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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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enthält das Seewasser?“
    Zoi war noch schlaftrunken, aber schon im nächsten Augenblick hatte er sich gesammelt.
    „Überall im Weltmeer, außer an den Küsten“, antwortete er, „ist die Zusammensetzung des Wassers die gleiche. Der mittlere Gehalt an Salzen ist fünfunddreißig Gramm auf tausend Gramm Wasser; der Gehalt an Magnesiumchlorid beträgt stets 10,878 vom Hundert des allgemeinen Gehaltes an Salzen im Wasser, das heißt drei Gramm und achthundertsieben Milligramm in jedem Kilogramm Wasser.“
    „Und im Finnischen Meerbusen?“ unterbrach ihn ungeduldig Kosyrew.
    „Im Finnischen Meerbusen, wo der mittlere Salzgehalt etwa fünf Gramm auf tausend Gramm Wasser beträgt, ist der Gehalt an Magnesiumchlorid der gleiche, das heißt nur fünfhundertvierundvierzig Milligramm auf tausend Gramm Wasser …“
    „Fast vier Gramm im Ozean und nur etwa ein halbes Gramm im Finnischen Meerbusen“, stöhnte Kosyrew. „Oh, ich Dummkopf! Wieso habe ich nicht an diesen Unterschied gedacht! Unser Thermit ist doch nur auf den Salzgehalt des Finnischen Meerbusens berechnet, wo auch die Experimente durchgeführt werden! Bei nur einem halben Gramm Magnesiumchlorid in einem Kilogramm Wasser! Dabei sind es doch hier im Ozean ganze vier Gramm! Und unser Thermit resorbiert ja so gierig diesen Überschuß an Magnesiumchlorid. Wieso habe ich nicht eher daran gedacht?“ Kosyrews Augen glänzten. „Ins Laboratorium, Zoi!“ rief er erregt. „Heute wird das Thermit so brennen, daß sogar dieses Teufelsmetall zerfließen wird!“
    Kosyrew stürzte im Laufschritt zum Ende des Ganges, wo sich hinter dem Steuerraum, gegenüber dem Biologischen Kabinett, das Laboratorium befand.
    Fünf Minuten später standen die beiden Freunde vor ihren Arbeitstischen, mit sicherer Hand das letzte, entscheidende Experiment beginnend.
    Der 15. August war ein Tag der Erfolge.
    Am Morgen konnte die Funkstation wieder in Betrieb genommen werden. Der Kapitän konnte endlich, nach achtzehn Tagen, die Regierung über die Einzelheiten der Katastrophe informieren.
    Der zweite Sieg dieses in jeder Beziehung außergewöhnlichen Tages war die Beendigung der Ausbesserungsarbeiten an der Bugkanone. Sie war wieder vollkommen in Ordnung. Das U-Boot hatte seine alte Kampfkraft wiedergewonnen.
    Bald nach dem Mittagessen waren auch die beiden Infrarot-Aufklärer einsatzfähig geworden. Nach achtzehn Tagen der Blindheit hatte das U-Boot wieder Augen erhalten. Die Ergänzung durch die Bildwerfer fehlte noch, aber die Akustiker brauchten für die Reparatur höchstens noch zwei Tage.
    Und dann, seit fünfzehn Uhr, brannte unter dem Düsenring das neue Thermit, auf das der starke Gehalt an Magnesiumchlorid im Seewasser ohne Wirkung war. Bereits nach zwanzig Minuten Brenndauer entwickelte die Thermitreaktion eine Temperatur von fünftausendfünfhundert Grad.
    Diesen Tag hätte man einen glücklichen nennen können, wären nicht drei Vorkommnisse gewesen, die ihn verdüsterten.
    Um vierzehn Uhr, nach den ersten zufriedenstellend verlaufenen Versuchen unter Wasser, wurden beide Infrarot-Aufklärer zur Oberfläche geschickt. Vorsichtshalber ließ man sie dicht über das Wasser gleiten, damit sie nicht von den Inselbewohnern bemerkt würden. Die Bildschirmkuppel zeigte den klaren Himmel mit der im Zenit stehenden Sonne. Alles atmete Ruhe und Frieden. Der Kapitän wollte schon den Befehl zur Zurücknahme der Aufklärer geben, als plötzlich am nördlichen Horizont ein schwarzer Punkt auftauchte, der schnell größer wurde und bald deutliche Formen annahm.
    „Ein Flugzeug!“ rief der Oberleutnant aus.
    Es dauerte nicht lange, bis es auf dem Bildschirm sichtbar wurde. Über der Insel zog es einige Kreise, bald tiefer, bald höher fliegend, und verschwand dann in südlicher Richtung.
    „Seltsam“, sagte der Kapitän nachdenklich. „Das sah ja wie ein Aufklärungsflugzeug aus.“
    Eine wachsende Unruhe bemächtigte sich seiner.
    Indes standen neue Unannehmlichkeiten bevor.
    Bisher hatten die Aussagen der Schiffsbesatzung nichts ergeben, was in die rätselhafte Angelegenheit der Explosion hätte Klarheit bringen können. Heute jedoch konnte der Kommissar dem Kapitän einige neue Tatsachen melden, die zu gewissen Schlußfolgerungen berechtigten. Leutnant Krawzow, dessen Befinden sich in der letzten Zeit gebessert hatte, konnte heute mit Zustimmung des Zoologen seine ersten Aussagen machen. Daraus ging die fahrlässige Handlungsweise des Leutnants hervor, der dem Kapitän den

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