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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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Scheibe erkannte, riss er die Augen auf, sprang von seinem Stuhl und machte ihm blitzschnell die Tür auf.
    »Peter!«, flüsterte er und zog ihn mit einer einzigen Bewegung ins Innere. »Komm rein! Schnell, bevor dich jemand sieht!«
    Mit einem Blick nach draußen vergewisserte Manfred sich, dass keiner der Nachbarn am Fenster gestanden hatte, dann drückte er die Tür wieder ins Schloss.
    »Mein Gott, was machst du hier? Im Dorf denken alle, du bist in Holland oder Belgien.«
    Peter betrachtete ihn mit einem Lächeln. Er hätte keine Zweifel haben müssen. In dieser Sache ging er kein Risiko ein. Manfred würde ihn niemals verraten. Er würde ihm helfen und dichthalten, da konnte er sich absolut sicher sein.
    »Hast du vielleicht einen Kaffee für mich?«, fragte er lachend.
    Manfred betrachtete ihn irritiert, dann schüttelte er den Kopf und stimmte verwundert in das Lachen ein.
    »Natürlich habe ich Kaffee. Setz dich.«
    Peter ließ sich ausführlich von Manfred erzählen, was in den vergangenen Tagen im Dorf geschehen war und was die Leute redeten. Mit wachsender Verbitterung erkannte er, dass wieder einmal er der Einzige war, der als Täter in Frage zu kommen schien. Der Außenseiter musste es gewesen sein. Niemand in Vennhues konnte sich vorstellen, dass jemand aus ihrer Mitte die Morde begangen hatte.
    »Nur eines verstehe ich nicht«, sagte er. »Weshalb hat Gertrud Norbert im Moor überfallen? Er hatte doch nichts mit der Sache zu tun.«
    »Das hat wohl noch niemand so recht verstanden. Sie ist einfach durchgedreht nach dem Mord an Timo. Wahnsinnig geworden. Und da ist sie auf den Erstbesten losgegangen.«
    Manfred betrachtete Peter nachdenklich.
    »Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann lass es mich wissen.«
    Peter dachte darüber nach.
    »Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass ich nichts mit den Morden zu tun habe?«, fragte er. »Ich habe es immer noch nicht begriffen.«
    Manfred sah ihn erstaunt an. »Weil ich dich kenne«, sagte er. »Außerdem bin ich nicht der Einzige mit dieser Meinung. Es gibt viele im Dorf, die an deine Unschuld glauben. Ihre Stimmen sind nur nicht so laut wie die der anderen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht existieren.«
    So leicht wollte sich Peter nicht zufrieden geben.
    »Die Indizien sprechen gegen mich. Und es sind schwere Indizien.«
    Manfred schüttelte den Kopf. »Es muss ein Fremder gewesen sein. Jemand, der nicht ins Dorf gehört. Ein Vennhueser kann so etwas nicht getan haben. Nur ein Außenstehender kommt in Frage. Glaub mir, das weiß ich genau.«
    Peter nickte. Er glaubte an keinen Fremden. Das hatte er noch nie getan. Er wusste genau, welche Abgründe in den Menschen lauerten. Sie waren Teil ihrer Natur, und die Vennhueser bildeten da keine Ausnahme.
    Aber das spielte nun keine Rolle. Manfred würde ihm helfen, darauf kam es an. Und er würde dichthalten, egal was passierte.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Peter.
    »Natürlich. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich suche nach einem Unterschlupf. Irgendwo in der Nähe.«
    Peter wollte das Dorf beobachten. Er wollte wissen, was geschah. Wenn nicht er nach dem Mörder suchte, dann würde es keiner tun. Das wusste er nur zu gut. Es wäre genauso wie damals.
    Die vergangene Nacht hatte er draußen in einer halboffenen Kapelle verbracht. Sie stand in den Kiefernwäldern und war von einem Dorfbauern nach dem Krieg gegen Frankreich erbaut worden. Im Innern standen drei große Kreuze, jedes für einen seiner gefallenen Söhne, und ein weiteres kleines für das Verlöschen der Erblinie, da er nur diese Kinder gehabt hatte. Zwischen den Kreuzen war Peter zwar vor Wind und Regen geschützt gewesen. Die Kälte hatte ihm aber dennoch zugesetzt, und in der Nacht hatte er Fieber bekommen.
    Manfred hatte eine Idee.
    »Der Hof meiner Eltern!«, sagte er. »Sie machen gerade Urlaub, wie so oft, seit sie in Rente sind und keine Tiere mehr halten. Dort kannst du bleiben.«
    Peter kannte den Hof der Heesings. Er lag etwas abseits. Tagsüber kam niemand dort vorbei, und wenn er in der Nacht kein Licht einschaltete, dann würde auch auf den Höfen in der Umgebung niemand seine Anwesenheit bemerken. Perfekt.
    »Wann kommen deine Eltern wieder?«
    »Erst Ende nächster Woche. Sie sind in einem Kurort im Schwarzwald. Gestern habe ich mit ihnen telefoniert, und sie sagten, am liebsten würden sie für immer dort bleiben. Es kann nichts passieren.«
    »Also gut«, sagte Peter und leerte seine Kaffeetasse. »Besser, wir

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