Das Geheimnis zweier Ozeane
heraus und begann damit in der Verbrennungskammer der Mitteldüse zu bohren. Es war die größte Düse; ihre konisch erweiterte Öffnung maß fünfzig Zentimeter, die Verbrennungskammer etwa fünfzehn Zentimeter im Durchmesser. Infolge der außerordentlichen Härte des Metalls dauerte das Bohren sehr lange. Er setzte den Bohrer nur dann an, wenn in der Nähe des Hecks niemand zu sehen war. Sobald sich im Dämmerlicht eine menschliche Gestalt zeigte, zog Gorelow den Bohrer schnell aus der Düse heraus und tat so, als ob er sie reinige, begann aber sofort wieder zu bohren, wenn er allein war. Nach geraumer Zeit schien Gorelow mit dem Ergebnis seiner Arbeit zufrieden zu sein, legte den Bohrer wieder in den Beutel, holte einen kleinen schweren Gegenstand hervor und steckte ihn in die Verbrennungskammer der Düse. Einige Zeit machte er sich noch daran zu schaffen, atmete dann erleichtert auf und kehrte ins U-Boot zurück.
Ungefähr um die gleiche Zeit verließ Marat die Kajüte des Oberleutnants. Alle erfuhren, daß nach genau angestellten Berechnungen zur Verwirklichung seines Vorschlages zwei Monate erforderlich sein würden. Die Stimmung im U-Boot erreichte den Nullpunkt. Der Kapitän, der in diesen Tagen seine Kajüte fast nie verließ, bestellte Kommissar Sjomin zu sich. Ihr Gespräch dauerte sehr lange, und Sjomin verließ die Kapitänskajüte mit besorgtem Gesicht. Ein paar Minuten später fand zwischen dem Kommissar, dem Gewerkschaftsvorsitzenden Orechow und dem Akustiker Ptizyn, Leiter der Abteilung für Kulturarbeit, eine Besprechung statt. Kurze Zeit nach Beendigung dieser Sitzung hing an der Wandzeitung eine riesige farbige Bekanntmachung, die Siedler angefertigt hatte. Für die Dauer des Aufenthaltes im „geschlossenen antarktischen Hafen ,Eisberg‘“ wurden einige interessante Veranstaltungen angekündigt. Außerdem wurde ein großer Wettbewerb bekanntgegeben: „Wie kann man den geschlossenen Hafen ,Eisberg‘ wieder öffnen, sei es auch nur für zehn Minuten?“
Wer den zweckmäßigsten und am schnellsten zu verwirklichenden Vorschlag machte, sollte mit einer wertvollen Armbanduhr ausgezeichnet werden.
Vor der Bekanntmachung hatten sich bald viele Interessierte versammelt. Man hörte Lachen und scherzhafte Bemerkungen.
„Marat!“ rief der Maschinenmeister Kosyrew dem eintretenden Marat entgegen. „Komm schnell her! Für dich ist eine Prämie ausgesetzt.“
„Was für eine Prämie?“ fragte Marat verwundert. „Wofür denn? Was redest du da für Unsinn?“
„Durchaus keinen Unsinn, mein lieber Marat!“ sagte Matwejew lachend. „Eine prima Armbanduhr. So ein Glückspilz!“
„Schau mal her … Das betrifft dich.“ Unter allgemeinem Gelächter zog Kosyrew den verdutzten Marat am Ärmel zur Wandzeitung.
Marat las schnell die Ankündigung des Wettbewerbs durch, stand ein paar Minuten regungslos da und wandte sich dann mit einem ironischen Lächeln an seine Kameraden.
„Mit Ihrer liebenswürdigen Erlaubnis, meine lieben Freunde“, sagte er, „nehme ich Ihre Herausforderung an.“ Das Lächeln schwand von seinem Gesicht. Mit erhobener Stimme fuhr er fort: „Ich verpflichte mich, in zwei Tagen einen neuen, besseren Vorschlag zu unterbreiten.“
„Hurra, Marat!“ rief Kosyrew.
„Halt die Klappe, Kosyrew!“ sagte Matwejew. „Laß ihn zu Ende sprechen.“
„Ich verpflichte mich dazu aber nur unter einer Bedingung …“, fuhr Marat fort.
„Was? Bedingungen?“ mischte sich wieder Kosyrew ein. „Die Sache wird immer interessanter, besonders wenn deine Bedingung undurchführbar sein wird.“
„Wieso undurchführbar! Das ist gar nicht der Fall. Ich verlange, daß sich auch Kosyrew verpflichtet, in zwei Tagen einen Vorschlag zu machen.“
„Richtig!“ hörte man von allen Seiten rufen.
„Du bist wohl übergeschnappt, Marat!“ stotterte Kosyrew. „Mit dir komme ich ja nicht mit, du Gauner!“
„Stell ja nicht dein Licht unter den Scheffel, mein Lieber! Hast doch Grütze im Kopf! Wer hat denn die Vorrichtung für die automatische Reinigung der Gasrohre angefertigt und auch eine Prämie dafür erhalten? Und werden nicht gerade jetzt zwei deiner Rationalisierungsvorschläge geprüft?“
„Mach schon mit!“ bemerkte der wortkarge Krutizki. „Es macht mehr Spaß, wenn zwei an einer Sache herumknobeln.“
„Marat hat recht!“ rief Ptizyn. Sein langes schmales Gesicht mit der spitzen Nase bedeckte sich mit roten Flecken. „Wenn Kosyrew nicht will, dann mache ich
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