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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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ihrem Pferd. Als sie nach dem Zaumzeug griff, das an einem Haken an der Wand hing, kam einer der Stallknechte polternd die Stiege von den Schlafquartieren hinunter.
    „Miss!", rief er und eilte zu ihr. Seine Haare waren vom Schlafen zerzaust, und das Hemd hing ihm aus der Hose.
    „Was ist passiert?"
    „Satteln Sie mein Pferd", sagte Anna und reichte ihm das Zaumzeug.
    „Jetzt, Miss?"
    „Ja, jetzt! Beeilen Sie sich!"
    Er blinzelte überrascht, tat aber wie ihm geheißen und zäumte die Stute rasch auf. Anna wartete derweil ungeduldig und ging im Stall ruhelos auf und ab.
    „Ohne Begleitung können Sie auf keinen Fall ausreifen", sagte der Stallknecht, als er Anna das Pferd brachte.
    „Master Kit hat uns aufgetragen ... "
    „Ich breche sofort auf', erwiderte Anna entschieden. „Helfen Sie mir in den Sattel. Wenn Sie wollen, können Sie mir folgen, ich werde jedoch nicht auf Sie warten."
    Der Stallknecht war so sehr an Gehorsam gewöhnt, dass es ihm gar nicht in den Sinn kam, sich ihrem Befehl zu widersetzen. Und so half er ihr hinauf, blieb dann ratlos stehen und kratzte sich am Kopf, während er sie in den Hof hinausreiten sah.
    Anna entschied sich für die Abkürzung über die Felder und war dankbar, dass es nun mit jeder Minute heller wurde. Ihr einziger Gedanke war, so schnell wie möglich bei Reed zu sein. Sie trieb ihre Stute zu halsbrecherischer Geschwindigkeit an, galoppierte erst über den schmalen Feldweg und dann über Weideland, sprang über eine niedrige Steinmauer und hatte endlich die ersehnte Auffahrt erreicht, die zu Winterset hinaufführte.
    Der Anblick von Reeds leblosem Gesicht wollte ihr nicht mehr aus dem Sinn, und sie schalt sich, dass sie so dumm gewesen war. Vor lauter Angst um ihren Bruder hatte sie überhaupt nicht daran gedacht, dass Reed ebenso in Gefahr sein könnte.
    Die Sonne kroch gerade hinter dem Horizont hervor, als Annas Pferd mit klappernden Hufen auf Winterset zuritt.
    Das Haus lag dunkel und ruhig da, in den Stallungen schien jedoch schon jemand auf zu sein. Ein Stallknecht schaute verdutzt hinter dem Tor hervor, und als er Anna von ihrem Pferd springen sah, kam er auf sie zu und griff nach den Zügeln, während sie bereits wieder über den Hof und die Treppe zum Haus hinaufeilte.
    Mehrmals ließ sie den Türklopf er niedersausen, bis ihr endlich geöffnet wurde.
    „Lord Moreland! Wo ist Lord Moreland?", rief sie und stürmte an dem völlig verdutzten Hausdiener vorbei in die Eingangshalle.
    „Ah ... nun ... er wird in seinem Bett sein, Miss", begann der Mann ein wenig verwirrt, doch dann bemerkte er, dass Anna bereits die Treppe hinauf nach oben rannte.
    „Miss!", stieß er entsetzt hervor und eilte ihr hinterher.
    „Reed!" Anna rief nach ihm, sobald sie das obere Stockwerk erreicht hatte. Sie wusste nicht, welche Tür zu seinem Zimmer führte. Wieder rief sie laut seinen Namen, hastete den Gang hinunter und öffnete eine Tür nach der anderen.
    Völlig verstört lief ihr der Diener hinterher und bat sie, bitte damit aufzuhören, dann werde er seinem Herrn auch sagen, dass sie ihn sprechen wolle. In diesem Moment wurde am Ende des Ganges jedoch bereits eine Tür aufgerissen und Reed trat heraus.
    „Anna!" Dem Anschein nach hatte er sich in aller Eile etwas übergezogen, denn er trug nur seine Hose, ein Hemd, das ihm offen über die Brust hing, und sein Haar war vom Schlaf zerzaust. „Was ist denn los? Ist etwas passiert?"
    Er kam auf sie zu und Anna eilte ihm entgegen. „Reed!"
    Sie warf sich in seine Arme. „Reed! Dem Himmel sei Dank! Ich hatte mir solche Sorgen gemacht."
    Reed hielt sie fest und bedeutete dem fassungslosen Hausdiener zu gehen, was dieser auch nach kurzem Zögern tat.
    „Sorgen um mich?", fragte Reed überrascht. Er ging mit Anna zurück in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Nun erzählen Sie mir, was Sie beunruhigt hat."
    „Ich habe Sie gesehen!", stieß sie hervor und trat einen Schritt zurück, um ihn anschauen zu können. Noch immer konnte sie kaum glauben, dass er unversehrt und wohlauf war.
    „Mich gesehen?", wiederholte er erstaunt. „Was meinen Sie damit?"
    „In einem Traum. Sie lagen im Wald. Es regnete, und Sie waren ganz blass und rührten sich nicht. Oh Reed, ich hatte solche Angst!" Wieder warf sie sich ihm an die Brust, und er schlang die Arme um ihre Taille und hielt sie fest. „Ich dachte, Sie wären tot. Und ich wüsste nicht, was ich ohne Sie tun sollte."
    Anna sah ihn an. Ihre blauen Augen wirkten riesig

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