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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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begleiten, und wenn Sie mich dann zum Abendessen einladen würden, könnten Sie, Ihr Bruder und ich uns gemeinsam überlegen, wie wir den Fall am besten lösen."
    Wie er gehofft hatte, musste Anna bei seinen Worten lächeln. „Einverstanden", erwiderte sie.
    Nachdem Reed und Anna nach Holcomb Manor zurückgeritten waren und gemeinsam mit Kit zu Abend gegessen hatten, setzten sie sich zu dritt in den Salon und besprachen die Fortschritte, die sie bislang bei ihren Nachforschungen gemacht hatten. Die Enthüllungen über Lord Roger de Winter verschlugen Kit die Sprache.
    „Unser Großvater?", fragte er schließlich fassungslos. „Du machst nicht nur einen Scherz?"
    „Ich finde das keineswegs lustig", erwiderte Anna. „Nein, Kit, es ist wahr. Sowohl Nick Perkins als auch das ehemalige Zimmermädchen von Winterset haben uns das bestätigt. Sie haben beide Lady Philippa dabei geholfen, die Taten ihres Mannes zu vertuschen."
    „Das kann ich gar nicht glauben!"
    „Am meisten beunruhigt mich, dass unser Onkel bis vor zehn Jahren in diesem Haus gelebt hat. Als es damals geschah, war er ein Junge von neun oder zehn Jahren - alt genug, um zu begreif en,dass etwas nicht stimmte. Diese Erlebnisse ... sie könnten sich auf seine Wahnvorstellungen ausgewirkt haben."
    „Ja, aber Onkel Charles ist nicht so wie sein Vater", entgegnete Kit. „Nach allem, was du gerade von Lord Roger erzählt hast ... "
    „Ich weiß. Allerdings kann niemand von uns wissen, was sich wirklich in Charles' Gedanken abspielt.
    Wahrscheinlich kennt er die Masken, und vielleicht hat er sogar die Tagebücher seines Vaters gelesen. Könnte er nicht einen ähnlichen Wahn entwickelt haben?"
    „Eine gewisse Ähnlichkeit ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Aber mir ist nie aufgefallen, dass Onkel Charles von Wolfsmenschen gesprochen hätte. Wir wissen doch, dass seine Obsession ganz auf die Königin fixiert ist und auf die Vorstellung, dass eigentlich er der rechtmäßige Erbe des Throns ist." Kit sah entschuldigend zu Reed hinüber. „Es tut mir leid, dass wir Sie mit diesen Geschichten behelligen." „Seien Sie ganz unbesorgt", erwiderte Reed leichthin. „Ich habe Anna auch schon alles von den Absonderlichkeiten meiner Familie erzählt."
    Anna warf ihm einen dankbaren Blick zu. Es freute sie, dass Reed und Kit sich so unbeschwert miteinander unterhielten. Sie würden gute Freunde werden, dachte sie, und ließ ihre Gedanken in einen wunderbaren Tagtraum abschweifen. Wenn doch nur alles anders wäre ...
    Es regnete. Der Boden war schlüpfrig, und von den Blättern tropfte schwer der Regen. Sie ging durch den Wald.
    Alles war ruhig, und um sie her war nur schwaches, grau schimmerndes Licht, wie es für einen Regentag im Wald so typisch ist.
    Dann sah sie vor sich einen Mann reglos auf dem Boden liegen. Sein Gesicht war dem Himmel zugewandt, Regentropfen fielen auf ihn und liefen seine Wangen herab, doch er bewegte sich nicht. Angst schnürte ihr auf einmal den Hals zu. Sie beugte sich über den Mann und erkannte, dass sein Gesicht blass und starr war wie das eines Toten. Regentropfen benetzten seine Wimpern und hatten sein Haar durchnässt.
    „Nein!" Ihr Schrei zerriss die Stille des Waldes.
    „Nein!" Kerzengerade setzte Anna sich auf.
    Der Traum war ihr so wirklich erschienen, dass sie einen Augenblick nicht wusste, wo sie war. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, als wolle es bersten, und der Schrecken jagte ihr eiskalte Schauder über den Rücken. Reed war tot!

    Sie warf ihre Decke zurück und sprang aus dem Bett. Ihre Hände zitterten, als sie eine Kerze anzündete. Dann eilte sie zum Schrank. Ich muss zu ihm! Vielleicht ist es noch nicht zu spät.
    Mit klammen Fingern holte sie ein schlichtes Kleid hervor, das vorne geknöpft wurde, denn ihr blieb keine Zeit, Penny zu wecken. Sie streifte ihr Nachthemd ab und zog sich in Windeseile an.
    Ihr Haar ließ sie offen, und es hing ihr in wirren Locken den Rücken hinab, als sie die Treppe hinunterstürmte und über den Hof rannte. Ihr erster Impuls war, immer so weiterzulaufen, bis sie Winterset erreichte, doch konnte sie noch klar genug denken, um sich eines Besseren zu besinnen. Zu Pferd würde sie schneller sein.
    Der Morgen graute bereits, im Osten konnte Anna schon den ersten Lichtschimmer ausmachen, selbst wenn die Sonne sich noch nicht am Horizont zeigte. In den Bäumen begannen die Vögel zu zwitschern, in den Stallungen hingegen war alles ruhig.
    Anna rannte an den Boxen vorbei bis zu

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