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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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gebraucht, um aus dem U-Boot zu gelangen.
    Das Unterlassen der Meldung war schon nicht mehr Leichtsinn, das war eine unverzeihliche, verbrecherische Fahrlässigkeit!
    Der Kapitän saß lange im Sessel, den Kopf auf die Brust gesenkt, von quälenden, bohrenden Gedanken gepeinigt. Er nahm ein Blatt Papier und schrieb den Tagesbefehl aus. Darin wurde Kommissar Sjomin der Befehl gegeben, über die Explosion und das Verschwinden des Maschineningenieurs Gorelow sofort eine Untersuchung einzuleiten, unverzüglich die Schiffsbesatzung zu verhören und über den Verlauf der Untersuchung dem Kapitän Meldung zu erstatten.
    Überall im U-Boot wurde fieberhaft gearbeitet. Die Mittagspause wurde verkürzt, Frühstück und Abendbrot nahmen alle in größter Hast ein.
    Am 5. August, kurz vor dem gesetzten Termin, hatten sich vor der geschlossenen Tür zur Druckkammer Kapitän Woronzow, Oberleutnant Bogrow, der Maschinenmeister Kosyrew und die Taucher Skworeschnja und Matwejew versammelt. Alle schwiegen, die Gesichter drückten höchste Spannung und verhaltene Erregung aus. Es stand die Besichtigung der Außenwand des Schiffes bevor; bald würde die wichtigste, entscheidende Frage ihre Lösung finden: In welchem Zustand war das Heck des U-Bootes? Würden die Düsen wieder arbeiten können? Würde die ,Pionier‘ wieder fahren, oder war sie zur Bewegungslosigkeit verdammt?
    Genau um vierundzwanzig Uhr begann sich langsam die schwere Metalltür zurückzuschieben. Immer noch schweigend beobachteten die Männer diesen Erfolg ihrer Arbeit.
    Die lichtdurchflutete Druckkammer öffnete sich. Die fünf Männer betraten sie, um sich zum Tauchen fertigzumachen. Nach einer Viertelstunde schloß sich die Tür wieder, und man hörte das Rauschen des einströmenden Wassers. Dann klappte die Plattform auf, und die Taucher verließen mit hell brennenden Stirnlaternen das U-Boot.
    Skworeschnja jagte voran. Gleich darauf dröhnte in allen Taucherhelmen sein triumphierender, ohrenbetäubender Baß:
    „Hurra! Es lebe unsere ,Pionier‘! Fast alle Düsen sind an ihrem Platz!“
    Den Augen des Kapitäns und seiner Begleiter bot sich ein erstaunlicher Anblick:
    Der riesige, aus einem Stück gegossene und mit zahllosen Düsenöffnungen versehene Metallring, der sonst das Ende des Hecks umfaßte, war heruntergerissen worden und hing, wie eine Tür in einer Angel, nur an seinem unteren Ende. Aus der inneren Fläche des Ringes ragten, wie die Borsten eines Besens, nach allen Seiten die scharfen Bruchstücke schwarzer Rohre. Am Ende des Hecks klaffte in die Gasrohrkammer hinein ein großes Leck.
    „Nun, Nikolai Borissowitsch“, wandte sich der Oberleutnant lebhaft an den Kapitän, „wir können uns gratulieren! Die Düsen sind da – das ist die Hauptsache!“
    „Ich zweifelte daran“, antwortete der Kapitän nach kurzem Schweigen. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen … Es handelt sich jetzt nur darum, wie man den Düsenring wieder an seinen Platz bringt.“
    „Durch Thermitschweißung und mit Hilfe einer elektrischen Hebewinde, Genosse Kommandant“, sagte Kosyrew.
    „Hm … so!“ Der Kapitän streifte Kosyrew mit einem forschenden Blick. „Wie wollen Sie das machen?“
    „Wir errichten um das Heck herum ein Gerüst“, antwortete Kosyrew, ohne zu zögern.
    „Richtig!“ pflichtete ihm der Oberleutnant bei.
    Kosyrew und Matwejew kletterten auf den Schiffsrumpf und untersuchten das Heck und die innere Fläche des Düsenringes.
    „Nun, wie steht’s?“ fragte der Kapitän.
    „Ausgezeichnet“, antwortete Kosyrew aufgeräumt. „Das Leck hat glatte Ränder – wie durchschnitten, ohne Zacken. Das erleichtert die Ausbesserung.“
    „Morgen früh gleich ans Werk“, sagte der Kapitän. „Die Aufsicht über diese Arbeit bitte ich Sie, Alexander Leonidowitsch, zu übernehmen! Und jetzt zurück aufs U-Boot!“ befahl der Kapitän. „Beeilen wir uns! Wir bringen unseren Kameraden eine gute Botschaft und wollen sie nicht allzulange warten lassen.“
    Die Freude war groß. Obgleich schon Schlafenszeit war, hielt die gute Nachricht alle noch lange wach.
    Schließlich trug doch die Müdigkeit den Sieg davon, und bald herrschte im U-Boot Stille. Nur Skworeschnja, der allein die Wache hatte, hielt sich mit Mühe wach, vor sich hin summend. Es gab einen Augenblick, da Skworeschnja, leicht an einen Türrahmen gelehnt, für zwei oder drei Minuten einnickte. Aber gerade in diesen kurzen Minuten ging eine leichte Erschütterung durch den Schiffskörper. Im

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