Das Geheimnis zweier Ozeane
mögen schon recht haben“, entgegnete der Oberleutnant zweifelnd. „Aber wir haben nicht genügend Sprengstoff, um solche Eismassen zu beseitigen.“
„Verzeihung, Genosse Oberleutnant“, rief Marat dazwischen, „wenn wir nicht genug Terenith haben, dann kann unser Maschineningenieur helfen!“
„Ich?“ fragte Gorelow verwundert. „Was käme denn statt Terenith in Frage?“
„Knallgas, Fjodor Michailowitsch!“ rief Marat. „Dasselbe Knallgas, das in den Düsen arbeitet! Davon haben Sie doch mehr als genug!“
„So ein Satansbraten!“ schrie Skworeschnja. „Sieh mal einer an! Die Idee ist gar nicht so ohne! Nicht wahr? Wie denken Sie darüber, Genosse Oberleutnant? Soll man das dem Kapitän melden?“
In der Messe wurde lebhaftes Stimmengewirr laut. An allen Tischen diskutierte man Marats Vorschlag. Die meisten waren dafür, nur einige Skeptiker schüttelten zweifelnd den Kopf und wiesen darauf hin, daß man etwa achtzigtausend Kubikmeter Eis sprengen müßte. Mit dem Bleistift in der Hand hatten sie schon diese Menge errechnet. Marats Anhänger, vor allem Schelawin, erinnerten daran, daß man schon vor langer Zeit im Nördlichen Eismeer bei der Befreiung der vom Eis blockierten Schiffe oft mit gutem Erfolg Ammonal verwendet hatte. Die Skeptiker erwiderten: Achtzigtausend Kubikmeter Eis in die Luft zu jagen, sei etwas ganz anderes, als eine selbst zehn Meter dicke Eisschicht zu sprengen, damit eine Fahrrinne entstehe.
Der Oberleutnant überlegte erst eine Weile, bevor er Skworeschnja antwortete. Dann sagte er:
„Dem Kapitän kann man es schon melden, Genosse Skworeschnja, aber ob dabei etwas herauskommt, bezweifle ich.“
Bogrow sagte das mit solcher Bestimmtheit, daß nach seinen Worten allgemeines Schweigen eintrat. Marat war erstaunt.
„Warum nehmen Sie das an, Genosse Oberleutnant?“ fragte er.
„Mir scheint, Marat, Sie haben das Wichtigste nicht berücksichtigt. Nicht der Sprengstoff ist entscheidend, sondern wieviel Zeit man dazu braucht, um das gesprengte Eis beiseite zu schaffen. Achtzigtausend Kubikmeter! Wollen Sie es mit bloßen Händen wegräumen? Das ginge vielleicht auch, aber wie lange würde es dauern? Vielleicht so lange, daß es dann auf einen Monat mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt.“
Marat ließ den Kopf hängen. Er sagte leise:
„Man könnte Förderer einsetzen … und wie wollen Sie die antreiben?“
„Mit den Motoren der Gleitboote.“ Der Oberleutnant zuckte die Schultern.
„Leider sind das ganz unzweckmäßige Vorschläge, Marat. Sie operieren mit unbekannten Größen. Man weiß doch nicht, was die Förderer mit den kleinen Gleitbootmotoren schaffen können. Ihr Projekt müßte man natürlich erst genau überprüfen – mit dem Bleistift, meine ich. Obgleich ich vermute, daß das Ergebnis negativ ausfallen wird, können Sie mich heute, wenn Sie dienstfrei sein werden, aufsuchen. Wir machen dann die Berechnung gemeinsam.“
„Ja“, brummte Skworeschnja, „wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht, mein lieber Marat. Aber laß den Kopf nicht hängen. Strenge dein Hirn noch ein bißchen an … Wenn das eine nicht taugt, so findet sich vielleicht etwas anderes!“
Die Messe leerte sich. Für den Rest des Tages herrschte Stille auf dem Boot. Die dienstfreien Männer saßen bedrückt in ihren Kajüten. In dem Aufenthaltsraum wurden zwei Schachpartien gespielt. Aber die Spieler waren nur wenig bei der Sache. Im Steuerraum und vor den stillgelegten Maschinen drückten sich Offiziere und Maschinisten untätig und gelangweilt herum. Einige putzten verzweifelt Maschinen und Geräte, ölten und überprüften sie.
Etwas besser dran waren einige Elektrotechniker. Sie machten sich emsig an den ausgelegten Kabelbatterien zu schaffen, beobachteten die Meßgeräte und stellten Akku-Batterien auf. Alle nicht an dieser Arbeit Beteiligten beneideten die Elektrotechniker und versuchten, wenn sie dienstfrei waren, sich ihnen irgendwie nützlich zu machen, nur um etwas zu tun.
Beneiden konnte man auch Gorelow und seine Gehilfen Romejko und Kosyrew. Sie hatten am Heck eine kleine Arbeitsplattform befestigt und reinigten hier die zahlreichen Düsen von Ruß und Schlammteilchen. Noch vor Beendigung dieser Arbeit schickte der Ingenieur seine beiden Gehilfen ins U-Boot zurück, damit sie dort die Rohre reinigten, durch die die Gase aus den Gasbehältern zu den Düsen strömten. Als er allein geblieben war, zog Gorelow aus dem Werkzeugbeutel einen elektrischen Bohrer
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