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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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auf der Insel angetroffen wurden. Und dann kam eine Zeit, da die alten Rapa-Nui-Insulaner merkten, wie ihr Eiland langsam, aber unaufhaltsam vom Meer verschlungen wurde. Voller Angst flehten sie ihre Götter an, sie vor dem Meer zu schützen. Sie begannen am Meeresufer riesige Terrassen zu bauen und stellten zahlreiche Götzen als Wächter und Beschützer des heimatlichen Landes auf. Aber vergebens richteten die steinernen Götter ihren zornigen Blick drohend auf die Fluten. Die Menschen verloren jedoch die Hoffnung nicht. Fieberhaft setzten sie ihre Arbeit fort. Sie meißelten neue Götzenbilder, bauten neue Achu und bewehrten sie mit immer neuen Reihen ihrer Wächter und Beschützer. Das dauerte wahrscheinlich viele Jahrzehnte lang. Vielleicht verloren die Insulaner allmählich ihren Glauben an die Macht der Götter, vielleicht bewog sie aber auch ein plötzliches Anschwellen der Fluten oder ein Erdbeben, die Insel zu verlassen. Eine Panik muß sie erfaßt haben. Sie beluden die Kanus mit ihrem Hab und Gut, um Rettung in einem anderen Lande zu suchen. Solche Umsiedlungen von Insel zu Insel, wobei riesige Entfernungen auf dem Ozean zurückgelegt wurden, geschahen ziemlich oft in der Geschichte der Polynesier.
    Manche Wissenschaftler nehmen an, die jetzigen Bewohner der Osterinsel seien nicht Reste ihrer alten Bevölkerung, sondern Neuankömmlinge, die von der Insel, die nur langsam im Ozean versinkt, Besitz ergriffen haben.“
    Schelawin schwieg und sog nachdenklich am Mundstück der Thermosflasche. Pawlik, den die Erzählung des Ozeanographen wie ein altes Märchen anmutete, schwieg auch. Schließlich fragte er:
    „Nun, und diese Neuankömmlinge … wie ist es ihnen ergangen?“
    „Sie haben wohl lange Zeit gar nicht schlecht gelebt – bis zu dem Tage, da sich europäische ,Zivilisatoren‘ für sie zu interessieren begannen. Die Folge waren Krankheiten, Gier nach Schnaps und Tabak. Die beklagenswerten Naturkinder bekamen die sogenannte Kultur am eigenen Leibe zu spüren.
    Aber den schwersten Schlag erlitt die Insel achtzehnhundert-zweiundsechzig, als sie von peruanischen Sklavenhändlern überfallen wurde. Nach Verübung furchtbarer Greueltaten, nachdem sie gemordet und geplündert hatten, verschleppten die Peruaner den größten Teil der Inselbevölkerung – fünftausend Menschen – auf die Insel Chincha vor der Küste Südamerikas. Hier mußten die Gefangenen in harter Fronarbeit Guano abbauen – mächtige Ablagerungen von Kot und Seevögelleichen –, der als Stickstoff und phosphorsäurehaltiges Düngemittel nach Europa exportiert wird.
    Einige wenige dieser Unglücklichen wurden später freigelassen, aber sie schleppten in ihre Heimat die Pocken ein, die den Rest der Bevölkerung noch mehr dezimierte. Von da an begannen die Insulaner auszusterben, und schon im Jahre achtzehnhundertsechsundachtzig zählte die gesamte Insel nur noch einhundertfünfzig Einwohner. In der letzten Zeit ist diese Zahl etwas angewachsen – auf zweihundertfünfzig Menschen. So ist es, Pawlik! – Auch noch viele andere Geheimnisse birgt diese kleine, öde Insel für die Wissenschaft. Das alles kann man nicht auf einmal erzählen. Außerdem müssen wir nun zum U-Boot zurückkehren. Die Untersuchung dieser unterseeischen Hänge fortzusetzen, halte ich jetzt für überflüssig.“
    Beide beluden sich mit den Fischernetzen, den heiligen Tafeln und den anderen Funden von der Osterinsel und machten sich auf den Rückweg.
    Als sie nach zwei Stunden mit ihren Schätzen im Lichtkegel des U-Bootes erschienen, wurden sie mit Ausrufen des Staunens empfangen.
    Schon auf der Plattform der Druckkammer erblickten sie den Kapitän im Taucheranzug. Seine erste Frage an Schelawin lautete:
    „Wo sind wir, Iwan Stepanowitsch?“
    „Am Fuße der Osterinsel!“
    Der Kapitän zog die Brauen zusammen.

Neuntes Kapitel
DAS GEHEIMNIS DER OSTERINSEL
    D
    ie ,Pionier‘ ankerte am Fuße der Insel. Ihr Metallkörper glänzte im starken Licht zahlreicher Scheinwerfer. Es schien, als wollte das von einem Gewirr stählerner Trossen umflochtene U-Boot die Insel in die Tiefe schleppen.
    Zwei Tage schon brannte das Thermit unter dem Düsenring, ohne daß das Metall von der Glut erweicht wurde. Kosyrew war ratlos und konnte sich nicht erklären, warum die Temperatur, die sich bei der Thermitreaktion entwickelte, kaum zweitausend Grad erreichte. Die Sache klappte nicht, und das beunruhigte sowohl den Kapitän als auch die Schiffsbesatzung. Aus dem Laboratorium des

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