Das Geheimnis zweier Ozeane
U-Bootes holte Kosyrew die verschiedenartigsten Stoffe und gab sie in immer neuen Kombinationen den Thermiten zu. Diese Thermite entwickelten sonst eine Temperatur, die genügte, um jedes Metall zu schmelzen. Mit viel Mühe gelang es endlich Kosyrew am dritten Tage nach Beginn der Arbeiten, ein Gemisch der Thermitelemente zusammenzustellen, deren Hitzeentwicklung das Metall etwas erweichte. Das war aber zuwenig, und Kosyrew mußte seine Bemühungen fortsetzen. Er zerbrach sich den Kopf. Es war ärgerlich, ja, beschämend! Die Freunde hatten inzwischen schon so viel geschafft, und er …?
Als das Metall des Düsenringes kaum merklich weich wurde, kam Kosyrew ein Gedanke, den er sofort dem Oberleutnant mitteilte:
„Wenn wir den Düsenring mit der Hebewinde auch nur einen Millimeter näher an seinen Platz heranrücken könnten, wäre das sehr gut. Ich könnte inzwischen nach einem neuen Gemisch suchen.“
„Bitte“, sagte der Oberleutnant achselzuckend. „Aber damit ist das Problem noch lange nicht gelöst.“
„Egal!“ erwiderte Kosyrew halsstarrig. „Besser das, als nichts.“
Die Hebewinde spannte die Drahtseile und wickelte sie, unmerklich fürs Auge, auf die Welle. Nach vierundzwanzig Stunden waren nur zehn Millimeter Drahtseil aufgewickelt. Das war nicht der Rede wert, doch Kosyrew war zufrieden. Immerhin war der Anfang da. Er beriet sich mit Skworeschnja, und dieser machte einen Vorschlag: Warum sollte man nicht der Winde nachhelfen? Wenn er mit einem großen Hammer auf den Düsenring schlüge, so würde die Winde noch mehr schaffen.
Diesmal war es Kosyrew, der die Achseln zuckte.
„Was denkst du! Soll das ein Witz sein? Die Winde arbeitet doch mit fünftausend PS. Wieviel macht da schon dein Hammer aus?“
„Es handelt sich nicht um meine zusätzliche Pferdestärke, sondern um die Stöße, die Schläge, die eine Verlagerung der Moleküle im erweichten Metall bewirken können.“
„Du kannst es ja versuchen“, antwortete Kosyrew zweifelnd. „Schaden kann’s auf keinen Fall.“
Ein paar Minuten später hörte man vom Heck dröhnende Hammerschläge. Es hörte sich an wie das Läuten einer riesigen Glocke.
Der Kapitän saß im Steuerraum. Er stellte eine Übersicht der geleisteten Arbeiten zusammen und berechnete die voraussichtliche Dauer der gesamten Reparaturen. Man könnte schon zufrieden sein, wenn nicht diese unerwartete Verzögerung mit den Düsen wäre. Wenn Kosyrew in den nächsten zwei oder drei Tagen keinen Erfolg haben sollte, würde das die rechtzeitige Ankunft in Wladiwostok in Frage stellen.
In diese unerfreulichen Gedanken versunken, achtete der Kapitän nicht auf die Geräusche, die in den Steuerraum aus den unteren Kammern des U-Bootes drangen.
Er stand auf und schaute auf die Uhr. In einer Stunde war Mitternacht. Oben, über dem Meer, lag jetzt dunkle tropische Nacht, am Himmel funkelten Sterne, und die Wellen plätscherten leise am Strand, der einst von stummen steinernen Inselwächtern gesäumt war …
Der Kapitän fuhr sich über die Stirn. In einer Stunde würde die Arbeit ruhen; man mußte jetzt sehen, wie weit sie gediehen war. Plötzlich hob er den Kopf und horchte. Aus der Ferne klang metallisches Dröhnen herüber. Was konnte das sein?
Der Kommandant beeilte sich, seinen Rundgang zu machen. Er besuchte die unteren Räume und Kammern. Die Arbeit ging glänzend voran. Aus dem Maschinenraum ging er in die Druckkammer, in der Romejko, der erst vor drei Tagen aus dem Lazarett entlassen worden war, Wache hielt. Romejko half ihm in den Taucheranzug. Als der Kapitän auf die Plattform trat, schwoll das geheimnisvolle Dröhnen unter seinem Helm an. Der Kommandant jagte durchs Wasser.
Im grellen Licht der Scheinwerfer schlug Skworeschnja mit seinem gewaltigen Hammer auf den Düsenring ein wie ein mittelalterlicher Recke, der einen hundertköpfigen Drachen bekämpft.
Der Kapitän stürzte auf ihn zu, packte ihn zornig an der Schulter und schrie:
„Was machen Sie da? Wer hat Ihnen das erlaubt? Sofort mit dem Krach aufhören! Haben Sie vergessen, daß wir uns in der Nähe einer bewohnten Insel befinden?“
Alle bekamen einen mächtigen Rüffel: Skworeschnja, Kosyrew und auch der Oberleutnant. Sie standen betreten da und schwiegen. Sie wußten, daß sie eine Dummheit gemacht hatten.
Ngaara stand aufrecht in seinem zerbrechlichen Kanu und trieb es mit kaum merklichen Bewegungen des Ruders in den offenen Ozean.
Weit hinter ihm, in der Dunkelheit, flackerte ein winziges
Weitere Kostenlose Bücher