Das Geheimnis zweier Ozeane
U-Boot schliefen alle fest, und niemand verspürte den leichten Stoß. Skworeschnja erwachte, seufzte vernehmlich und setzte, ohne etwas gemerkt zu haben, wieder vor sich hin summend, seine einsame Wanderung durchs U-Boot fort.
Achtes Kapitel
KOCHAU-RONGO-RONGO
V
o r vielen Jahren, Ende des neunzehnten Jahrhunderts, entwickelte Dr. Hans Goldschmidt eine chemische Reaktion, die später nach ihm benannt wurde. Die Wirkung dieser Reaktion besteht darin, daß ein Gemisch von Metalloxyd und Aluminiumpulver beim Abbrennen Temperaturen bis zu 3000 Grad Celsius liefert, indem sich das Aluminiumpulver unter großer Wärmeentwicklung mit dem Sauerstoff des Oxyds verbindet. Dabei bildet sich flüssiger Stahl, der den zu schweißenden Gegenstand umgibt, und ein flüssiges Aluminiumoxyd als Schlacke, das sich später verhärtet und danach abgebrochen wird.
Dieses Gemenge aus Metalloxyd und Aluminiumpulver heißt Thermit. Als die „Goldschmidt-Reaktion“ bekannt geworden war, diente sie vorerst nur zur Gewinnung einiger einfacher Eisenlegierungen und zum Schweißen von Bahngeleisen.
Vierzig Jahre lang wurde das Thermit in sehr beschränktem Maße in Laboratorien und in der metallurgischen Praxis verwendet, bis schließlich sowjetische Wissenschaftler die vielseitigen Möglichkeiten des Thermits entdeckten. Es stellte sich heraus, daß jedes beliebige Metalloxyd reduziert werden kann, und zwar in einem einfachen Tiegel, ohne besondere Vorrichtungen, nur unter Hinzufügung bestimmter Elemente wie Aluminium, Lithium, Natrium, Silizium. Besonders kennzeichnend für den Verlauf der „Thermit-Reaktion“ sind die außergewöhnlich hohen Temperaturen, die sich dabei entwickeln. Die Reaktion Wolfram-Aluminium liefert eine Wärme von 7500 Grad Celsius, also mehr als die Oberflächentemperatur der Sonne, die bei 6000 Grad Celsius liegt.
Als Krepin sein U-Boot baute, hatten sowjetische Wissenschaftler schon erreicht, daß die Thermit-Reaktion sogar unter Wasser ebenso angewendet werden konnte wie unter normalen Bedingungen autogenes Schweißen und Schneiden, jedoch viel einfacher und gefahrloser.
Diese Thermitschweißung wollte sich nun Kosyrew zunutze machen, um den Düsenring wieder an seinen Platz zu versetzen. Der Ring war aus einer so schwer schmelzbaren Legierung angefertigt, daß kein anderes Schweißverfahren wirksam gewesen wäre.
Als Skworeschnja, Romejko und Matwejew am frühen Morgen des 6. August in der Druckkammer Rohre, Stahltrossen, Bleche und anderes Material zur Errichtung eines Gerüstes am Heck des U-Bootes bereitstellten, hatte Kosyrew mit dem Kapitän alle Berechnungen über die Montage des Düsenringes bereits beendet. Er ging ebenfalls in die Druckkammer, wo Skworeschnja und seine Begleiter schon auf ihn warteten. Sie legten ihre Taucheranzüge an, und auf ein Signal an den Steuerraum füllte sich die Kammer mit Wasser. Danach war das Knirschen der Trossen zu hören, die die Plattform herunterließen. Doch diese klappte mit ihrem oberen Rand nur einen halben Meter von der Schiffswand zurück, und das Knirschen verstummte.
„Teufel noch mal!“ schimpfte Skworeschnja, vor Ungeduld hin und her laufend. „Feine Elektriker haben wir! Alles nur halbe Arbeit!“
„Die Plattform klappt nicht gänzlich herunter!“ meldete Kosyrew in den Steuerraum. „Woran mag es liegen?“
„Das verstehe ich nicht“, antwortete der Kapitän erstaunt. „Gestern war sie ja noch in Ordnung. Ich werde den Elektrotechnikern gleich den Befehl geben, das Getriebe zu untersuchen. Warten Sie noch etwas!“
„Während Marat die Kabel untersucht, wollen wir mal hier nachsehen“, schlug Skworeschnja vor. „Vielleicht haben sich nur die Trossen festgeklemmt.“
„Wie soll ich denn da rankommen?“ fragte Matwejew, den schmalen Spalt zwischen Schiffswand und Plattform betrachtend.
„Klettere doch an den Rohren hoch, du komischer Kauz! Oder noch besser – steig auf meine Schultern.“
Auf den breiten Schultern Skworeschnjas fühlte sich Matwejew so sicher wie auf einer Stehleiter. Unter der Decke der Kammer sah er sich die Rolle mit dem aufgewickelten Drahtseil an, untersuchte in der Schiffswand die Öffnung für die Trossen und steckte dann den Kopf in den Spalt zwischen dem Rand der Plattform und dem Schiffskörper.
„Hier ist alles in Ordnung“, teilte er Skworeschnja mit. „Halt!“ schrie er plötzlich. „Heb mich höher! Noch höher! – Nanu, was ist denn das? Komische Sache …!“
Der sonst so ruhige und
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