Das Geheimnis zweier Ozeane
Strom niedriger Spannung um, mit dem die Akkumulatoren aufgeladen werden.“
Pawlik war hier schon mit Marat gewesen, und Gorelow erzählte ihm nichts Neues. Das alles war ihm schon bekannt. Aber er hatte keinen Mut, es Gorelow zu sagen. Er nickte nur höflich mit dem Kopf und mußte daran denken, daß er zu spät zum Verbinden kommen würde und daß ihn Arsen Dawidowitsch deshalb ausschelten könnte. Was sollte er tun? Er könnte sich ja bei Gorelow höflich entschuldigen und weggehen. Aber vielleicht würde der wieder wütend werden?
Sie betraten den nächsten Raum; hier standen die Geräte zur Erhitzung des Schiffsrumpfes, wenn sich um ihn eine Dampfhülle zur Erreichung hoher Geschwindigkeiten bilden sollte. In dem anschließenden Raum befanden sich die Kompressoren, die das Wasser mittels Preßluft aus den Tauchtanks herausdrückten, um dem U-Boot das Auftauchen zu ermöglichen. Sie durchquerten dann noch eine Kammer mit Preßluftflaschen und gelangten schließlich wieder in einen Generatoren- und Transformatorenraum.
„Fjodor Michailowitsch“, sagte Pawlik höflich. „Mir scheint, wir haben diese Maschinen schon vorhin gesehen.“ Er faßte Mut und wollte schon sagen, daß er für die Belehrung sehr dankbar sei, aber jetzt sofort zum Verbinden müsse, da Arsen Dawidowitsch sicherlich schon auf ihn warte. Aber gerade, als er den Mund wieder öffnete, trat Gorelow auf die gegenüberliegende Scheidewand zu und drückte auf einen grünen Knopf. Eine Tür öffnete sich, und man sah einen niedrigen, schmalen Raum, dessen hintere Wand bogenförmig gerundet war. Anscheinend waren sie jetzt im Heckteil des U-Bootes angelangt.
Pawlik war hier noch nie gewesen und hatte nicht vermutet, daß hinter der letzten Scheidewand noch weitere Kammern lagen. Er wurde plötzlich neugierig und vergaß seine Eile.
Gorelow betrat die neue Kammer und rief, während er sich unter der gewölbten Decke bückte:
„Komm ‘rein, Pawlik! Zu diesem Raum hat nicht jeder Zutritt. Komm schnell ‘rein, man darf die Tür nicht offenlassen.“
Pawlik ließ sich nicht zweimal bitten. Kaum war er in der Kammer, als Gorelow wieder auf einen Knopf drückte und die Tür sich sofort schloß. Pawlik hatte jedoch noch Zeit, die ungewöhnliche Dicke der Scheidewand zu bemerken, die diese Kammer von den anderen Räumen des U-Bootes trennte.
„Warum haben Sie die Tür so schnell geschlossen, Fjodor Michailowitsch?“ fragte Pawlik und schaute sich um.
„Wir befinden uns jetzt in der Kammer für die Elektrolyse des Wassers“, sagte Gorelow, Pawliks Frage überhörend. „In diesen langen Wannen zersetzt der elektrische Strom das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Jedes dieser Gase sammelt sich in einem gesonderten Ballon: in den linken strömt Wasserstoff, in den rechten Sauerstoff. Von hier gelangen beide Gase durch gesonderte Leitungen in zwei Gassammler, die sich im oberen Teil des U-Bootes befinden. Dort werden sie unter hohem Druck verdichtet und in riesigen zylindrischen Behältern aufbewahrt. Aus diesen leiten besondere automatische Vorrichtungen das Gas in genau abgemessenen Mengen durch Rohre zur kugelförmigen Kammer der Düse. – Klopf mal mit dem Finger gegen die Scheidewand … Hörst du den dumpfen Ton? Die Wand ist nämlich sehr dick. Vier Zentimeter! Denke nicht, daß das wenig ist. Denn sie ist aus einer so harten Legierung hergestellt, daß ihre Festigkeit der einer stählernen Scheidewand von nicht weniger als fünfzig Zentimeter Dicke entspricht. Das ist notwendig, falls hier mal Gase einströmen sollten und sich Knallgas bildet; denn ein zufälliger Funke kann eine furchtbare Explosion auslösen. Diese Scheidewand muß einer solchen Explosion standhalten und das U-Boot vor einer Beschädigung, vielleicht auch vor dem Untergang schützen. Dort, hinter der Wand, laufen Dutzende von Rohren, durch die der Wasserstoff und der Sauerstoff unter Druck zur Zentraldüse und zu den Ringdüsen geleitet werden, die sich am Ende des U-Bootes befinden; ihre sich konisch erweiternden Öffnungen sind nach hinten gerichtet. Im Hohlraum einer jeden Düse, der Verbrennungskammer, mischen sich beide Gase und bilden Knallgas. Ein Funke bringt es zur Explosion. Bei tausend Explosionen in der Minute entwickelt das U-Boot eine Geschwindigkeit bis zu einhundertundfünfzig Kilometern in der Stunde. Außer den Triebdüsen – den zentralen und den Ringdüsen – befinden sich auf einem Ring, der den äußersten hinteren Teil des Hecks umschließt,
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