Das Geheimnis zweier Ozeane
tun?“
„Ich verstehe, das wird gemacht, damit das Wasser in der Wake nicht gefriert. Aber das ist doch Verschwendung! Zur Erhitzung des Schiffsrumpfes braucht man furchtbar viel Strom. Unser Stromvorrat muß ja bald zu Ende gehen.“
„Stimmt“, pflichtete ihm Marat kleinlaut bei. „Das ist richtig. Es sind schon zehn Tage her, seit wir das letzte Mal unsere Kabelbatterien bei Feuerland ins Meer gesenkt haben. – Seitdem sind unsere Akkus nicht mehr aufgeladen worden … Versprich mir, es nicht weiterzusagen!“ Marat schaute sich ängstlich um. „Wenn wir das U-Boot weiter im Dampfmantel halten, haben wir nur noch für zwei Tage Strom.“
Matwejew kam durch den Gang und blieb neugierig stehen.
„Ja, mein lieber Freund“, sagte Marat mit trauriger Stimme, „nur noch für zwei Tage!“
„Aber das ist ja furchtbar!“ rief Siedler erregt. „Und was wird nachher? Die ganze Wake wird zu Eis, und wir sitzen darin fest; ohne Strom sind wir verloren!“
„Ganz recht! Ohne Strom sind wir verloren. Gerade habe ich den Befehl erhalten, die Akkus wieder aufzuladen. Ich will nur noch frühstücken, und wenn du gestattest, schlafe ich nachher noch zwei Stunden und fange dann an.“
Siedler schaute verwirrt auf Marat und den grinsenden Matwejew.
„Scherzt du, Marat?“
„Nein! Ich meine es ernst.“
„Aber wo willst du denn die Kabelbatterien versenken?“
„Nicht versenken, sondern aus dem Wasser ziehen. Von jedem Kabelbatteriepaar bleibt eine im Wasser, neben dem U-Boot, und die andere ziehen wir aufs Eis. Begreif es doch, du Schaf! In der Luft sind fünfunddreißig Grad Frost, die Temperatur im Wasser ist aber etwa drei Grad über Null. Wo findest du sonst noch eine solche Temperaturdifferenz von fast achtunddreißig Grad? Ja, wir werden hier unsere Akkus noch schneller aufladen als in den Tropen!“
Marat wartete nicht erst ab, bis der völlig verdatterte Siedler wieder zu sich gekommen war; im Laufschritt eilte er in die Messe.
„Da ist mir aber ein Stein vom Herzen gefallen“, sagte der Maler erfreut. „Nun, wenn wir Strom haben, ist unsere Sache gar nicht so ausweglos!“
„Die Hauptsache ist“, bemerkte Matwejew nachdenklich, „wir kommen hier rechtzeitig heraus. Die Zeit vergeht, und Wladiwostok ist noch weit.“
Der größte Teil der Schiffsbesatzung, etwa siebzehn Mann, frühstückte bei der zweiten Ablösung. Es ging nicht so lebhaft wie sonst zu. Die Männer waren zerstreut und wortkarg. Sogar der lebhafte und redselige Marat, der wie immer mit Skworeschnja und Pawlik an einem Tisch saß, aß schnell und schweigend, ohne auf Pawliks Fragen und auf die gutmütigen Spötteleien Skworeschnjas zu achten.
„So ist es, Marat“, sagte Skworeschnja, als er mit dem Essen fertig war. „Streng mal dein Köpfchen etwas an, wie wir aus diesem Waschzuber wieder herauskommen. Das ist schon schwieriger zu bewerkstelligen als deine Projekte.“
„Keine Bange, wir schaffen es schon“, murmelte Marat.
„Wir schaffen es schon!“ äffte ihm Skworeschnja nach. „Ich weiß selber, daß wir es schaffen werden. Aber wann und wie? Verläßt du dich auf andere? Auf den Kapitän? Ein Phantast bist du!“
„So schwuppdiwupp geht’s auch nicht. Es muß alles überlegt werden. Das ist nicht so einfach wie Felsen umkippen.“ Marat lachte. „Dazu noch mit Pawliks Hilfe! Und mit den Beinen als Hebel! Mit roher Kraft geht’s auch nicht immer!“
„Das weiß ich selbst.“ Skworeschnja lächelte. „Brauchst nicht zu kneifen. Pack aus, was du dir ausgedacht hast. Kollektive Hilfe ist keine schlechte Sache – wenn die Idee brauchbar ist … besonders in unserer Lage.“
„Na schön“, sagte Marat, schon etwas besänftigt. Es kam ihm ganz gelegen, einen Zuhörer für seine Vorschläge zu finden. „Vielleicht fällt dir dabei auch etwas ein! Was würdest du zum Beispiel sagen, wenn ich vorschlüge, die Eiswand, die uns von der offenen See trennt, zu sprengen?“
„Die Wand sprengen?“ wiederholte Skworeschnja erstaunt. „Sechzig Meter hoch und siebzig Meter dick? Dafür reichen alle unsere Terenithvorräte nicht aus.“
Sein dröhnender Baß hallte durch den ganzen Raum. Alle blickten zu dem Tisch herüber.
„Jetzt scheint Marat sich ins Zeug gelegt zu haben“, meinte der Zoologe lächelnd.
„Die Idee ist, offen gesagt, gar nicht so schlecht“, ließ sich Gorelow vom Nachbartisch hören. „Was in normaler Lage undurchführbar erscheint, gelingt oft in der Not, nicht wahr?“
„Sie
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