, durch das schwer zugängliche Hochmoor in die Niederlande zu gelangen.
Hambrock blickte sich im Nebel um. Es war bereits viel Zeit vergangen. Doch es war noch nicht zu spät. Vielleicht hatten sie noch eine Chance.
Er wandte sich eilig zum Kommissar der Kreispolizei und fasste ihn am Arm. »Wie schnell können wir Fährtenhunde bekommen?«, fragte er.
13
Der Hundeführer der Kreispolizei wurde alarmiert, und ein Gruppenwagen aus Borken machte sich auf den Weg, die Hunde herzuschaffen. Weitere wertvolle Zeit, in der Peter Bodenstein Abstand gewinnen konnte, ging auf diese Weise verloren. Die Kollegen auf niederländischer Seite wurden informiert und verstärkten ihrerseits die Präsenz an den Wegen aus dem Moor. Wenn alle schnell genug reagierten, würde Peter Bodenstein kaum eine Chance haben. Sie würden ihn noch in dieser Nacht zu fassen bekommen.
Hambrock hatte den Fundort verlassen und kehrte über den Trampelpfad zurück zum Kirchhof. Ein dunkler Mercedes hielt auf dem Dorfplatz. Die Tür öffnete sich, und die Silhouette einer schlanken und hochgewachsenen Frau erschien. Hambrock wusste sofort, wer dort eingetroffen war: Marina Hobe, die diensthabende Staatsanwältin.
Trotz der empfindlich kühlen Temperaturen trug sie ein enges Kostüm und ihre üblichen, hochhackigen Sandalen. Hambrock hatte einmal gehört, dass sie für den Kauf ihrer Schuhe eigens nach Düsseldorf oder Köln fuhr. Auf dem Münsteraner Prinzipalmarkt, für eine Provinzstadt eine äußerst mondäne Einkaufsmeile, war offenbar nichts Adäquates aufzutreiben.
Mit einer eleganten Bewegung strich sie die Haare aus dem Gesicht und warf die Tür ihres Mercedes ins Schloss. Auf dem Vennhueser Kirchhof bot sie einen so seltsamen Anblick, als sei eine Außerirdische dort gelandet.
Sie sah sich um und entdeckte den Kommissar an den Absperrbändern. Hambrock winkte ihr zu und zog reflexhaft seinen Bauch ein, als er sie zielstrebig auf sich zukommen sah. Marina Hobe war beinahe zehn Jahre älter als er, und dennoch hatte sie die Figur einer Fünfundzwanzigjährigen.
»Herr Hambrock!«, begrüßte sie ihn forsch. »Ich bin bereits über das Nötigste informiert: Der Tote stammt aus dem Dorf, und Sie haben bereits einen Tatverdächtigen.«
Wie jedes Mal fühlte er sich von ihrer direkten Art ein wenig überrumpelt.
»Der Tatverdächtige ist allerdings flüchtig«, sagte er. »Er heißt Peter Bodenstein und war zu Besuch hier in Vennhues. Die Fahndung ist bereits eingeleitet. Glücklicherweise besteht eine enge Kooperation mit den niederländischen Dienststellen. Bodenstein ist wahrscheinlich zu Fuß unterwegs. Daher ist die Chance, dass wir ihn aufgreifen, relativ groß. Es sind zudem Fährtenhunde angefordert worden.«
Sie nickte knapp. »Gut. Dann warten wir es ab.«
Hambrock deutete zu dem
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