Das Geheimnis zweier Ozeane
mit!“
„Und wer hindert dich daran, der Dritte im Bunde zu sein?“ erwiderte Marat gut gelaunt.
„Warum sagst du denn nichts, Kosyrew?“ fragte ein anderer.
Kosyrew schwieg betreten, den rothaarigen Kopf auf die Brust gesenkt.
„Was soll ich denn sagen?“ murmelte er schließlich. „Zwar habe ich mir schon dies und jenes durch den Kopf gehen lassen. Aber ich weiß noch gar nicht, ob es was taugt. Und jetzt plötzlich soll ich damit hervortreten … ich weiß nicht … Versteht ihr mich denn nicht?“ polterte er plötzlich los, machte dann aber gleich eine resignierende Handbewegung. „Na schön! Ich mache mit!“
„Bravo, Kosyrew! … Zeig es ihm, Serjosha! … Blamier nicht die rothaarige Zunft!“ rief man ihm ermunternd zu.
Marat streckte Kosyrew seine kleine magere Hand entgegen, die sofort in der Pranke des Gegners verschwand. Ohne Marats Hand loszulassen, wandte sich Kosyrew an Ptizyn:
„Ich stelle auch eine Bedingung! Meinerseits fordere ich dich auf, am Wettbewerb teilzunehmen, du dürres Gestell … Wollen mal sehen, ob du was kannst oder nur den Mund voll genommen hast.“
Was sollte man unternehmen? Wie konnte man das U-Boot aus dem Bauch des Eisberges befreien?
Wie noch nie fühlte der Kapitän die ungeheure Verantwortung für das Leben der Schiffsbesatzung, für das wunderbare U-Boot.
Phantastische, manchmal auch wirre Pläne entstanden in seinem Hirn, wurden aber wieder verworfen.
Das Telefon klingelte. „Genosse Skworeschnja?“
„Jawohl, Genosse Kommandant! Bei der letzten Untersuchung der Wake haben Schelawin und ich festgestellt, daß ihr Wasserspiegel um dreieinhalb Zentimeter höher war als gestern. Über der Wake steht dichter Nebel.“
„Der Nebel kommt daher“, sagte der Kapitän lebhaft, „weil das warme Wasser bei Frost schnell verdampft. Aber warum steigt der Wasserspiegel? Wie erklärt sich das?“
„Schelawin sagt, das komme wohl daher, weil der Unterwasserteil des Eisberges bei der Berührung mit dem erwärmten Wasser sehr schnell schmilzt. Die Wassertemperatur in der Wake beträgt an ihrer Oberfläche etwa fünf Grad über Null. Andererseits aber wird die Eisschicht unten, an den Wänden des Eisberges und auf dem Grund der Wake, immer dicker.“
„So … Das ist ja auch klar …“ Der Kapitän stand unbeweglich. Er starrte vor sich hin. Als habe er Skworeschnja vergessen, murmelte er: „Ja, natürlich … das Eis schmilzt … erwärmtes Wasser …“ Schweiß perlte auf seiner Stirn. „Schon gut, Genosse Skworeschnja! Noch etwas?“
„Nein, das ist alles.“
Der Kapitän warf den Hörer auf die Gabel und sprang auf. Erregt durchschritt er seine Kajüte. Endlich hatte er eine Lösung gefunden! Eine richtige, durchführbare Lösung! Wieso war ihm das nicht schon eher eingefallen? Ultraschall und Weißglut! Jawohl, das war es! Hurra! In einigen Tagen wird das U-Boot seine Fahrt fortsetzen können!
Am liebsten würde er jetzt wie ein ausgelassener Junge jauchzen, herumtollen; aber er ging mit ruhigen Schritten zum Schreibtisch und vertiefte sich in Berechnungen.
Drittes Kapitel
MIT ULTRASCHALL UND WEISSGLUT
„S
omit kann man auf Grund der Berechnungen, mit denen ich Sie soeben bekannt gemacht habe, zu folgenden Schlüssen kommen: Die kombinierte Wirkung der Ultraschallkanone mit dem bis auf zweitausend Grad erhitzten Schiffsrumpf garantiert uns die Bildung eines etwa zehneinhalb Meter breiten Tunnels durch die Eiswand. Die Kanone lockert das Eis und verwandelt es in eine breiartige Masse. Der glühende Schiffsrumpf, der durch Düsenantrieb auf diese Masse mit seinem Bugteil drückt, schmilzt den Eisbrei zu Wasser und bahnt sich seinen Weg durch den so entstehenden Tunnel. Das U-Boot muß dabei eine Geschwindigkeit von mindestens drei Metern in der Stunde entwickeln. Kanone und Düsen werden ununterbrochen fünfundzwanzig bis dreißig Stunden arbeiten, damit die ,Pionier ‘ wieder das offene Meer erreichen kann. Das ist in großen Zügen der Plan, dessen Verwirklichung unser Schiff wieder flottmachen soll; er ist sorgfältig durchgearbeitet und theoretisch überprüft. – Sollte noch jemand eine Frage oder einen Einwand haben, so bitte ich den Betreffenden, sich zu äußern.“
Der Kapitän setzte sich. Sein Gesicht zeigte Spuren einer schlaflosen Nacht, aber seine Augen blickten voller Zuversicht.
Keiner der Männer, die zu der vom Kapitän einberufenen Sitzung erschienen waren, sagte ein Wort.
In der Kajüte herrschte längere Zeit
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