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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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der Eiszunge abbricht und als Eisberg ins offene Meer treibt. Wenn wir uns dem Festland nähern, können wir vielleicht so etwas beobachten … Oberleutnant Bogrow, wie weit kreuzen wir nach Süden?“
    „Wie es der Kapitän bestimmt“, erfolgte die lakonische Antwort.
    In diesem Augenblick betrat der Kapitän den Steuerraum. Er nickte allen zu und verschwand in der Funkerkabine.
    „Immer noch kein Funkspruch von der Politischen Verwaltung?“ fragte er Pletnjow wie schon so oft in den letzten Tagen.
    „Doch, Genosse Kommandant, gerade aufgenommen“, antwortete der Bordfunker und reichte dem Kapitän ein Blatt Papier.
    „Endlich …“, sagte dieser halblaut, faltete das Papier zusammen, verwahrte es in der Brusttasche und kehrte in den Steuerraum zurück. Hier ging er auf den Zoologen zu und fragte ihn: „Morgen also, um acht, machen Sie Ihre erste Station in diesen Gewässern?“
    „Ganz recht, Kapitän.“
    „Wieviel Mann?“
    „Schelawin, Siedler, Zoi, Pawlik und ich ..,, fünf Personen.“
    „Gut. – Alexander Leonidowitsch“, Kapitän Woronzow wandte sich an den Oberleutnant, „haben Sie morgen im Steuerraum Dienst?“
    „Jawohl, Genosse Kommandant!“
    „Lassen Sie die von Arsen Dawidowitsch Genannten von Bord gehen. Kreuzen Sie um die Exkursionsteilnehmer in einem Umkreis von fünfzig Kilometern … Sonst darf niemand mehr das U-Boot verlassen.“
    „Zu Befehl!“
    Der Kapitän drehte sich um und trat in den Gang hinaus. Durch die für einen Augenblick geöffnete Tür drangen die feurigen Tanzrhythmen einer kaukasischen Lesginka in den Steuerraum.
    „Bald geht’s los!“ rief Pawlik, in die Hände klatschend, und fügte flüsternd, als handle es sich um ein Geheimnis, hinzu: „Heute abend will die Schiffsbesatzung Skworeschnja feiern. Er wird aus dem Lazarett entlassen.“
    Der Kapitän betrat seine Kajüte und verschloß hinter sich die Tür. Er setzte sich an den Schreibtisch und nahm aus dem Geheimfach das Chiffreverzeichnis heraus. Lange Zeit brauchte er zum Entschlüsseln des Funkspruches. Als er dann damit fertig war, lehnte er sich ärgerlich im Stuhl zurück. Dann beugte er sich wieder über den Schreibtisch und las den Funkspruch noch einmal aufmerksam durch. Er lautete:
    Antwort wegen Kontrolle bereits bekannter Daten und wegen neuer Nachprüfungen in Tokio und Nagasaki verzögert. Während der ersten Dienstreise, vor fünf Jahren, hatte Gorelow in der japanischen Hafenstadt Nagasaki zu tun. Seinen Auftrag führte er glänzend aus, wofür er nach Rückkehr eine Auszeichnung erhielt. In Nagasaki, wo er zwei Jahre verbrachte, arbeitete er viel, besuchte manchmal Theater, Kinos, Museen, Tempel und lernte die Sehenswürdigkeiten des Landes kennen. Er verbrachte oft seine Freizeit in Gesellschaft von Angehörigen der sowjetischen Kolonie Nagasakis und Tokios. Die zweite Dienstreise, vor zwei Jahren, führte Gorelow nach Tokio. Hier war er des öfteren Gast seines Onkels Nikolai Petrowitsch Abrossimow. Mit dessen Tochter Anna Nikolajewna besuchte er Theater, exklusive Restaurants, Cafes und Bälle. Lebte auf großem Fuß. Sein Gehalt war ziemlich hoch, für seine Lebensführung jedoch wohl kaum ausreichend. In dieser Zeit traf er sich mit den Mitgliedern der sowjetischen Kolonie nur selten. – Abrossimow ist ein ehemaliger Zarengeneral. Die Kerenski-Regierung hatte ihn damals nach Japan zum Einkauf und zur Abnahme von Kriegsmaterial gesandt. Nach der Revolution von 1917 kehrte er nicht nach Sowjetrußland zurück. Die Tochter ist in Japan geboren. Seine Frau starb vor zehn Jahren. Abrossimow lebt ziemlich verschwenderisch. Seine Einnahmequellen sind nicht bekannt. Man sagt, er mache Börsengeschäfte. Er hat viele Bekannte in japanischen Offizierskreisen. Zum zweitenmal in Tokio, dem Ziel seiner dritten Dienstreise, lebte Gorelow ebenso großzügig und war ständiger Gast bei Abrossimow. Gerüchtweise soll er sich mit dessen Tochter verlobt haben, eine Verlobung wurde jedoch nie bekanntgegeben. Über irgendwelche geschäftlichen oder geheimen Beziehungen zwischen Gorelow und Abrossimow liegt kein Material vor.
     
    Der Kapitän spielte nachdenklich mit einem Bleistift, warf ihn auf den Tisch und erhob sich.
    „Daraus soll man nun irgendwelche Schlüsse ziehen können“, murmelte er und begann nach seiner Gewohnheit, die Hände auf dem Rücken, in der Kajüte auf und ab zu gehen. Seine Schritte wurden immer schneller; manchmal blieb er stehen, setzte aber dann wieder seine Wanderung

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