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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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bald mit jener Brigade, überall da, wo es am nötigsten war. Nach zwei, drei Tagen war er der allgemeine Liebling geworden, und die Brigaden erfanden alle möglichen Vorwände, um ihn für ihre Arbeit zu gewinnen.
    Einige Male am Tage kam der Kapitän in den Maschinenraum, ging langsam durch alle Kammern, überzeugte sich vom Fortgang der Arbeit, lauschte den Hammerschlägen, dem Knirschen der Bohrer und dem Zischen der Elektroden beim Schweißen. Sein zufriedenes Lächeln spornte die Arbeitenden an. Oft konnte er dieser Atmosphäre der Arbeitsbegeisterung nicht widerstehen, dann warf er seine Uniformjacke ab und schloß sich eine Stunde oder zwei einer Brigade an, die gerade eine besonders schwierige Aufgabe zu erledigen hatte. Nur zögernd hörte er wieder auf, um seinen Inspektionsgang zu beenden und die Verletzten im Schiffslazarett zu besuchen. Hier trat er zuerst an die Koje, in der reglos, mit geschlossenen Augen, einen Eisbeutel auf dem Kopf, Leutnant Krawzow lag, und schaute lange auf das leichenblasse Gesicht des Schwerverletzten. Und jedesmal fragte der Kapitän den Zoologen leise, ob der Leutnant mit dem Leben davonkommen würde. Lordkipanidse antwortete heute bekümmert:
    „Krawzow hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten; er braucht absolute Ruhe. Wenn keine Komplikationen eintreten, wird der Kranke vielleicht in einigen Tagen wieder das Bewußtsein erlangen.“
    „Und Krutizki?“ fragte der Kapitän, an die Koje des Tauchers tretend.
    „Sein Zustand ist nicht so besorgniserregend“, antwortete der Zoologe, „er wird bald wieder zu sich kommen.“
    „Wird die Bauchwunde verheilen?“
    „Die Blutung in der Bauchhöhle hat aufgehört, aber es besteht die Gefahr einer Eiterung.“
    Siedler und Stscherbina nahmen heute schon Nahrung zu sich, und ihr Befinden war zufriedenstellend. Der Kapitän unterhielt sich mit ihnen und kehrte in seine Kajüte zurück.
    Nachdem er eine Aufstellung über den Gang der Instandsetzungsarbeiten angefertigt hatte, zog er das Logbuch zu sich heran. Immer wenn er es zur Hand nahm, schlug er die erste Seite auf, auf der Leutnant Krawzow seine letzten Eintragungen in der Unglücksnacht gemacht hatte.
    Was bedeuteten diese paar Zeilen über einen Ausfall von Düsen, für deren Instandsetzung der Leutnant dem Maschineningenieur einen Passierschein zum Verlassen des U-Bootes ausgefertigt hatte? Warum hatte Krawzow den Passierschein ohne Genehmigung des Kapitäns ausgegeben? Gewiß, etwas Leichtsinn und Sorglosigkeit waren dem Leutnant schon immer eigen. Und trotzdem. – Die Ausgabe des Passierscheins war durch den Hinweis auf eine unmittelbar drohende Gefahr motiviert. War es tatsächlich so gewesen, daß die Sache mit einer Verstopfung der Düsen durch Bimsstein und Asche begonnen hatte, wie aus der Kopie im Passierscheinblock hervorging? Von dieser Gefahr konnte der Leutnant nur durch Gorelow erfahren haben. – Der Kapitän schlug den Passierscheinblock auf und studierte wieder jede Zeile, jedes Wort der Kopie. Wie aufgeregt der Schreibende gewesen sein mußte! Wie sich diese Zeilen von der sonst so klaren Handschrift des Leutnants unterschieden! Was hatte ihn so durcheinandergebracht? In der Kopie waren folgende Worte dick unterstrichen: „Eilt sehr! Sofort zum Düsenreinigen durchlassen …“ Vielleicht war es auch wirklich so, daß die Verstopfung der Düsen eine Ansammlung von Knallgas verursacht hatte und Gorelow, bevor er sie reinigen konnte, von der Explosion überrascht wurde. Wie ein Held war er dann auf seinem Posten gestorben … Wie ein Held? Aber warum hatten die Signalgeräte im Steuerraum die Gasansammlung nicht angezeigt? Warum wurde der Gaszustrom zu den Rohren, sobald ein Überdruck eingetreten war, nicht selbsttätig gedrosselt? Warum hatten Warnmechanismus und Selbstschaltung gleichzeitig und noch vor der Explosion zu funktionieren aufgehört? Das konnte unmöglich nur Zufall sein. Irgend jemand mußte da die Hand im Spiele gehabt haben. Wer aber konnte es außer Gorelow gewesen sein, der ja in der fraglichen Zeit Dienst hatte? Er, nur er konnte es gewesen sein! Er hatte die Explosion gewollt! Er war es, der den leichtgläubigen Leutnant irregeführt und ihn veranlaßt hatte, unter Umgehung eines strikten Befehls den Passierschein auszuschreiben. – Und warum hatte der Leutnant, nachdem er Gorelow den Passierschein ausgehändigt hatte, nicht gleich danach seinen Kapitän verständigt? Gorelow hatte doch bestimmt noch fünf oder sieben Minuten

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